Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

Wein und Gentechnik

Wein und Gentechnik | proplanta.de
Weltweit sind noch keine gentechnisch veränderten Weinreben zum Anbau zugelassen und in Europa ist in absehbarer Zeit auch nicht mit einer Marktzulassung zu rechnen (Transgen 2006). Die weltweit führenden Länder im Bereich gentechnisch gestützter Rebenzüchtung sind die USA, Frankreich, Australien, Kanada, Deutschland und Südafrika.

In der Forschung und bei der Entwicklung neuer Rebsorten mit gentechnischen Methoden geht es vor allem um folgende Ziele:
- Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten (Botrytis, Echter und Falscher Mehltau)

- Virusresistenz (z.B. Resistenz gegen den Erreger der Reisigkrankheit)

- Veränderte Produkteigenschaften (Veränderter Zuckergehalt, Farbe und Fruchtgröße)

- Anpassung an Standortfaktoren (Erhöhung der Kältetoleranz, um auch in kälteren Regionen Weinbau zu ermöglichen)
 

Das Ziel: Resistenz gegen Pilzkrankheiten und umweltschonende Produktion


Pilzliche Schaderreger sind in den Weinbauregionen ein großes Problem. Große Mengen an Fungiziden werden zu ihrer Kontrolle eingesetzt mit all ihren negativen Umweltwirkungen. Darüber hinaus führen die Pilze nicht nur zu Ertragseinbußen, sondern auch zu Qualitätsverlusten beim Wein. Die trüben, schwer abbaubaren Rückstände aus den Pilzen bereiten im Weinkeller erhebliche Schwierigkeiten. Der Wunsch der Praxis nach pilzresistenten Rebsorten ist groß.

Möglichkeiten erhofft man sich hier von der Gentechnik. Weltweit arbeiten mehrere Arbeitsgruppen daran, traditionellen Rebsorten eine Resistenz gegen die schädlichen Pilze zu vermitteln. Verschiedene Ansätze werden verfolgt: die Fremdgene sorgen für die Bildung von Chitinasen oder Glucansaen, welche die Zellwände der Pilze zerstören bzw. hydrolisieren oder von Ribosomen-Inhibitierende Proteine (RIP), welche die Proteinsynthese in Pilzen und damit ihr Wachstum behindern.

Wie groß der Beitrag der gentechnisch veränderten Rebe zu einer umweltschonenderen Produktion sein kann, wird in erster Linie davon abhängen, wie dauerhaft die Resistenz ist. Es wird vermutet, dass die isolierte Verwendung einzelner Resistenzfaktoren zu einer langsamen Selektion virulenter Pathotypen führen könnte. Das würde die langfristige Wirksamkeit dieser Maßnahme in Frage stellen.

Ob die gentechnische Veränderung jedoch die Weinqualität wirklich nicht - wie angenommen - beeinträchtigt, bleibt noch abzuwarten. Nicht absehbar ist, wann die ersten Weine aus gentechnisch veränderten Reben verkostet werden können. Die Schätzungen bewegen sich zwischen fünf und fünfzehn Jahren.

Alternativen zur Gentechnik


Das Problem der konventionellen Züchtung ist die Zeit, wenngleich die Gentechnik die Selektionsdauer kaum verkürzt. Die herkömmliche Zuchtdauer von Rebsorten liegt zwischen 25 - 30 Jahren, bedingt durch das langsame Wachstum von Reben, geringe Vermehrungsraten, polygen vererbte Resistenzfaktoren und sorgfältige Prüfungen über mehrere Zuchtstufen. Davor liegen noch etliche Jahre komplexer Zuchtgänge (Kreuzungen und Selektionen), so dass Fortschritte nur sehr langsam erzielt werden können.

In Deutschland sind aber seit 2001 einige auf herkömmliche Art und Weise gezüchtete, pilzresistente Sorten zur Qualitätsweinherstellung zugelassen. Es sind dies u.a. die Rotweinsorten Regent und Rondo sowie die Weißweinsorten Phönix, Merzling und Johanniter. Aufgrund der erhöhten Pilztoleranz ist der Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen bei diesen Sorten deutlich geringer.

Problematisch ist jedoch, dass bei der konventionellen Züchtung pilz
resistenter Sorten zwangsläufig immer neue Sorten, mit neuen Namen und neuer Weinqualität entstehen. Da vor allem der deutschsprachige Raum von einem konservativen Konsumverhalten gekennzeichnet ist, die Einführung und Vermarktung dieser Sorten schwierig, obwohl sie den traditionellen Sorten um nichts nachstehen.

Viel versprechender ist der Einsatz von genetischen Markern (z.B. Marker für die Resistenz gegen den Roten Brenner). Ihr Einsatz kann die Züchtungsarbeit erheblich erleichtern, weil die Wahl der Kreuzungspartner gezielter und die Selektion viel früher (schon als Sämling und nicht erst im Weinberg als Rebstock) erfolgen kann. Solche molekularbiologischen Methoden beschleunigen nicht nur die Züchtung, sondern eröffnen der Züchtung fortlaufend neue Möglichkeiten, um bestimmten Anforderungen einer Weinrebe zu begegnen.