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05.08.2015 

Gefährlicher Trend: Sonnenbrand-Tattoos

Eine Frau hat ein Herzchen auf der Haut, ein junger Mann zeigt sich mit «Batman»-Symbol auf der Brust. Für die Ewigkeit sind diese «Tattoos», die sie im Internet präsentieren, aber mitnichten. Denn die Bildchen sind nicht vom Tätowierer gestochen - sondern von der Sonne gebrannt.

Sonnenbrand-Tattoos
Bei diesem Trend sehen Hautärzte rot: Junge Leute legen sich Schablonen auf die Haut - und lassen sich dann absichtlich von der Sonne verbrennen. Ist das Kunst oder krank? (c) proplanta
Unter dem Hashtag #sunburnart (Sonnenbrand-Kunst) veröffentlichen zurzeit vor allem junge Leute solche Fotos von sich im Netz. Hautärzte warnen vor dem Phänomen.

«Den Trend stellt man spätestens dann fest, wenn man in Mallorca mal am Strand spazieren geht», sagt der Dermatologe Thomas Dirschka aus Wuppertal. «Man sieht immer mehr Menschen, die versuchen, sich über einen Sonnenbrand eine permanente Pigmentierung an der Haut zuzulegen.»

Anbieter wie «Funtantattoo» verkaufen entsprechende Schablonen bereits über das Internet in Dutzende Länder. Dass der Trend seine Schattenseiten hat, ist manchen scheinbar unklar: «Sieht cool aus», sagt etwa eine junge Frau in Berlin. Tatsächlich war der Sonnenbrand für ihren Geschmack sogar von zu kurzer Dauer: «Ich hab's schon mal selber gemacht, aber es hält nicht so lange, deswegen sehe ich da nicht so viel Sinn drin. Dann lieber ein richtiges Tattoo.»

Aber wie gefährlich ist das? «Das ist die entscheidende Frage, mit der wir zunehmend konfrontiert werden», sagt Fachmann Dirschka, der auch Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen ist. «Das Problem ist, dass es im Rahmen von solchen kräftigen Sonnenbränden auch zu Mutationen an genetischen Sequenzen kommt, die für die Unterdrückung von Tumor-Reaktionen verantwortlich sind.» Deswegen erhöhe jeder Sonnenbrand das Risiko für Hautkrebs, warnt er. Auch ein kleines Herzchen auf dem Bauch sei davon nicht ausgenommen.

«Viele sagen, ich mache das nur an Stellen, wo ich noch nie Sonne hingekriegt habe», warnt der Dermatologe. «Da ist die Haut natürlich besonders reizbar. Zum Beispiel an den Unterarmen oder am Gesäß.»

Allerdings macht bei weitem nicht jeder bei dem zweifelhaften Trend mit: «Das ist einfach nur krank und scheußlich», sagt ein junger Mann, der am Checkpoint Charlie in Berlin unterwegs ist. «Wie man sich sowas antun kann, kann ich nicht nachvollziehen.»

Auch auf Twitter, wo Fotos der Sonnenbrand-Tattoos kursieren, gibt es Häme. «Das ist nicht #sunburnart. Das ist Hautkrebs», warnen etwa US-Dermatologen in dem Kurznachrichtendienst. Manche bekamen sogar ganz unfreiwillig ein Sonnenbrand-Tattoo: «Sprüh-Sonnencreme im Wind aufzutragen, hat mir den idiotischsten Sonnenbrand überhaupt beschert», klagt Nutzerin Gretchen Eberl. «Die Leute müssen denken, ich unterstütze #sunburnart».

Aber warum holen sich Menschen überhaupt freiwillig einen Sonnenbrand? «Die Haut ist natürlich eine soziokulturelle Projektionsfläche», sagt Dirschka. «Ich glaube, dass die Motive in die Richtung gehen, dass man versucht, eine Individualität zu erzeugen.» In der Hinsicht hätten die Sonnenbrand-Symbole etwas mit tatsächlichen Tattoos gemeinsam.

Wer sich mit Sonnenschutz eincremt, bevor er sich eine Schablone auf die nackte Haut legt, geht zwar verantwortungsbewusster an den zweifelhaften Trend heran - vom Dermatologen gibt es aber auch dafür kein grünes Licht. «Es gibt keinen kompletten UV-Schutz», betont er.

Je nach Hauttyp sei aber besondere Vorsicht geboten. «Julio Iglesias kann den ganzen Tag mit nacktem Oberkörper in der Sonne sitzen - dem passiert nicht so viel. Aber wenn Boris Becker das Gleiche macht, hat er ein ganz hohes Risiko», meint Dirschka. «Aber ein dunkler Hauttyp bedeutet nicht, dass man das sorglos machen kann.» Denn letztlich bedeuten Sonnenbrand-Tattoos vor allem eines: grundlosen Schmerz. «Natürlich tut das weh. Das ist blasig, das ist entzündet, das schwillt an, das dauert lange, bis es abheilt, dann brennt jedes Duschen hinterher», sagt der Dermatologe. «Warum jemand sowas macht, weiß ich nicht. Vernunftbezogene Gründe scheint es dafür nicht zu geben.» (dpa)
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