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   16.03.2021 

Warum es sinnvoll ist, Hühner im eigenen Garten zu halten

Das letzte Jahr war in vielerlei Hinsicht ein globaler Weckruf, der ein deutlich hörbares Echo der Achtsamkeit nachklingen ließ. Achtsamkeit nicht nur gegenüber unseren Mitmenschen, sondern auch gegenüber unseres Heimatplaneten.

Hühner im eigenen Garten
(c) proplanta
Der Rekord-Einbruch in der ansonsten stetig steigenden Emissionskurve verdeutlicht, dass das Jahr 2020 auch Gutes mit sich brachte. Dennoch stoßen die Ökosysteme der Erde nach wie vor an ihre Grenzen und drohen damit zu kollabieren, wenn sich nicht grundlegend etwas an unserem Konsumverhalten ändert.

Massentierhaltung und Fleischverzehr tragen einen maßgeblichen Teil zur Erderwärmung bei. Veganer oder Vegetarier muss man jedoch nicht unbedingt gleich werden, um einem Klima-Desaster entgegenzuwirken. Den allgemeinen Fleischkonsum zu reduzieren, auf gute Bio-Zertifikate zu achten, Billigfleisch vom Discounter zu meiden oder den Bauern aus der Ortschaft zu unterstützen, sind nur ein paar Wege, die Umwelt nachhaltig zu entlasten.

Wer zuhause einen eigenen Garten besitzt, hat sogar die Möglichkeit, Hühner selbst zu züchten. Was es dabei zu beachten gibt und welche Vorteile eine Hühnerzucht mit sich bringt, zeigen wir hier.



Was gibt es bei der Hühnerzucht vorab zu beachten?

Bevor man sich dazu entscheidet, Hühner im Garten zu halten, sollte man ein paar Dinge bedenken. Neben der üblichen Bürokratie und den Behördengängen muss auch die persönliche Platzfrage berücksichtigt und ein passender Hühnerstall ausgesucht werden. In weniger dicht besiedelten Gebieten sowie auf Bauernhöfen in Waldnähe ist es wichtig, die Stallwände tief in die Erde zu graben. Füchse und andere natürliche Feinde buddeln sich nämlich gerne unter das Gehege, um von unten an die Hühner zu gelangen.

Für den Privathaushalt in bewohnten Gebieten eignen sich hingegen Hühnerställe, die auf dem Rasen aufgestellt werden können. Durch die Bevölkerungsdichte und den zusätzlich abgetrennten Gartenbereich wird die Gefahr durch andere Wildtiere stark reduziert. Einen derartigen Hühnerstall in verschiedenen Größen gibt es beispielsweise von MyAnimal. Durch das einfache Aufstellen und die Mobilität der Hühnerhäuser bleibt man auch langfristig in der Gartengestaltung flexibel. Vorab ist ein klärendes Gespräch mit den Nachbarn ratsam, denn die lebhaften Vögel können manchmal den Lärmpegel nach oben treiben.

Welche zusätzlichen Anforderungen bei der Anschaffung bestehen und welche Gesetze es bei der Hühnerzucht zu beachten gibt, hat ProVieh in einem ausführlichen Beitrag zu den wichtigsten Auflagen zusammengefasst.



Die Vorteile der Hühnerzucht im Überblick

1. Eier mit besseren Nährwerten, in höchster Bio-Qualität

Freilaufende Hühner haben deutlich mehr Zugang zu Sonnenlicht und natürlichem Futtermittel. Folglich leben sie gesünder als Hühner aus Mastbetrieben. Das wirkt sich auf die Qualität und den sehr guten Geschmack der Eier aus. Keine Antibiotika, weniger Cholesterin und mehr Omega-3-Fettsäuren landen auf dem Teller. Hühner legen übrigens zwischen 160 bis 280 Eier pro Jahr - das spart Geld und sorgt mitunter auch für einen kleinen Nebenverdienst, wenn man die überschüssigen Eier an Freunde und Verwandte verkauft.

2. Natürliche Kompostieranlagen

Hühner lieben Essensreste, die wir üblicherweise über den Biomüll entsorgen. Hierzu zählen Obst und Gemüse, Salat, Reis, Samen, Nüsse, Teigwaren und Fleisch jeglicher Art. Die Allesfresser helfen also dabei, die Lebensmittelverschwendung im eigenen Haushalt zu reduzieren und entlasten dabei den Geldbeutel beim Futterkauf.

3. Ungeziefer und andere Kleintiere stehen auf dem Speiseplan

Das muntere Federvieh pickt unheimlich gerne nach Ungeziefer und Unkraut. Käfer, Grillen, Schnecken und andere Schädlinge stehen auf dem Speiseplan der Vögel, was wiederum den Ertrag an Obst und Gemüse im Eigenanbau erhöht. Bei der Gartenpflege spart man sich hierdurch Pflanzenschutzmittel und Arbeit gleichzeitig. Hat man außerdem Obstbäume im Garten, essen Hühner das Fallobst, bevor es zu faulen beginnt und Insekten anlockt.

