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25.05.2011 

Schlaganfall - Jede Minute zählt

Hamburg - Bei jedem Fünften der Betroffenen kommt er im Schlaf: ein Schlaganfall. Die Patienten wachen morgens auf, können vielleicht eine Seite ihres Körpers nicht mehr bewegen oder nicht richtig sprechen.

Infusion
Schlaganfälle werden unter anderem durch Blutgerinnsel ausgelöst, die plötzlich Gehirngefäße verstopfen. Durch die mangelnde Durchblutung sterben die Nervenzellen ab.

«Nach einem Schlaganfall bleiben Medizinern derzeit 4,5 Stunden, um das Blutgerinnsel mit einer sogenannten Thrombolyse aufzulösen», sagt Prof. Christian Gerloff, einer der Kongresspräsidenten der Europäischen Schlaganfall-Konferenz, die am Dienstag in Hamburg begonnen hat. Dabei wird ein bestimmtes Medikament eingesetzt.

Doch wenn Patienten im Schlaf einen Schlaganfall erleiden, ist der Zeitpunkt schwer festzulegen. Neue Diagnosemöglichkeiten mit der Kernspintomographie sollen dabei helfen. Eine neue Studie dazu ist für 2012 geplant und wird in Hamburg vorgestellt.

Nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft erleiden etwa 250 000 Menschen jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. Zu den Risikofaktoren zählen Herzrhythmusstörungen, ein erhöhter Blutdruck, die Zuckerkrankheit und erhöhte Blutfette.

Etwa ein Fünftel der Patienten stirbt innerhalb von vier Wochen, rund die Hälfte der Überlebenden ist ein Jahr nach dem Schlaganfall noch auf fremde Hilfe angewiesen. Die verbleibenden Symptome können vielfältig sein, das Ausmaß hängt von Dauer, Ort und Umfang der mangelnden Blutversorgung im Gehirn ab. Bis zum Freitag treffen sich mehr als 3.000 Schlaganfall-Experten aus über 85 Ländern in Hamburg.

Etwa ein Fünftel aller Schlaganfall-Patienten haben Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern. Menschen mit solchen Herzproblemen haben ein fünffach höheres Risiko für einen Schlaganfall. Blutgerinnsel bilden sich dabei im linken Vorhof des Herzens und gelangen von dort ins Gehirn. Als Vorbeugung erhält ein Teil dieser Patienten Vitamin-K-Antagonisten, wodurch jedoch unter anderem eine erhöhte Blutungsgefahr besteht, außerdem gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nahrungsmitteln.

Auf dem Kongress werden nun die Ergebnisse von Wirkstoffen wie Thrombin-Inhibitoren präsentiert, die das Schlaganfall-Risiko senken und zu weniger Blutungskomplikationen im Gehirn führen sollen. Eines der Präparate ist seit April in Europa zur Schlaganfall-Prävention bei Patienten mit Vorhofflimmern zugelassen, es soll im Sommer in Deutschland verfügbar sein. Bislang wurden die Wirkstoffe nach Hüft- oder Gelenkoperationen zur Vorbeugung einer Thrombose eingesetzt.

«Bei der Behandlung eines Schlaganfalls zählt wirklich, so früh wie möglich zu helfen», sagt Prof. Joachim Röther, Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. Denn die Hirnzellen müssen wieder Blut versorgt werden. «Doch erschreckend viele Menschen können die Symptome wie eine halbseitige Lähmung, Gang-, Sprach-, oder Sehstörungen gar nicht zuordnen und melden sich erst spät bei Rettungsstellen oder einem Arzt.»

Mit Projekten speziell für bildungsarme Schichten will die Fachgesellschaft demnächst darüber aufklären, dass «beim ersten Auftreten von Schlaganfall-Symptomen sofort die "112" gewählt werden soll». Eine Auswertung von Aufklärungskampagnen hatte laut Röther gezeigt, dass vor allem Ältere mit höherem Bildungsniveau über Symptome und Behandlung eines Schlaganfalls Bescheid wüssten. Röther ist Chefarzt der Neurologischen Klinik der Asklepios Klinik Altona.

Um die Patienten noch früher zu behandeln, wird auch der Einsatz von speziellen Rettungswagen erprobt. Diese haben die Techniken zur Schlaganfall-Diagnose an Bord. Dazu gehört ein Computertomograph, um Aufnahmen vom Gehirn zu machen und so etwa eine Hirnblutung auszuschließen, und ein Mini-Labor. Auch mit der Thrombolyse selbst kann dort begonnen werden. Die Hoffnung ist, etwa 30 Minuten einzusparen, hieß es am Dienstag. Einsatzorte sind seit einigen Jahren Homburg/Saar, und seit einigen Wochen auch Berlin. (dpa)
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