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Milchpreis | Agrar-Lexikon

Milchpreis

Die Misere der deutschen Milchbauern reicht zurück bis in die Anfänge der europäischen Agrarpolitik. In den 1960er Jahren beschloss die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die Schwankungen des Milchpreises auf dem Weltmarkt abzufedern und das Einkommen der heimischen Bauern zu sichern, indem sie ihnen einen bestimmten Grundpreis für ihre Milch garantierte. Das verleitete die Landwirte dazu, zu viel Milch zu produzieren. 1984 setzte die Europäische Union deshalb eine Obergrenze für die Produktion fest.

Mit der sogenannten Milchquote wollte man die als «Milchseen» und «Butterberge» gefürchteten Überschüsse in den Griff bekommen. Seit Jahren versucht die EU, den europäischen Milchmarkt zu öffnen. Die EU-Kommission sieht in Europa und vor allem auf anderen Kontinenten wie Asien eine steigende Nachfrage nach Milchprodukten.
Deshalb hat die Staatengemeinschaft beschlossen, die Milchquote bis März 2015 auslaufen zu lassen. Bis dahin soll sie schrittweise erhöht werden.

Die deutschen Milchbauern wehren sich gegen die Erhöhung. Sie fürchten, dass die Milchpreise weiter sinken, wenn das Angebot steigt. Im vergangenen Mai und Juni hatten die Landwirte mit einem Milchlieferstopp vorübergehend höhere Preise durchgesetzt. Seither sind die Milchpreise jedoch wieder gesunken. Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) fielen die Erzeugerpreise im Februar auf durchschnittlich 24,4 Cent pro Kilogramm Milch - und damit auf einen historischen Tiefstand. Die Bauern geben ihre Produktionskosten mit rund 40 Cent pro Liter an.

Vom Milchpreis, den die Verbraucher im Supermarkt bezahlen, bekommen die rund 90.000 deutschen Milchbauern weniger als die Hälfte. Etwa 13 Prozent entfallen auf die Molkereien, 11,5 Prozent auf die Verpackung und rund 10 Prozent auf den Einzelhandel. Weitere Kosten verursachen Logistik, Lagerung, Grüner Punkt und Mehrwertsteuer.

Wegen der niedrigen Preise verlangen viele Bauern weitere staatliche Hilfen statt einer Öffnung des Markts. Im Januar hatte die EU-Kommission die umstrittenen Exporthilfen wieder eingeführt und tonnenweise Butter zur Lagerhaltung aufgekauft, um das Angebot zu verknappen. Zudem bekam Deutschland grünes Licht für einen millionenschweren Milchfonds aus EU-Geldern, um die Bauern auf das Auslaufen der Quote vorzubereiten.