Die Untersuchung „Proteine aus der Grünlandnutzung“ (ProGrün) wird vom baden-württembergischen
Landwirtschaftsministerium mit rund 1 Mio. Euro gefördert und stellt damit ein Schwergewicht der Forschung an der Hohenheimer Hochschule dar. Laut Darstellung der Wissenschaftler hat man lange gedacht, nur Wiederkäuer wie Rinder und Schafe könnten das in Gras und anderen Grünlandpflanzen enthaltene Eiweiß verwerten.
Das Projekt ProGrün zeige aber, dass sich dieses Protein grundsätzlich auch als Tierfutter für Nicht-Wiederkäuer eigne, wenn es zuvor aus seiner pflanzlichen Struktur herausgelöst werde. Doch in den Pflanzen von
Wiesen und Weiden stecke noch mehr als eine neue Eiweißquelle für Schweine und Geflügel; auch in der menschlichen
Ernährung könnten diese eine Alternative zu Soja darstellen.
Außerdem seien sie Ausgangsmaterial für biobasierte Kunststoffe und Papier, Energie und Dünger. Damit auch Nicht-Wiederkäuer das
Grünfutter verstoffwechseln können, ist den Wissenschaftlern zufolge ein Zwischenschritt zur Extraktion und zum Aufschluss der verdaulichen Proteine notwendig. Dazu werde das in den meisten Fällen verwendete Gras zunächst zerkleinert und gepresst.
Heraus komme der Presssaft mit einem hohen Anteil an löslichen Proteinen, einer Restmenge an Kohlenhydraten sowie weiteren chemischen Verbindungen. Die festen Bestandteile und rund zwei Drittel des Proteins blieben im sogenannten Presskuchen zurück. Nach Angaben der Forscher kann so aus rund 45 t frisch geschnittenem Gras ein proteinreiches Futter mit 1.000 kg Proteinanteil hergestellt werden. Die Zusammensetzung der Aminosäuren in dem Proteinextrakt entspreche in etwa der von Soja.
Daher sei das Protein im Prinzip hervorragend für die Ernährung von Hühnern und Schweinen geeignet. Langfristig soll es laut den Experten auch möglich sein, den gewonnenen Proteinextrakt für die menschliche Ernährung einzusetzen. Der übriggebliebene Presskuchen, der noch genügend Protein enthalte, sei auch für die Fütterung von Rindern geeignet. Und zu guter Letzt könne er auch in einer Biogasanlage verwertet werden. Deren
Gärreste würden als Dünger auf die Felder ausgebracht und könnten so den Nährstoffkreislauf schließen.
AgE