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30.01.2011 | 03:35 | Navigationssystem der Vögel 
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Vögel benötigen rechtes Nasenloch zur Navigation

Radolfzell - Brieftauben verlassen sich beim Navigieren vor allem auf ihren Geruchssinn.

Tauben
Sie sind in der Lage, sich Düfte der Umgebung, die der Wind in ihren Taubenschlag trägt, in der Jugend einzuprägen und sich von dieser Karte über unbekanntem Terrain leiten zu lassen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell haben gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Pisa und Trient festgestellt, dass Vögel, deren rechtes Nasenloch blockiert ist, desorientiert sind und ihren Flug häufig unterbrechen müssen. Sie konnten nachweisen, dass die linke Gehirnhälfte, die über das rechte Nasenloch Geruchsinformationen erhält, von elementarer Bedeutung für die Orientierung der Tauben ist.

Die erstaunliche Fähigkeit von Brieftauben, zielsicher den Weg in den heimischen Taubenschlag zu finden, ist seit Jahrhunderten bekannt. Wissenschaftlern zufolge besitzen diese Vögel einen ausgeprägten Geruchssinn sowie ein gutes Erinnerungsvermögen für Düfte, mit dessen Hilfe sie sich bereits in der Jugend eine Art Duftlandkarte der Umgebung anlegen. Allerdings können Tauben offenbar nicht gleichermaßen gut über beide Nasenöffnungen Gerüche wahrnehmen. Genau wie wir Menschen riechen sie besser mit dem rechten Nasenloch.

Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell hat gemeinsam mit Anna Gagliardo von der Universität Pisa an 31 Brieftauben untersucht, welchen Einfluss es auf die Orientierung von Tauben hat, wenn die Vögel nicht mehr mit dem rechten Nasenloch riechen können. Dazu verschlossen die Forscher einer Gruppe in der Nähe von Pisa Hand-aufgezogener Tauben das linke Nasenloch, einer weiteren Gruppe das rechte. Nachdem sie auf dem Rücken der Tauben kleine GPS-Sender befestigt hatten, wurden die Vögel etwa 40 Kilometer vom Heimatort entfernt in der Nähe des toskanischen Städtchens Cigoli freigelassen.

Die Wissenschaftler beobachteten anhand der gewonnenen GPS-Daten, dass die Tauben mit einem verstopften rechten Nasenloch verschlungenere Wege flogen. Sie rasteten häufiger und verbrachten mehr Zeit damit, die Umgebung ihrer Rastplätze zu untersuchen als die Vögel, die durch das rechte Nasenloch atmen konnten. „Wir nehmen an, dass sie pausieren mussten, um zusätzliche Informationen über ihre Umgebung zu gewinnen, da sie sich nicht am Geruch orientieren konnten“, sagt Anna Gagliardo. „Dieses Verhalten bestätigt nicht nur, dass in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Gerüchen ein Ungleichgewicht zwischen linker und rechter Seite besteht. Anscheinend spielen Gerüche, die auf das rechte Nasenloch treffen und die in der linken Gehirnhälfte verarbeitet werden, eine besondere Rolle bei der Navigation.“ Wie das Vogelhirn bestimmte Sinneswahrnehmungen verarbeitet und worin die Ursache für dieses Ungleichgewicht in der Geruchswahrnehmung liegt, wissen die Forscher dagegen noch nicht. (idw)
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Kommentare 
Eckard Wendt, AGfaN e.V. schrieb am 31.01.2011 01:04 Uhrzustimmen(78) widersprechen(120)
Ja, da sollten wir Menschen mal wieder ganz klein werden angesichts unserer bescheidenen Möglichkeiten, die wir mit GPS-Geräten notdürftig zu kompensieren versuchen.
EPetras schrieb am 30.01.2011 18:17 Uhrzustimmen(98) widersprechen(77)
Was nützen uns alle diese informationen über die erstaunlchen Fähigkeiten der Tiere, wenn wir sie dennoch nicht achten und behandeln wie Wegwerfartikel? Ist es gerechtfertigt, Tauben weit von ihrem Heimatschlag auszusetzen und dann die in den Städten gestrandeten Tiere zu verfolgen, oft illegal zu vergiften oder sie mittels Fütterungsverbots samt ihrer Nachkommen elendig verrecken zu lassen? Selbst Aristoteles, der wahrlich kein Tierschützer und auf den Nutzen des Staates ausgerichtet war, stellte zumindest den Gerechtigkeitscodex für Nutztiere auf, dass es ihnen, wenn die Menschen sie schon für ihre Zwecke nutzen, keinesfalls schlechter gehen dürfe als in der Natur. Die Bibel geht über diese Ethik sogar noch hinaus: Der Tierhalter hat eine Fürsorgepflicht, er soll sich seines Viehes "erbarmen". In der Natur herrschen eigene Gesetze. Es ist aber unnatürlcih, Tauben weit von ihrem Heimatschalg auszusetzen. Wenn dies dennoch geschieht, wäre es m. E. die (Fürsorge-)Pflicht der Brieftauben"sportler", wenigstens für Auffangstationen und/oder Taubenschläge zum Ei-Austausch zu sorgen. Es ist aus meiner Sicht eine Unverschämtheit, dies frech grinsend den Tierschützern zu überlassen oder gar zu sagen: "Drehen Sie ihr doch den Hals um". Tiere sind keine Sportartikel, sie sind vor allem Mitgeschöpfe bzw. Lebewesen. Dass ihr Schutz sogar im Grundgesetz verankert ist - davon merken Tauben bislang wenig - weder mit dem rechten, noch mit dem linken Nasenloch!
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