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   19.04.2021 

Wurzelformen kennen, sich Ärger im Garten ersparen

Schöne Blüten sowie ein kräftiger Stängel oder Stamm mit saftigen Blättern sind nur der sichtbare Teil, den die Pflanze dem geneigten Gärtner zugesteht. Unter der Erde aber hat sie ihr eigenes Reich, in dem sie sich immer weiter ausbreiten kann.

Wurzelformen
(c) proplanta
Wenn sich der erste Pflasterstein der Einfahrt hebt, zeigt sich ihre wahre Gestalt und die Stärke ihrer Wurzeln. Oft folgen anschließend das Ausgraben, Fräsen oder weitere unschöne Arbeiten. Möchten Sie sich dieses Prozedere bereits im Vorfeld ersparen, hilft unter anderem die Kenntnis über die Wurzelformen.

Eine Faustregel besagt, dass der Umfang einer Baumkrone mindestens die Maße hat wie der Umfang der Wurzel. Bedenkt man, dass die Wurzel zu 100% die Nährsalze für die Pflanze liefert, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Mit einem stabilen Wurzelwerk fühlt sich die Pflanze wohl. Oberirdisch ist das nicht zuletzt an einem stattlichen Erscheinungsbild zu sehen. Unter dem Erdboden zeigt sich dies durch ein gut verzweigtes Wurzelsystem.

Die Wurzel als Nährstofflieferant

Bevor auf ihre Formen eingegangen werden soll, ein kurzer Blick auf die Wurzel. Zusammen mit dem Blatt und der Sprossachse ist die Wurzel eines der drei Hauptbestandteile von sogenannten Gefäßpflanzen. Damit sind Pflanzen gemeint, die ihre Nährstoffe durch ein innenliegendes Gefäßsystem (Leitungssystem) beziehen. Dazu zählen unter anderem alle Samenpflanzen, also Bäume, Büsche und sonstige Flora, die Blüten ausbilden. Die Wurzel befördert die Nährstoffe aus dem Boden in die Pflanze. Von dort aus werden sie über Transportwege (Xylem) in der Pflanze verteilt. Über das Leitsystem Xylem werden Wasser und Nährsalze transportiert, die die Pflanze durch die Wurzel gewinnen konnte.

Über Phloem hingegen werden organische Nährstoffe verteilt, die mittels Photosynthese gebildet werden. Aufnehmen können Wurzeln in Wasser gelöste Ionen. Steht also nicht genügend Wasser zur Verfügung, kann die Pflanze metaphorisch gesprochenen am Gabentisch verhungern. Düngen ohne genügend Wasser ist aus diesem Grunde nicht ratsam.

Doch um eines zu verraten: Pflanzen sind durchaus kreativ, wenn es um ihr Überleben geht. Insbesondere Tiefwurzler können erstaunlich flexibel sein. Steht die Pflanze im trockenen Erdboden, „spürt“ jedoch in der Nähe eine Wasserquelle, streckt sie die Wurzel in exakt diese Richtung aus, in der Hoffnung, doch noch an die begehrten Nährstoffe zu gelangen. Das können Sie vergleichen mit dem Hinwenden zur Sonne: Die Pflanze dreht sich mit ihren Blättern der Sonne zu, um genügend elektromagnetische Energie für die lebensnotwendige Photosynthese zu tanken, während sie mit den Wurzeln nach Nährstoffen im Boden sucht.

Da die Pflanze bekanntlich standortgebunden ist, lässt sie in die Richtung der wassergelösten Nährstoffe ihre Wurzeln wachsen. Dieser Überlebensinstinkt hat ebenso Einfluss auf die Wurzelformen, auf die nun näher eingegangen werden soll.

Möchten Sie mehr über Wurzeln im Allgemeinen erfahren, finden Sie einen Beitrag dazu im Lexikon.

Wurzelform definiert

Pflanzen werden nach ihren Wurzelformen unterschieden, wobei vor allem drei Formen gängig sind. Das Kennen der Wurzelformen kann viel Ärger im Garten ersparen, vor allem dann, wenn ein junger Baum oder eine neue Hecke gepflanzt werden sollen. Bei der Wurzelform allein können schon Standortunstimmigkeiten auftreten. Im Folgenden erfahren Sie, worauf Sie bei der Wurzelform achten sollten.

Tiefwurzler

Pflanzen mit dieser Wurzelform bilden eine sogenannte Pfahlwurzel aus. Wie der Name bereits vermuten lässt, wächst diese weniger in die Breite als vielmehr in die Tiefe. Sie können auch in nährstoffarmen Böden überleben, indem sie die Wurzeln tief ins Erdreich wachsen lassen, um schlussendlich auf Grundwasser oder tiefere Ebenen mit Bodenwasser zu stoßen. Sie erreichen daher aus tiefen Regionen ihre Nährstoffe, um sie zu konsumieren. Auf diese Weise können sie zum Beispiel auch in besonders sandigen Böden überleben. Vorausgesetzt sein muss, dass der Boden nicht zu hart ist. Stechen sie durch den Boden nicht durch, überlegen sie sich eine andere Taktik. Tiefwurzler sind von allen drei Formen am besten gegen Wind und Sturm geschützt. Einmal verankerte Tiefwurzler sind schwer von ihrem Standort wegzubewegen. Zunächst muss die Pfahlwurzel freigelegt werden, und das in 2 bis 4 Meter Tiefe, je nach Pflanze und Alter der Pflanze. Um einen alten Tiefwurzler aus dem Boden zu entfernen, kann auch schon mal die Fräse zum Einsatz kommen.

