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28.11.2010 | 09:05 | Food Security Center Hohenheim 

Von Äthiopien bis Thailand: Elf junge Forscher für eine sichere Welternährung

Stuttgart/Hohenheim - Sie sind da: die ersten elf internationalen Forscher, die für drei Jahre Gäste des im März eröffneten Food Security Centers der Universität Hohenheim sind.

Junge Forscher
Elf junge Forscher - eine Vision. (c) universität hohenheim
Die vier Frauen und sieben Männer aus Äthiopien, Brasilien, Costa Rica, Ghana, Indonesien, Kenia, Nigeria und Thailand sind nach Deutschland gekommen, um die Forschung zur Sicherung der Welternährung voranzubringen. Möglich ist ihr Aufenthalt durch den Erfolg der Universität Hohenheim im DAAD-Wettbewerb „Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit“. Das Preisgeld von insgesamt 5 Mio. Euro ermöglichte den Aufbau des Hohenheimer Food Security Centers (FSC), das für fünf Jahre gefördert wird und Stipendien für aussichtsreiche Forscher finanziert.

Die ersten elf Netzwerker wissen um die Chance, die sich ihnen durch das Food Security Center bietet. Sie bilden die erste Gruppe, die explizit an Ernährungsfragen arbeitet. Ihre Forschung betreiben sie an verschiedenen Instituten der Universität Hohenheim. Das erste halbe Jahr dient dazu, dass die Forschungsthemen endgültig festgelegt werden. Dann beginnt die Feldforschung. Einmal im Monat treffen sich die Stipendiaten zusätzlich im Food Security Center und arbeiten zusammen an einem interdisziplinären Ansatz zur globalen Ernährungssicherung.

„Damit sollen sie sich als Gruppe konstituieren“, erklärt Dr. Detlef Virchow, Geschäftsführer des FSCs. „Wir wollen erreichen, dass die Stipendiaten auch nach dem Ende ihrer Forschungen in Hohenheim in drei Jahren weiter zusammenarbeiten. Wir hoffen, dass sie nach der Rückkehr in ihre Herkunftsländer über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg netzwerken und neue Forschungsprojekte initiieren.“ Bei der Begrüßung hatten die Stipendiaten bereits einen zweiwöchigen Deutschkurs mit Informationen über das Gastland und Ausflügen nach Ulm und Heidelberg hinter sich. „Die Kenntnisse werden ausreichen, damit die Stipendiaten einfache tägliche Erledigungen machen können und den Mut haben sich durchzufragen“, ist sich Dr. Virchow sicher.


Von Ernährungswissenschaftler über Tiermediziner bis zu Wirtschaftswissenschaftler

Die Vision einer gerechteren Welt eint sie: Ob aus den Wirtschafts-, Sozial- oder Agrarwissenschaften, sie alle bringen ihre persönliche Erfahrungen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern mit nach Deutschland - und wollen ihren Teil leisten, um die Welternährung zu sichern. Ihre Zukunft sehen sie in der Politikberatung oder der Wissenschaft. „Wir sehen ein immenses Potential in den Fähigkeiten der motivierten Nachwuchswissenschaftler und freuen uns ihnen ein Forum für ihre Visionen bieten zu können“, sagt Dr. Virchow.

In dem ersten Zentrum, das sich ausschließlich mit Ernährungssicherung beschäftigt, dürften sich die Stipendiaten im Food Security Center gut aufgehoben fühlen. Das Zentrum möchte dazu beitragen, durch Ausbildung von Fach- und Führungskräften sowie Ernährungs- und Regierungsexperten der globalen nachhaltigen Produktion, Verteilung und Nutzung von Nahrungsmitteln ein höheres Gewicht zu geben. Ziel ist ein Netzwerk, das die Forschung zur Ernährungssicherung langfristig und international bündelt.

Das sagten die elf Stipendiatinnen und Stipendiaten über ihre Motivation, warum sie nach Hohenheim gekommen sind.


1. Roseane do Socorro Goncalves Viana

Kam aus Brasilien nach Hohenheim und ist studierte Ernährungswissenschaftlerin. Zuvor arbeitete sie im brasilianischen Ministerium für Sozialentwicklung und Hungerbekämpfung (MDS) in Brasilien. Seit 2007 arbeitet sie im Internationalen Sekretariat von FIAN (FoodFirst Information- and Action-Network) in Heidelberg. Nach ihrem Forschungsaufenthalt in Hohenheim möchte sie sich an einer Universität als Professorin beweisen. Sie promoviert bei Prof. Dr. Anne Bellows am Fachbereich Gender und Ernährung des Instituts für Sozialwissenschaften des Agrarbereichs.

