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31.01.2020 | 13:23

Getreidepreise: Trends & Analysen 31-01-2020

Trotz der global wieder deutlich positiveren Weizenbilanz 2019/20 und der um 10 Mio. t angewachsenen Endbestände notiert der MRZ20-Weizenkurs an der CBoT mit 570 US-Cent/bushel 50 US-Cent/bushel über dem Kurs im November.

Aktuell ist wieder eine leichte Schwächetendenz zu verzeichnen, die Kurse gehen etwas zurück. Verantwortlich dafür sollen Faktoren wie der noch nicht endgültig bereinigte Handelsstreit zwischen den USA und China, aber auch Auswirkungen der ASP-Situation weltweit und auch eine allgemeine Depression, ausgelöst durch die Diskussion um den Corona-Virus sein.

Der Verlauf der Weizennotierungen an der MATIF in Paris für MRZ20 zeigt ähnliche Tendenzen. Dort wird aktuell ein Kurs von 194,25 €/t genannt. Mit Spannung blickt der Markt auf die weiteren Entwicklungen in Sachen ASP, Handelsstreit USA/China und auch die Entwicklungen in Sachen Corona-Virus.

Braugerste

Die EU-Gerstenernte 2019 wird von der Kommission in ihrer Dezemberschätzung auf 63,0 Mio. t angesetzt (+0,6 Mio. t gegenüber der Novemberschätzung). Damit liegt das Ergebnis 3,9 Mio. t über dem 5-jährigen Durchschnitt von 59,1 Mio. t und 7,0 Mio. t über dem Vorjahr. V.a. die klassischen Erzeuger von Sommer- bzw. Braugerste konnten 2019 eine gute Ernte einfahren.

Frankreich, Skandinavien, das Vereinigte Königreich und Dänemark verzeichnen erheblich bessere Ernten als im Vorjahr. Lediglich Spanien fällt aufgrund der Trockenheit zurück. Für die Braugerstenernte in Deutschland zeigte sich ein etwas differenziertes Bild.

Druschergebnisse und Qualitäten waren im Süden als durchschnittlich bis gut zu bezeichnen. Im Osten hingegen lagen die Erträge aufgrund der Trockenheit weit unter den Erwartungen, mit der Konsequenz, dass der Verdünnungseffekt beim Proteingehalt im Korn nicht eintreten konnte und somit hohe Proteingehalte in der Gerste zu verzeichnen sind. In Summe lag die deutsche Sommergerstenernte rund 20 % unter dem Vorjahr.

In der Ernte brachen die Erzeugerpreise auf Werte zwischen 17,50 bis 18 €/dt ein. Die Versorgung mit qualitativ guter Braugerste aus Frankreich, Dänemark und Co. war gesichert. Hinzu kam die Brexit-Unsicherheit, die Briten verkauften ihre Braugerste schneller als üblich um zumindest für die Ernte 2019 nicht unter Zollabgaben zu fallen.

Die Braugerste konnte sich nicht wie andere Getreidearten aus der Umklammerung einer guten Versorgung befreien. Nach wie vor werden im Markt Erzeugerpreise um 18 €/dt genannt. Auf Großhandelsebene sind es 19,20 bis 19,60 €/dt franko Mannheim. Eine deutliche Erholung der Braugerstenpreise ist momentan nicht erkennbar.

Getreideversorgung

Die Welt blickt weiter auf eine vergleichsweise solide Getreideversorgung. Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit einem deutlichen Aufbau der Getreideendbestände auf ein solides Niveau von 654 Mio. t zum 30.06.2018 folgte mit 2018/19 erstmals wieder ein Wirtschaftsjahr, in welchem die Bilanz ein Defizit aufwies. Der Endbestand wurde zum 30.06.2019 auf 625 Mio. t reduziert.

Laut Januarschätzung des USDA weist auch die aktuelle Saison 2019/20 ein leichtes Defizit aus. Einer Erzeugung von 2.166 Mio. t steht ein Verbrauch von 2.174 Mio. t gegenüber. Entsprechend soll der Endbestand zum 30.06.2020 nur noch 616 Mio. t betragen. Dennoch bewegt sich der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, für 2019/20 mit 28,3 % weiter auf einem soliden Niveau.

Im Dezemberbericht 2019 taxierte die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2019 auf 317,6 Mio. t, den Verbrauch auf 290,0 Mio. t. Mit einem Selbstversorgungsgrad von 109,5 % brachte die Ernte 2019 damit das zweitbeste Ergebnis seit 2014/15. Im Vergleich zur Novemberschätzung korrigierte die Kommission das Ergebnis nochmals um 2 Mio. t nach oben. Obwohl der Export in Drittländer mit 42,8 Mio. t in dieser Saison als sehr gut eingeschätzt wird, sorgt die gute Ernte 2019 auch für ein Anwachsen der Endbestände auf 56,9 Mio. t.

