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Eichenholzspäne im Wein

Eichenholzspäne im Wein | Wissenswertes | proplanta.de
Über die Verwendung von Eichenholzspänen beim Weinausbau wird in der hiesigen Branche heftig diskutiert. Hintergrund: die Europäische Union und die USA haben Ende 2005 ein Weinhandelsabkommen geschlossen. Es beinhaltet die gegenseitige Anerkennung der Herstellungsverfahren, also auch den in den USA üblichen Einsatz von Holzchips. Somit ist auch die Verwendung dieser Eichenspäne grundsätzlich auch in Europa möglich. Trotz EU-Verordnung ist der Einsatz von Holzchips in Deutschland nicht erlaubt, denn dafür fehlen die EU-Anwendungsbestimmungen. Wenn sich jedoch die EU-Kommission mit dem nötigen Erlass beeilt, können beim Weinjahrgang 2006 Holzchips verwendet werden.

In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wird an verschiedenen Instituten und Betrieben der Weinwirtschaft der Einsatz von Eichenholzspänen getestet, und zwar im Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg, in der Weinbauschule Weinsberg und der Forschungsanstalt Geisenheim.

In den Versuchsreihen der Weinbauschule Weinsberg konnte grundsätzlich festgestellt werden, dass der Weinausbau mit Eichenholzspänen sehr viel einfacher ist und weniger Aufwand im Keller bedeutet. Die Kontaktzeit, die zur Auslaugung der Späne notwendig ist, beträgt maximal drei bis vier Wochen. Die Kosten der Eichenspäne belaufen sich nur auf einen Bruchteil dessen, was der Ausbau im Barrique kostet (ca. 0,03 €/l vs. 0,8 €/l). Andererseits erfolgt während der Lagerung im Barrique eine stetige aber moderate Sauerstoffzufuhr, die wesentlich zur Reifung der Weine beiträgt. Nach der Lagerung im Barrique sind die Weine meist runder, harmonischer und deutlich farbkräftiger als vergleichbare Weine, die im Tank gelagert wurden.

Die Ergebnisse sind eindeutig, im Barrique ausgebaute Weine können durch die Verwendung von Eichenholzspänen nicht imitiert werden. Außerdem ist nicht jede Rebsorte geeignet. Insgesamt sprechen die Ergebnisse jedoch für eine Verwendung. Es können stabilere und rundere Weine erzeugt werden, da eine Geschmacksveränderung je nach Röstgrad und Menge der Späne im Gegensatz zum traditionellen Ausbau im Eichenholzfass dosierbar ist. Nicht zuletzt sprechen auch die niedrigeren Kosten für eine Verwendung.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich eine Nutzung der Späne nur auf einen Teil der Weine beschränken wird, und zwar für die ein Barriqueton angestrebt wird. Mittelpreisige Weine könnten dadaurch etwas "wertiger werden".

Der Weinfreund ahnt von diesen Verfahren zur Weinveredelung nichts, auf den Etiketten finden sich keinerlei Hinweise. Bei manchen Weinen aus Übersee wird lediglich der Begriff „oaked“ verwendet. Die Vertragsparteien beim Weinabkommen haben nämlich vereinbart, dass keine Seite für importierte Weine eine Kennzeichnung von Produktionsmethoden auf dem Etikett vorschreiben darf.