Roseane de Socorro Goncalves Viana, Ernährungswissenschaftlerin aus Brasilien.
Roseane de Socorro Goncalves Viana, Ernährungswissenschaftlerin aus Brasilien. (c) universität hohenheim
2. Areeya Manasboonphempool

Die Wirtschaftsabsolventin aus Thailand möchte in Hohenheim den ökonomischen Aspekt in der Ernährungssicherung untersuchen. Für ihre Zukunft wünscht sie sich eine Tätigkeit in der Politikberatung in ihrer Heimat Bangkok. Areeyas Doktorvater ist Prof. Dr. Manfred Zeller, Leiter des Fachbereichs Entwicklungstheorie und Entwicklungspolitik für den ländlichen Raum und zugleich Direktor des Food Security Centers.

Areeya Manasboonphempool, studierte Wirtschaft in Thailand.
Areeya Manasboonphempool, studierte Wirtschaft in Thailand. (c) universität hohenheim
3. Bekele Megersa Bati

Herr Bati praktizierte einige Jahre als Tierarzt in Äthiopien und kam nach Hohenheim, um seinen Horizont zu erweitern. Er ist gespannt auf die interdisziplinäre und interkulturelle Erfahrung und erhofft sich Kontakt zu Wissenschaftlern aus anderen Disziplinen. Er könnte sich vorstellen, in die Politik zu gehen oder eine wissenschaftliche Karriere zu beginnen. Prof. Dr. Anne Valle Zárate vom Institut für Tierproduktion in den Tropen und Subtropen wird sein Promotionsvorhaben betreuen.

Bekele Megersa Bati, Tierarzt aus Äthiopien.
Bekele Megersa Bati, Tierarzt aus Äthiopien. (c) universität hohenheim
4. Hasan Yusuf Mohammed

Kam aus Äthiopien nach Hohenheim und ist studierter Ökologe. Er spezialisierte sich in seinem Heimatland im Bereich der Ökologie von Gras- und Steppengebieten und bringt mehrere wissenschaftliche Publikationen mit nach Hohenheim. Jetzt möchte er die realen Probleme der Entwicklungsländer zum wissenschaftlichen Thema machen. Er strebt eine akademische oder administrative Karriere in Äthiopien an. Jetzt wird er im Fachgebiet Agrarökologie der Tropen und Subtropen bei Prof. Dr. Joachim Sauerborn promovieren.

Hasan Yusuf Mohammed studierte Ökologie in Äthiopien.
Hasan Yusuf Mohammed studierte Ökologie in Äthiopien. (c) universität hohenheim
5. Dorcus Chepkesis Gemenet

Die Vision einer hungerfreien Welt treibt die Kenianerin an, die bisher auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung tätig war. Im Fachbereich für angewandte Genetik und Pflanzenzüchtung bei Prof. Dr. Albrecht Melchinger wird sie ihre Feldforschung auf den Anbauflächen der Universität Hohenheim durchführen.

Dorcus Chepkesis Gemenet züchtete Pflanzen in Kenia.
Dorcus Chepkesis Gemenet züchtete Pflanzen in Kenia. (c) universität hohenheim
6. Oscar Nnaemeka Obidiegwu

Seinen Bachelor machte der Nigerianer in Agrarwissenschaften und schloss in Deutschland einen Master in Tropenwissenschaften an. Dazu bringt er Erfahrung aus landwirtschaftlichen Projekten mit. Seine Erfahrung und Kompetenzen, die er sich aus seinem Promotionsvorhaben erhofft, möchte er für die Ernährungssicherung in seinem Heimatland einsetzen. Im Fachgebiet Wasserstressmanagement bei Kulturpflanzen in den Tropen und Subtropen und seinem Betreuer Prof. Dr. Folkhard Asch wird er den nötigen Input dazu bekommen.

Oscar Nnaemeka Obidiegwu, Agrarwissenschaftler mit Deutschlanderfahrung.
Oscar Nnaemeka Obidiegwu, Agrarwissenschaftler mit Deutschlanderfahrung. (c) universität hohenheim
7. Jhamna Magsig Castillo

Die Costa Ricanerin, die in Hohenheim zur Promotion antritt, hat schon mehrere internationale Stationen hinter sich. Sie ist Agrarwissenschaftlerin, studierte in den Niederlanden und lehrte als Dozentin in Costa Rica. Auf das Stipendienprogramm wurde sie besonders durch dessen „interkulturelle Komponente“ aufmerksam, wie sie sagt. Sich möchte sich dafür einsetzen, dass die Erkenntnisse aus der Agrar- und Ernährungsforschung in die Praxis der Ernährungssicherung überführt werden. Nach ihrem Aufenthalt in Hohenheim möchte sie nach Costa Rica zurückkehren, um weiter an der Universität zu forschen und zu lehren. Sie promoviert bei Prof. Dr. Jens Wünsche am Institut für Kulturpflanzenwissenschaften.

