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Kraut- und Knollenfäule | Kartoffelkrankheiten

Kraut- und Knollenfäule | Pilzkrankheiten - Kartoffelkrankheiten | proplanta.de

Kraut- und Knollenfäule


Phytophtora infestans (MONT.) DE BARY

Schadbild


Anfangssymptome sind vorwiegend am Blattrand oder an der Blattspitze zu finden, dabei bilden sich gelbliche bis grüne unregelmäßige Flecken, die sich später schokoladenbraun verfärben. In den frühen Morgen- und Abendstunden ist am Übergang zwischen gesundem zu krankem Gewebe ein weißer Pilzrasen, der aus Sporangien besteht, zu sehen. Dieses Symptom ist ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zu anderen Blattfleckenkrankheiten (u.a. Botrytis cinerea).

Von den Primärherden erfolgt in Windrichtung die weitere Ausbreitung, bei warmer Witterung kommt es innerhalb weniger Tage zu einem flächendeckenden Befall, bei kühlerer Witterung dauert es etwas länger. Stark befallene Bestände verbreiten einen muffigen Geruch.

Der Pilz kann auch die Knolle befallen (Braunfäule). Die Knollen weisen dann äußerlich bleigraue, schwach eingesunkene Flecken auf. Im Inneren der Knolle zeigt sich eine braune Verfärbung des Knollengewebes mit fließendem Übergang zum gesunden Gewebe.


Biologie des Schaderregers


Der Pilz überwintert im Wesentlichen im lebenden Gewebe befallener Knollen, die in Kartoffelmieten, in Lagerhäusern lagern oder die auf dem Feld verblieben sind. Bei feuchten und nassen Bodenverhältnissen im Zeitraum Mai bis Juni kommt es zu einem Primärbefall. Dieser ist an einzelnen, verstreut im Bestand stehenden Stauden feststellbar. Der Erreger sporuliert auf den Knollen (bes. in den Lentizellen) und die Zoosporen gelangen von außen an die unteren Blätter bzw. Stängelteile. Einige infizierte Knollen pro ha reichen schon aus, um eine Epidemie im Kartoffelbestand auszulösen.

Die Sekundärinfektion erfolgt dagegen durch die Sporenverbreitung mittels Wind und Wassertropfen von bereits befallenen Kartoffelstauden oder Durchwuchskartoffeln. Die Sporen des Erregers gelangen auf das Kartoffelkraut, auf dem sie unter feuchten Bedingungen auskeimen. Das Temperaturoptimum liegt bei 18 bis 23 °C. Innerhalb von 4 Stunden kann das Blatt infiziert sein. Nach zwei bis drei Tagen erscheinen die ersten Symptome.

Verbreitung


Die Kraut- und Knollenfäule tritt in allen Kartoffelanbaugebieten auf.



Bedeutung

Die Kraut- und Knollenfäule gilt als die Krankheit der Kartoffel mit dem höchsten Schadpotenzial. Begünstigt durch feucht-warme Witterung kann die Krankheit zu Ertragsverlusten von 20 bis 40 % führen. Unter extremen Bedingungen auch zu einem Totalverlust. Häufig werden befallene Knollen sekundär von Nass- und Trockenfäuleerregern befallen, die wiederum zu hohen Lagerverlusten führen.


Bekämpfung


Die prophylaktische Bekämpfung der Krautfäule garantiert den besten Erfolg. Neben der Beachtung der Sortenanfälligkeit, der Verwendung von gesundem und zertifiziertem Pflanzgut ist
das Auftreten der Krautfäule im starken Maße von der Witterung abhängig. Prognosemodelle, wie u.a. SIMPHYT, bieten Informationen zur Stärke des witterungsbedingten Infektionsdruckes. Daraus werden Empfehlungen zum richtigen Beginn der Spritzungen, zum Spritzabstand sowie Hinweise zur Wahl der fungiziden Wirkstoffgruppen abgeleitet.

Anmerkung


Phytophthora infestans wird taxonomisch in die Klasse der Oomycota eingeordnet. Der Pilz ist ein heterothallischer Organismus, der in zwei verschiedenen Paarungstypen (A1 und A2) auftreten kann. Treffen beide Paarungstypen aufeinander, bildet der Schaderreger dickwandige, große Oosporen, die prinzipiell als Dauerorgane fungieren. In vielen europäischen Ländern wurden diese geschlechtliche Fortpflanzung im Freiland nachgewiesen, doch ihre Bedeutung für die Epidemiologie des Schaderregers ist noch unklar.


DE BARY gibt 1876 dem Pilz den noch heute gültigen Namen Phytophthora infestans. Der Name stammt aus dem Griechischen: phyton = Pflanze und phthora = verderben.
Weißer Pilzrasen am Übergang zwischen gesundem zu krankem KartoffelgewebeBild vergrößern
Weißer Pilzrasen (Sporangienträger) am Übergang zwischen gesundem zu krankem Gewebe
Nekrosen an KartoffelnBild vergrößern
Schokoladenbraun verfärbte Nekrosen
Krautfäule-Befall KartoffelBild vergrößern
Fortgeschrittener Krautfäule-Befall im Bestand