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11.06.2008 | 09:22 | Gentechnik-Forschung 

Umweltsicherheit von gentechnisch verändertem Mais

Braunschweig - Eine Forschergruppe des Johann Heinrich von Thünen-Instituts erhält eine hohe Fördersumme, um die Auswirkungen von gentechnisch verändertem Mais zu untersuchen.

Gentechnisch veränderter Mais
(c) proplanta
Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Christoph Tebbe am Institut für Biodiversität des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Braunschweig hat für ein Forschungsprojekt zu den Auswirkungen von neuartigem gentechnisch verändertem Mais Forschungsmittel von über 400.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einwerben können.

Der Hintergrund: Weltweit werden bereits heute gentechnisch veränderte Nutzpflanzen, darunter auch Mais, angebaut, um Insektenschädlinge abzuwehren. Diese Pflanzen enthalten ein bestimmtes Eiweiß, das natürlicherweise von einem Bodenbakterium, Bacillus thuringiensis (Bt), gebildet wird und für bestimmte Insekten als Fraßgift wirkt.

Für die menschliche Gesundheit sind Bt-Toxine, die auch für den Bioanbau zugelassen sind, unbedenklich. Mit Hilfe der Gentechnik lässt sich die Fähigkeit der Bakterien, dieses Eiweiß zu bilden, auch auf Pflanzen übertragen. Gegenüber den herkömmlichen chemischen Insektiziden haben Bt-Toxine einen Vorteil: Sie zielen genauer auf den Schädling, müssen nicht mit Pflanzenschutzgeräten versprüht werden und verschonen so die meisten anderen Insekten, zum Beispiel die nützlichen Bienen.

Für den zukünftigen Maisanbau in Deutschland drohen jedoch gleich zwei Feinde: die Raupen des Maiszünslers, der zu den Nachtfaltern gehört, und zunehmend auch Larven des Westlichen Maiswurzelbohrers (Diabrotica), einem Blattkäfer. Da beide Insektengruppen wenig miteinander verwandt sind, reicht für den kompletten Schutz auch nicht ein einzelnes Bt-Toxin, sondern nur die Kombination von mehreren. Doch wie wirken solche neuartigen Kombinationen auf Bodenmikroorganismen?

Bereits in früheren Projekten fand das Forscherteam des vTI (damals noch Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, FAL) heraus, dass sich die Mikroorganismen im Wurzelbereich der gentechnisch veränderten Maispflanzen nicht von den Mikroorganismen bei herkömmlichen Maissorten unterschieden. Außerdem zeigten sie, dass einzelne Bt-Toxine jeweils für sich im Boden gut abgebaut werden.

Mit Hilfe molekularer Verfahren können die Forscher am vTI noch kleinste Nanogramm-Mengen dieser Substanzen finden, weit unterhalb jeder bekannten biologischen Wirkungsschwelle. Durch die empfindlichen Messungen lässt sich bereits früh erkennen, ob es langfristig zu einer Anreicherung der Bt-Toxine in Böden kommen könnte oder ob die Toxine schnell abgebaut werden.

Zudem wird analysiert, wie die Bt-Toxine in Kombination auf die natürlichen Bodenmikroorganismen wirken. Beide Aspekte sind wichtige Kriterien für die Bewertung der Umweltverträglichkeit. Neben dem Institut für Biodiversität sind auch andere Forschergruppen an den jetzigen Untersuchungen beteiligt, unter anderem Bienenforscher der Universität Bayreuth, Bodenkundler der Universität Göttingen und Zoologen der Universität Aachen (RWTH).

Über die Ergebnisse der Forschungen dieses ökologischen Verbundprojekts wird schon während der laufenden Arbeiten regelmäßig auch im Internet berichtet (www.biosicherheit.de). Arbeitsgruppenleiter Professor Tebbe: "Dadurch wollen wir die Transparenz der biologischen Sicherheitsforschung erhöhen. Wir hoffen, dass die Ergebnisse zu einer sachlichen und sinnvollen Diskussion über die tatsächlichen Chancen und Risiken der Gentechnik in der Landwirtschaft beitragen." (vTI)
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