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   19.10.2022 

Pestizide: Fast jede dritten Haarprobe positiv

In ganz Europa haben 300 Menschen ihre Haare auf Pestizidrückstände testen lassen. Das Ergebnis der Citizens’ Science Aktion: In fast jeder dritten Haarprobe (89 von 300 bzw. 29 Prozent) konnte ein unabhängiges Labor Pestizide nachweisen.

Pestizidrückstände Haarprobe
(c) Glaser - fotolia.com
Bei den 98 Teilnehmenden aus Deutschland fanden sich bei einem knappen Viertel (23,5 Prozent) mindestens eine der 30 getesteten Substanzen. Initiiert wurde die Aktion vom europäischen Netzwerk „Good Food Good Farming“, dem auch das „Wir haben es satt!“-Bündnis angehört.

Gemeinsam fordern die im Netzwerk zusammengeschlossenen Organisationen eine bessere Pestizid-Regulierung in der EU, um Bäuer*innen, Konsument*innen und die Umwelt vor den gefährlichen Folgen der Pestizide zu schützen. Die Ergebnisse des „Pestizid Check-Ups“ untermauern die Notwendigkeit eines raschen Pestizid-Ausstiegs. Die Aktion, an der sich engagierte Menschen aus 15 europäischen Ländern beteiligten, hat einen hohen Verbreitungsgrad der giftigen Chemikalien in der Bevölkerung festgestellt.

Weiterhin problematisch ist, dass die Rückstände deutlich öfter bei Landwirt*innen und anderen in der Landwirtschaft Tätigen gefunden wurden (43,5%). Auch ein deutliches Stadt-Land-Gefälle wurde sichtbar: Menschen auf dem Land (39.5%) sind gegenüber Bewohner*innen von kleinen (25.9%) bzw. mittleren und großen Städten (21.8%) deutlich stärker betroffen.

Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass der Wirkstoff Tebuconazol europaweit in 7,3% und in Deutschland sogar in 9,2% der Proben nachgewiesen wurde. EU-Behörden gehen davon aus, dass das Fungizid ein sogenannter endokriner Disruptor ist und die Reproduktionsfähigkeit schädigt. Endokrine Disruptoren können, wenn sie in den Körper gelangen, bereits in kleinsten Mengen das Hormonsystem verändern und die Gesundheit schädigen.

Tebuconazol steht zudem im Verdacht Leberkrebs auszulösen. Aus diesem Grund steht der Wirkstoff auf der Liste der EU mit 53 Substitutionskandidaten („candidates for substitution“, CfS) und ist einer der 12 Stoffe, die laut PAN Europe sofort verboten werden müssen. Insgesamt konnten 25 der 30 getesteten Substanzen nachgewiesen werden, darunter das Herbizid Prosulfocarb, das insbesondere für Wasserlebewesen giftig ist, sowie das Insektizid Acetamiprid, das im Verdacht steht neurotoxisch zu wirken.

Hintergrund:
Zwischen Mai und August haben 300 Menschen aus ganz Europa bei der Aktion „Pestizid Check-Up“ Haarsträhnen eingeschickt. Diese wurden von einem unabhängigen Labor analysiert und auf 30 unterschiedliche Pestizide untersucht (17 Herbizide, 11 Fungizide und 2 Insektizide). 29 Prozent der Proben waren positiv, d.h. ein oder mehrere Pestizide wurden gefunden. Die untersuchten Chemikalien sind in der EU für landwirtschaftliche Nutzung zugelassen und gefährden Gesundheit und Umwelt. (Pd)
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