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Viehscheid | Agrar-Lexikon

Viehscheid

Der Bergsommer im Allgäu geht im September mit den traditionellen Viehscheiden zu Ende. Nach rund 100 Tagen auf den Alpen, wie die Bergweiden in Schwaben heißen, treiben die Hirten ihre Viehherden zurück ins Tal. Die Rückgabe der Rinder an ihre Besitzer ist ein feierlicher Akt, der in mehr als 20 bergnahen Dörfern als großes Volksfest gefeiert wird und alljährlich zehntausende Zuschauer anzieht.

Seinen Ursprung hat der Allgäuer Viehscheid im Alemannischen. Nach Angaben des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu kann diese Tradition etwa 1500 Jahre zurückverfolgt werden. Schon damals trieben die Hirten das Jungvieh zu Tal, bevor in den Bergen der Herbst mit Unwettern und Schnee bis in die hohen Lagen begann. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Hirten bei den Festen unter sich. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Viehscheid zur großen Attraktion für Einheimische und Touristen.

Für den Abtrieb von den Alpen werden den Kühen Glocken aus Schwarzblech - die Schellen - um den Hals gehängt. Mit ihrem Geläut kündigen sie schon von weitem ihre Ankunft an. Die Hirten treiben die Tiere auf den sogenannten Scheidplatz, auf dem ein großes Gatter steht. Dort werden die Herden zunächst gesammelt, dann getrennt - geschieden - und an ihre Besitzer zum Überwintern zurückgegeben. Von dieser Rückgabe der Tiere an die jeweiligen Halter kommt der Name Viehscheid.

Ist der Bergsommer gut und unfallfrei verlaufen, haben die Alphirten schon im Morgengrauen ihre Herden herausgeputzt. Das Leittier, mit einem farbenprächtigen Kopfschmuck aus Zweigen, Bergblumen und Spiegeln geschmückt, führt die Herde als Kranzrind auf dem Weg ins Tal an. Der Viehscheid dauert im Allgäu in diesem Jahr bis zum 20. September. In Oberbayern wird das Ende des Bergsommers eher im Stillen als Familienfest gefeiert.