Typische Tiefwurzler im Garten sind:

- Rosen
- Lavendel
- Weinreben
- Quitten
- Wacholder
- Birnenbäume
- Herzwurzler

Herzwurzler wachsen in jungen Jahren mehr in die Tiefe und breiten sich im Alter über vermehrte Seitenwurzeln auch horizontal aus. Sie wurzeln tiefer als Flachwurzler, kommen aber nicht annähernd so tief wie echte Tiefwurzler. Der tiefer wurzelnde Hauptbestandteil mit seinem Umfang an Seitenwurzeln erinnert an ein Herz, was ihm den Namen Herzwurzler einbrachte.

Dank des kompakten Wurzel-Geflechts ist das Ausgraben eines Herzwurzlers ähnlich dem eines Tiefwurzlers. Etwas tiefer müssen Sie schon graben, jedoch reicht normalerweise der Spaten aus.

Folgende Bäume tendieren zu einer Herzwurzel:

- Ahorn-Arten
- Amberbaum
- Douglasie
- Mehlbeere
- Hainbuche

Flachwurzler

Flachwurzler wurzeln in den ersten Bodenschichten und in die Breite. Sie können zu einem echten Ärgernis werden. Denn auch in 3 Meter Entfernung, je nach Wurzelstärke, können sie Pflastersteine anheben. Dies gilt es zu beachten, wenn Sie zum Beispiel gerade auf der Suche nach einem grünen Sonnenschutz für Einfahrt und Garage sind oder rund um die geflieste Terrasse junge Bäumchen anpflanzen möchten.

Typische Flachwurzler im Garten sind:

- Apfelbaum
- Fächerahorn
- Salweide
- Schwarzpappel
- Weißerle
- Birken-Arten
- Trauerweide

Flachwurzler lassen sich einfacher umsetzen als Tiefwurzler, da sich die Wurzeln und somit die Verankerung näher an der Oberfläche befinden.

Bodenbeschaffenheit berücksichtigen

Die drei Formen entstanden aus Pflanzen-Beobachtungen und bekamen ihre wissenschaftliche Bedeutung. Das heißt jedoch nicht, dass die Pflanze stets so wächst, wie geplant. Insbesondere der Herzwurzler ist nicht immer als solcher einzuordnen. Benötigt ein Herzwurzler beispielsweise einen weichen Boden und wächst auf einem eher härteren Untergrund, eignet sich die Pflanze schnell die Eigenschaften eines Flachwurzlers an. Sie wurzelt entsprechend in die Breite und in weniger Tiefe, als es für einen Herzwurzler üblich ist.

Auch ein Tiefwurzler kann zu einem Flachwurzler werden. Eine Kiefer beispielsweise überlebt auf hartem Boden oder sogar auf Felsen (siehe Sächsische Schweiz und Elbsandsteingebirge), indem sie sich zu einem Flachwurzler wandelt. Statt ihre Hauptwurzel in die Erde zu stechen, breitet sie ihr gesamtes Wurzelwerk um sich herum aus.

Damit die Pflanze die ihr zugeteilte Wurzelform auch beibehält, sollte sie daher artgerecht bzw. ihrer Wurzelform angemessen gepflanzt werden.

Die Wurzelformen zu kennen, kann somit unnötigen Ärger nach dem Einpflanzen ersparen. Zwar wird erst bei vielen Pflanzen in mittleren Jahren eine ggf. unschöne Ausbreitung im unterirdischen Bereich deutlich, jedoch ist eine Entfernung zu diesem Zeitpunkt bereits schwieriger. Ist ein begrenzter Platz für die Pflanze vorhanden, sollen Einfahrten gesäumt oder die Terrasse mit Grün verschönert werden, wären Tiefwurzler besser geeignet als Flachwurzler. Welche Wurzelform Ihrer Wunschpflanze in der Regel zugeschrieben wird, erfahren Sie in den Gärtnereien oder Baumschulen.

Exkurs: Rhizom vs. Wurzel

Ein weiteres Ärgernis im Garten können Rhizome sein. Besonders der Bambus ist außerordentlich wanderfreudig. Schon die beiden Begriffe „Wurzelsperre“ und „Rhizomsperre“ zeigen, dass der Unterschied vielen noch nicht bekannt ist. Daher kurz ein paar Worte: Ausschließlich Wurzeln können in Wurzelformen eingeordnet werden. Rhizome sind keine Wurzeln, sondern zählen zur Sprossachse. Ein Rhizom besitzt Blattnarben und bildet eigene Wurzeln aus. Beides deutet auf den Spross als Bestandteil hin.

Des Weiteren sind Rhizome mit dem selben Leitsystem ausgestattet wie eine echte Pflanze (Xylem/Phloem). Echte Wurzeln haben keine Blattnarben. Sie sind auch nicht in der Lage, Blätter zu bilden. Dass Rhizome als Wurzeln verkannt werden, mag daran liegen, dass sie zumeist unterirdisch wachsen. Da sie sich von der Pflanze wegbewegen, ohne sich von ihr zu trennen, gab man ihnen Eigenschaften wie „kriechend“ oder „wandernd“. An ihren Knoten können sich Triebe bilden, um an anderer Stelle im Garten als vollwertige Pflanze wieder aufzutauchen. Im Gegensatz zu einem echten Spross wächst das Rhizom horizontal. Erst der aus dem Rhizom entstandene Trieb wird sich wieder in Richtung Sonne ausstrecken. (Pd)
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