Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

Borreliose | Agrar-Lexikon

Borreliose

Borreliose ist die am häufigsten von Zecken übertragene Infektionskrankheit in Deutschland. Erreger sind Borrelien, eine Bakterienart. Sie gelangen mit dem Stich einer Zecke ins Blut. Typisches Symptom ist die «Wanderröte», ein roter Hautring um die Einstichstelle. Weitere Symptome sind Muskel- und Gelenkschmerzen, auch Fieber. Behandelt wird die Infektion mit Antibiotika. Wird die Krankheit nicht frühzeitig erkannt, sind Spätfolgen wie Gelenkentzündungen (Arthritis), Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich. Unbehandelt können diese jahrzehntelang Beschwerden verursachen.

Das Spektrum möglicher Wirte ist groß. Es umfasst z.B. kleine Nager, Rehe, Füchse und Vögel sowie Haus- und Nutztiere. Für die Borrelien ist aber nicht jeder dieser Wirte gleich gut geeignet. Manche stellen eine Sackgasse dar, weil sich die Bakterien in ihrem Körper kaum oder gar nicht vermehren können. Dazu gehören etwa das Kaninchen und das Rind. Zecken, die an einem solchen „Fehlwirt“ saugen, werden daher nicht infektiös. Noch komplizierter wird das Geschehen dadurch, dass es bei den Borrelien eine große Vielfalt gibt, wie nicht zuletzt Forschungen der Arbeitsgruppe um Matuschka gezeigt haben. Die einzelnen Varianten zeigen wiederum Vorlieben für bestimmte Wirte.


Kühe verringern das Borreliose-Risiko
Erklären lässt sich die geringere Zahl und Infektiosität der Zecken auf der Weide unter anderem damit, dass jedes Rind gleich von vielen Zecken aller Entwicklungsstadien befallen werden kann. Andere potentielle Wirte werden entsprechend verschont. Weil sich die auf Rinder übertragenen Borrelien nicht weiter vermehren, bedeutet das die Endstation für die Erreger, zumal die Zecken bei der Blutmahlzeit ihre infektiöse Fracht einbüßen. Außerdem verändert sich die Vegetation infolge der Beweidung, was wiederum dazu führt, dass den Zecken weniger der für die Erreger geeigneten Kleinnager und Vögel zur Verfügung stehen.

Inzwischen nehmen die Berliner Wissenschaftler solche Untersuchungen auch in extensiv bewirtschafteten Gebieten der Schwäbischen Alb und der Hohenlohe vor. Dabei zeichnen sich ganz ähnliche Ergebnisse ab. Wo Kühe, Schafe und Ziegen grasen, lauern viel weniger Zecken, und sollten Wanderer dort dennoch von einem dieser Blutsauger befallen werden, können sie wenigstens mit einem vergleichsweise geringen Borreliose-Risiko rechnen.

Auch Mähen wirkt der Gefahr entgegen, sich einen Zeckenstich und gar eine Lyme-Borreliose zuzuziehen. Falsch wäre es indes, gewissermaßen mit dem Brecheisen vorzugehen. Beweidung und Mähen sollten vielmehr auf die örtlichen Bedingungen abgestimmt werden, damit sie den bestmöglichen Effekt erzielen. Noch aber sind nicht alle Teile des ökologischen Puzzles bekannt, geschweige zusammengefügt.