4. Hühner erzeugen wertvollen Dünger

Hühnermist enthält wichtige Nährstoffe, die kommerziellem Düngemittel erst hinzugefügt werden müssen, um diesen wirksam zu machen. Verrichten Hühner ihr Geschäft auf Grünflächen, dringt Kalium, Phosphor und Stickstoff in die Erde und reichert den Boden an. Das fördert wiederum den natürlichen Wachstum gesunder Gräser, Blumen, Sträucher, Beete und Bäume.

5. Das Huhn ist ein charakterstarkes Tier

Hühner sind nicht nur nützliche Tiere, die mit ihrer Eierproduktion, natürlichen Schädlingsbekämpfung und der Düngererzeugung jeden Garten aufwerten. Sie haben Persönlichkeit und jedes Tier einen individuellen Charakter. Somit tragen die gefederten Gartenbewohner dazu bei, Familien zu bereichern und den Alltag lebhafter zu gestalten.

6. Schöne Hühnerrassen - eine bunte Artenvielfalt

Ähnlich wie bei herkömmlichen Haustieren wie Hunden und Katzen gibt es bei Hühnern eine große Bandbreite an Rassen, die sich untereinander in Körpergröße und Federpracht unterscheiden. Auch die Farbe der Eierschale wird von der Hühnerart bestimmt (im Gegensatz zur Dotterfarbe, die vom Futter beeinflusst wird). Besonders schöne Hühnerrassen, die hierzulande relativ leicht zu bekommen sind, sind die Rassen Brahma, Paduaner, Sperber, New Hampshire oder das Seidenhuhn.

7. Die Tiere sind relativ pflegeleicht

Hühner müssen regelmäßig gepflegt werden, aber die Aufgaben lassen sich auch leicht von jüngeren Familienmitgliedern bewerkstelligen. Im Vergleich zu anderen Haus- und Hoftieren sind Hühner in der Haltung recht unkompliziert. Sie müssen gefüttert werden, zu trinken bekommen, einen Nistkasten sowie genügend Freilauf im Garten haben. Zwar sollte man regelmäßig den Mist entsorgen, dafür spart man sich im Vergleich zu Hunden und Katzen die ausgiebigen Gassi-Gänge beziehungsweise kostspieliges Katzenstreu.

8. Beste Fleischqualität am Tag des jüngsten Gerichts

Hühner können bis zu 10 Jahre alt werden. Hält man davon viele, um gelegentlich eines zu schlachten, kann man mit einer absolut erstklassigen Fleischqualität rechnen. Das liegt an der frischen Luft, dem Sonnenlicht, Futtermittel, Verzicht von Antibiotika und am allgemein glücklichen Leben der Vögel. Weniger Fett aufgrund der ausbleibenden Mästung sowie ein intensiveres Geschmackserlebnis sind das Ergebnis, da das Fleisch nicht zusätzlich mit Wasser aufgeschwemmt wird, um künstlich mehr Gewicht auf die Waage zu bringen.



Bewusster Fleischkonsum für eine bessere Zukunft

Vom Huhn zum Hähnchen: die Aufzucht und das Halten von Hühnern bringen einem diesen Werdegang besonders nahe. Wenn als Folge davon die Achtsamkeit gegenüber der Tierwelt steigt, der Fleischkonsum bewusster wahrgenommen und mitunter sogar reduziert wird, ist hier nicht nur den Hühnern geholfen, sondern auch unserem Planeten. Das kommt schlussendlich auch der eigenen Gesundheit zugute. Industriefleisch gehört nicht unbedingt zur besten Form von Protein, die ein Mensch zu sich nehmen kann. Ob man durch die Geflügelzucht vom Fleischliebhaber zum Vegetarier wird, steht auf einem anderen Blatt.

Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich das Bild des Fleischkonsums positiv und nachhaltig verändern wird. Das Überangebot an Billigfleisch sowie die vollkommene Abkapselung der industriellen Tierhaltung von unserer Konsumgesellschaft hat im letzten Jahrhundert eine globale Abstumpfung gegenüber Tieren und deren Würde nach sich gezogen. Ein Gespür für das allgemeine Tierwohl muss unserer Umwelt zuliebe wieder zunehmen, damit wir und unsere Mitbewohner noch möglichst lange etwas von unserem Planeten haben. (Pd)
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Kommentare 
Richard schrieb am 16.03.2021 17:10 Uhrzustimmen(17) widersprechen(11)
Wenn man einmal ein Bio-Ei aus dem Garten probiert hat, gibt es eigentlich kein zurück mehr zur Supermarkt-Ware!