Jhamna Magsig Castillo, von Costa Rica in die ganze Welt.
Jhamna Magsig Castillo, von Costa Rica in die ganze Welt. (c) universität hohenheim
8. Ignasius Radix Astadi Praptono Jati

Die Landwirtschaft sei in seinem Heimatland Indonesien eine wichtige Wirtschaftskraft, so der Agraringenieur mit Master in Lebensmitteltechnologie. Darum interessieren ihn diejenigen Aspekte der Ernährungssicherung besonders, die in Tropenländern relevant sind. Nach seiner Promotion in Hohenheim strebt er eine akademische Karriere in Indonesien an - Erfahrungen als Dozent hat er schon gesammelt. Seine Promotion wird er gemeinsam mit Prof. Dr. Hans-Peter Biesalski, Leiter des Instituts für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft durchführen.

Ignasius Radix Astadi Praptono Jati, Lebensmitteltechnologe aus Indonesien.
Ignasius Radix Astadi Praptono Jati, Lebensmitteltechnologe aus Indonesien. (c) universität hohenheim
9. Dominic Deme-Der

Er will etwas bewegen: die Lebensbedingungen der Menschen in den ärmsten Regionen Afrikas verbessern. Entwicklungshilfe würde er gern zu seinem Job machen. In seiner Heimat Ghana war er zuvor bei Nichtregierungsorganisationen beschäftigt und forschte im Bereich der Agrarökonomie. Prof. Dr. Thomas Berger vom Fachbereich Ökonomik der Landnutzung in den Tropen und Subtropen wird seine Doktorarbeit betreuen.
Dominic Deme-Der, Agrarökonom aus Ghana.
Dominic Deme-Der, Agrarökonom aus Ghana. (c) universität hohenheim
10. Erick Towett

Als Biochemiker überprüfte Erick die Qualität im Gemüseanbau in Kenia mit Hilfe der Spektroskopie. Das Stipendium ist eine besondere Herausforderung für ihn: In den kommenden fünf Jahren möchte er die Qualität von Boden und Pflanzen verbessern. Der interdisziplinäre Ansatz des Stipendienprogramms war ein zusätzlicher Anreiz für ihn. Er träumt davon, eine neue Analysetechnik für Bodenqualität und Pflanzengesundheit zu entwickeln. Prof. Dr. Georg Cadisch vom Fachgebiet Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen begleitet ihn bei seinem Vorhaben.

Erick Towett möchte den Gemüsebau in Kenia voranteiben.
Erick Towett möchte den Gemüsebau in Kenia voranteiben. (c) universität hohenheim
11. Kefyalew Sahle

In seinem Heimatland Äthiopien besuchte er eine Forstschule und absolvierte in Deutschland einen Bachelor- und einen Masterstudiengang in diesem Bereich. Während seinem Forschungsaufenthalt in Hohenheim möchte er Informationen über Pflanzen und Bewässerung gewinnen und sich mit Landnutzungsmodellen beschäftigen. Seine Promotion wird er mit Prof. Dr. Georg Cadisch am Fachgebiet Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen durchführen.

Kefyalew Sahle arbeitete als Forstwirt in Äthiopien.
Kefyalew Sahle arbeitete als Forstwirt in Äthiopien. (c) universität hohenheim
Hintergrund: Food Security Center

Das Food Security Center leistet weltweit einen innovativen und wirkungsorientierten wissenschaftlichen Beitrag zur Verminderung von Hunger und Verbesserung der Ernährungssicherung und trägt dadurch zur Erreichung des Millenniumsentwicklungsziels 1 bei.

Dabei hat das Zentrum an der Universität Hohenheim ein starkes Rückrat: Dort forschen rund 50 Professoren aus den Agrar-, Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit besonderer Tropen-Kompetenz. In Afrika, Asien und Lateinamerika hat das Food Security Center verschiedene Universitäten und Forschungszentren als Partner.

Forschungsthemen sind neben der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln der Zugang und deren Verwendung, aber auch Qualität und Sicherheit von Nahrungsmitteln sowie deren Verwertung. Besonders wird dabei auf die Rolle der Geschlechter und der Nachhaltigkeit des landwirtschaftlichen Produktionsprozesses und der Wertschöpfungsketten Bezug genommen. (PD)
Claudia Möstel
Claudia Möstel, Studierende aus Hohenheim, betreut die Neuankömmlinge aus aller Welt. (c) universität hohenheim
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