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09.05.2015 | 10:39 | Zu wenig Dunkelheit 
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Viele Tiere leiden unter Lichtsmog

Berlin - Wenn die Nacht zum Tag wird, bringt das auch die Tierwelt aus dem Takt. In Städten wie Berlin wird es nach Ansicht von Wissenschaftlern kaum mehr richtig dunkel.

Lichtsmog
Wenn das Brandenburger Tor oder der Fernsehturm angestrahlt werden, ist das hübsch anzusehen und freut viele Touristen in Berlin. Viele Tiere aber leiden darunter, dass nachts das Licht nicht mehr ausgeknipst wird. (c) proplanta
Deshalb wachen Vögel früher auf, Insekten werden wie von Staubsaugern zum Licht gezogen, und die Augen von nachtaktiven Tieren, die sich an das Nachtlicht der Sterne angepasst haben, fühlen sich von Straßenlaternen geblendet.

Forscher ergründen seit Jahren die Auswirkungen. «Wir stehen in vielen Fragen erst an den Anfängen», sagt die Planzenschutz-Expertin Sibylle Schroer.

Die Nächte in Berlin werden wie in vielen anderen Großstädten immer heller. «Wir gehen von drei bis sechs Prozent jedes Jahr aus», sagt Schroer, die Koordinatorin des Berliner Forschungsverbunds «Verlust der Nacht». Grund: Es gibt immer mehr Lichtquellen. Dabei sei die Hauptstadt eine vergleichsweise dunkle Stadt, anders als Hamburg oder München, wo es große Einkaufsstraßen gebe, die viel Licht in die Nacht schicken. «In Spanien sind viele Metropolen viel heller», erläutert sie.

Dass Berlin «nachts relativ dunkel ist», hängt nach Einschätzung Schroers auch mit den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen. Nicht nur Häuser fielen den Angriffen zum Opfer, sondern auch die prachtvollen Straßenlaternen. In weiten Teilen der Stadt werde auch noch Gasbeleuchtung eingesetzt, eine alte Technologie, erklärt Stephan Völker, Leiter des Fachgebiets Lichttechnik an der Technischen Universität (TU) Berlin. Nach Einschätzung Schroers reicht der Lichtkegel Berlins trotzdem bis zu 100 Kilometer ins Brandenburger Umland. In der Uckermark und im Westhavelland gebe es noch Gebiete, «die relativ verschont vom elektrischen Licht sind».

Experten sprechen von Lichtverschmutzung, wenn der Nachthimmel durch künstliches Licht immer heller wird. Dadurch können Nachtschwärmer in Städten mitunter nur wenige Sterne beobachten. Vielerorts könnten es im Stadtinneren etwa 50 sein, auf dem Land außerhalb «städtischer Lichtglocken» mitunter bis zu 4.000 Sterne, sagt Schroer. Das ärgert weltweit Sternengucker in Städten und treibt Naturschützern Sorgenfalten auf die Stirn. Der Naturschutzbund BUND warnt deshalb, dass die Orientierung von nachtaktiven Vögeln durch leuchtende Werbetafeln und Straßenlampen gestört werde und viele etwa gegen beleuchtete Hochhäuser fliegen und verenden.

Die Biologen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig und der Universität haben herausgefunden, dass Amseln in beleuchteten Stadtgebieten nachts fünf Stunden früher singen als ihre Artgenossen im dunklen Wald.

Andere Vögel brüten früher als ihre Artgenossen auf dem Land. «Das Problem: Zu einer früheren Zeit im Frühjahr kann es passieren, dass es bei widrigen Temperaturbedingungen nicht ausreichend Futter gibt», erläutert Schroer. Weil Weibchen sich in der Paarungszeit vom Gesang der Männchen anlocken lassen, könne es passieren, dass sich anders als in der darwinistischen Theorie auch schwache männliche Tiere fortpflanzen - «also nicht der Stärkere gewinnt, sondern der sein Haus unter einer Lampe hat».

Auch der Wasserfloh reagiert auf helle Nächte. Er taucht nur im Schutze der Dunkelheit auf, um sich von Algen zu ernähren und dabei nicht zur Beute anderer zu werden. Kommt er seltener an die Oberfläche, könnten sich Algen rascher vermehren, gibt Schroer zu bedenken. Erforscht werde nun, ob und wie sich Tiere auf die Lichtverhältnisse eingestellt hätten.

Der Lichtexperte der TU plädiert plädiert deshalb für LED-Beleuchtung. «Dabei wird das Licht gerichtet verteilt und nicht zerstreut», begründet Völker. Bislang gebe es in der Hauptstadt nur 500 bis 600 LED-Lampen in Straßenlampen - von insgesamt 22.000. (dpa/bb)
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Kommentare 
Blender schrieb am 09.05.2015 21:20 Uhrzustimmen(253) widersprechen(219)
In New York werden nachts Sonnenbrillen getragen, weil die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt wurde.
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