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07.05.2016 | 02:27

Wesentlich höheres Krebsrisiko durch Luftverschmutzung

Hongkong - Ältere Menschen, die dauerhaft einer hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt sind, sterben einer Studie zufolge deutlich wahrscheinlicher an Krebs.

Gefährliche Feinstaubbelastung
In einer Langzeitstudie haben Forscher in Hongkong nachgewiesen, wie gefährlich Feinstaub sein kann. Das Risiko, an verschiedenen Krebsarten zu sterben, steigt demnach durch schlechte Luft stark. (c) proplanta
Das erhöhte Risiko gelte für eine ganze Reihe von Tumorarten, wie ein Team aus Hongkong und Großbritannien im Journal «Cancer Epidemiology, Biomarkers and Prevention» berichtet. Als Basis ihrer Langzeituntersuchung dienten die Daten von 66.280 Menschen ab 65 Jahren in Hongkong.

Als Feinstaub gelten winzige Partikel bis zu einer Größe von 10 Mikrometern. Ursprung der Schadstoff-Teilchen können etwa Dieselruß, Reifenabrieb oder Abgase von Industrie-, Kraftwerks- oder Heizungsanlagen sein. Im Fokus der aktuellen Studie standen Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser (PM2,5), die sich tief in den Bronchien und Lungenbläschen festsetzen oder sogar ins Blut übergehen können. Die Forscher erhoben die Feinstaubwerte an den Wohnorten der Menschen.

Ergebnis: Je 10 Mikrogramm erhöhter Konzentration von Feinstaub pro Kubikmeter Luft stieg demnach das Risiko, an Krebs zu sterben, um insgesamt 22 Prozent. Für Tumoren im oberen Verdauungstrakt stellten die Experten einen Anstieg um 42 Prozent fest. Das Sterberisiko durch Krebs an Leber, Pankreas oder Gallenblase nahm laut Studie um 35 Prozent zu. Bei Frauen stieg das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, sogar um 80 Prozent, wie die Forscher erläutern.

Während die Verbindungen zwischen Feinstaubbelastung und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko bereits gut dokumentiert sind, war die gemeinsame Studie von Forschern der Universitäten Birmingham und Hongkong eine der ersten Untersuchungen, die auch einen Zusammenhang von Luftverschmutzung und anderen Krebs-Erkrankungen belegte. Die Studie mache deutlich, dass Feinstaub in Großstädten weltweit «so viel und so schnell wie möglich reduziert werden muss», sagte Neil Thomas von der Universität Birmingham.

Für die Auswirkungen der Feinstaubbelastung auf verschiedene Krebsarten gibt es nach Meinung der Forscher mehrere mögliche Erklärungen: Sie reichen von Veränderungen der Immunabwehr über Einflüsse auf die DNA-Reparatur bis hin zu Entzündungen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine jährliche Feinstaubelastung von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter gerade noch unbedenklich. Vor allem in Asien überschreiten viele Großstädte diesen Grenzwert jedoch deutlich. Hongkong liegt laut WHO-Zahlen bei einer jährlichen Durchschnittsbelastung von 21 Mikrogramm. In Peking sind Menschen durchschnittlich 67,7 Mikrogramm Feinstaub ausgesetzt.

«Es ist alarmierend, dass Feinstaub neben Lungenkrebs in Verbindung mit einer so großen Vielzahl von Krebserkrankungen steht», sagte Lauri Myllyvirta von Greenpeace. Nach Angaben der Umweltorganisation führt Feinstaub jährlich zu einer Million Todesfälle in China. In Indien sterben demnach rund 600.000 Menschen jährlich an schlechter Luft. In Europa seien es immerhin rund 100.000 Menschen.

In China gelten dreckige Kohlekraftwerke und der dichte Autoverkehr in Großstädten als Hauptursache für gefährliche Luftverschmutzung. Die Regierung geht zwar seit einiger Zeit gegen Smog vor, erzielte dabei allerdings durchwachsene Ergebnisse: Laut Greenpeace-Angaben ging die Luftverschmutzung in den ersten drei Monaten des Jahres landesweit um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. In immerhin 91 von 355 untersuchten Städten nahm die Luftverschmutzung aber weiter zu.
dpa
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