In seiner vorläufigen Schätzung vom September taxiert das BMEL die deutsche Getreideernte 2019 mit Mais auf 44,71 Mio. t (Vj. 37,95). Das Ergebnis liegt zwar deutlich über dem Vorjahr, aufgrund der Trockenheit v.a. im Osten Deutschlands in Summe jedoch 3,3 % unter dem Fünfjahresmittel. Die Weizenproduktion wird bei 23,04 Mio. t gesehen (+13,7 % gg. Vj.).

Die Gerstenernte soll bei 11,77 Mio. t liegen (+22,8 %). Zurückgenommen wurden die Erwartungen beim Körnermais auf 3,78 Mio. t (+13,1 %). Die höheren Erntemengen zum Vorjahr sind in allen Fällen nahezu ausschließlich höheren Erträgen geschuldet. Regional fiel die Ernte sehr unterschiedlich aus. Die Erträge im Süden waren zumeist zufriedenstellend bis gut, aus dem Osten hingegen wird berichtet, dass die Druschergebnisse teilweise erheblich unterhalb des 5-jährigen Durchschnitts lagen.

Futtergerste

Die Erzeugerpreise für Futtergerste waren mit Beginn der Ernte deutlich rückläufig. Ex-Ernte wurden Preise um 13,50 €/dt aufgerufen. Im Laufe des 4. Quartals 2019 konnte eine Befestigung beobachtet werden. Im Januar 2020 erzielt Futtergerste im Süden Preise um 14,50 €/dt.

Auf EU-Ebene wird die Gerstenernte im Januar mit 63,0 Mio. t beziffert. Damit wurde das Ergebnis wiederholt nach oben korrigiert. Im Juli war man noch von einer Ernte von 59,7 Mio. t ausgegangen. Für Deutschland beziffert das BMEL den Wintergerstenanbau auf 1,363 Mio. ha (Vj. 1,216) und die Erntemenge auf 9,82 Mio. t (Vj. 7,37) bei einem Durchschnittsertrag von 72,1 dt/ha (Vj. 60,6).

Gestützt werden die Preise durch gute Erlösmöglichkeiten in der Veredlung, v.a. im Bereich Schlachtschweine und Ferkelerzeugung. Allerdings könnten die guten Versorgungszahlen und die sich nähernde neue Ernte diesen Weg begrenzen. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie sich die Geschehnisse um die ASP (Afrikanische Schweinepest) entwickeln.

Brotweizen

Nach einer knapp defizitären Weizenbilanz 2018/19 mit einer Erzeugung von 731,4 Mio. t und einem Verbrauch von 733,3 Mio. t zeigt die Saison 2019/20 wieder eine positive Bilanz. Einer Produktion von 764,4 Mio. t steht ein Verbrauch von 751,5 Mio. t gegenüber. Der Endbestand zum 30.06.2020 steigt entsprechend auf einen Wert von 288,1 Mio. t (stock-to-use-ratio = 38,3 %).

In der EU korrigierte die Kommission die Weizenernte 2019 (einschl. Durum) in ihrer Dezemberschätzung gegenüber dem November marginal um 0,1 Mio. t nach oben auf 154,9 Mio. t. In Deutschland sollen 23,04 Mio. t Weizen gedroschen worden sein, bei einem Durchschnittsertrag von 73,6 dt/ha. Wie bei den anderen Getreidearten war auch die Weizenernte deutlich von regionalen Unterschieden geprägt.

Im Süden wurde von durchschnittlichen Erträgen berichtet, während im Osten die Bestände deutlich von der Trockenheit gezeichnet waren. Qualitativ waren in der Ernte 2019 etwas geringere Proteingehalte zu verzeichnen. Eine Folge davon scheint die etwas schwächere Ausprägung der Backvolumina zu sein. Bezüglich Fusariumbelastung (DON-Gehalte) und weiterer Parameter konnte die Weizenernte 2019 als gesund bezeichnet werden.

Mit Erzeugerpreisen um 15,80 €/dt konnte sich auch der Brotweizen von der Erntedepression befreien. Ex Ernte waren Preise um 14,80 €/dt zu verzeichnen. In Summe zeigt sich die weltweite, aber auch die europäische Versorgung als solide, so dass ein weiterer Weg für die Weizenpreise nach oben eher beschwerlich werden dürfte.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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