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Jakobs-Kreuzkraut | Agrar-Lexikon

Jakobs-Kreuzkraut

, Jakobskraut, Jakobs-Greiskraut, Spinnkraut, Herrgottsnagel
Senecio jacobaea L.

Familie


Korbblüter (Asteraceae)

Merkmale


Keimblätter: mit sehr kurzem Hypokotyl
Stängel: aufrecht, kantig bis gerillt, rötlich oder olivbraun, locker spinnwebig-wollig behaart, 30 - 120 cm hoch

Blätter: Stängelblätter wechselständig und bis nahe an den Mittelnerv fiederteilig, mit rechtwinklig abstehenden, schmal-lanzettlichen, gezähnten Federchen (Zipfeln)
Blüten: Blütenköpfchen (Trugdolden) goldgelb; Zungenblüten (10 -15)
Samen: bis 150.000 Samen je Pflanze; nat. Größe ca. 2 mm x 1 mm (L x B); im Boden lange lebensfähig – bis 20 Jahre

Lebenszyklus


Lebensdauer: zwei - bis mehrjährig
Vermehrung: generativ
Keimzeit:
Blütezeit: Juli - September

Verbreitung


Weltweit besonders in der gemäßigten Zone

Bedeutung


Auf extensiv genutzten Grünlandflächen und auf gering gedüngten und weniger gepflegten Weiden, aber auch an Wegrändern, Straßen- und Bahnböschungen.

Anmerkungen


Der volkstümliche Name „Jakobskraut“ bezieht sich auf die Blütezeit um den St. Jakobstag (25. Juli), der in alten Bauernkalendern als Beginn der Mahd einschüriger Wiesen galt. In den letzten Jahren an Straßenrändern und Böschungen sowie auf Brach- und Stilllegungsflächen in der Zunahme begriffen. Die Zunahme geht mit dem Mähregime einher. Aus Kostengründen und aus Gründen des Artenschutzes findet das Mähen oft lediglich einmal zwischen Jahresmitte und Spätherbst statt, so dass die spätblühende Pflanze dann optimale Bedingungen zum Blühen und Fruchten vorfindet.

Das Jakobs-Kreuzkraut zählt nicht zu den Neophyten, sondern ist Bestandteil der einheimischen Flora. Die in der Pflanze enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide (v.a. Jacobin und Senecionin) besitzen hepatotoxische Wirkung. In der Regel meiden ältere, erfahrene Tier die größeren, abschreckend riechenden Pflanzen.

Da das in allen Pflanzenteilen (besonders in der Blüte) enthaltene Gift auch in Heu und Silage wirksam ist, besteht hier die Hauptgefahr einer Vergiftung. Weiterhin kann auch das Rosettenblattstadium von Belang sein, da es von Weidetieren gerne verzehrt wird.

Eine chronische Vergiftung entsteht, wenn wochenlang mit Heu zugefüttert wird, das mit Jakobs-Kreuzkraut verunreinigt ist und der Giftstoff somit in kleinen Dosen sukzessive akkumuliert wird. Die Vergiftung äußert sich in Magen-Darmbeschwerden, Gewichtsverlust, Futterverweigerung, Krämpfe und Leberschäden.

Offensichtlich reagieren insbesondere Pferde, aber auch Rinder empfindlicher als Schafe und Ziegen. Untersuchungen bei Schafen haben gezeigt, dass eine partielle Detoxifikation der Pyrrolizidin-Alkaloide in den Vormägen erfolgt.

Die tödliche Dosis bei Pferden beträgt ca. 40 - 80 g Frischgewicht pro kg Körpergewicht. Das Rind benötigt etwa die doppelte Menge. Ziegen und Schafe reagieren unempfindlicher; sie benötigen ca. 2 kg Frischsubstanz pro kg Lebendgewicht, um die tödliche Dosis zu erreichen.

Es gibt mehrere sehr nahe verwandte Arten, darunter vor allem das Raukenblättrige Kreuzkraut (Senecio erucifolius L.), das häufig mit dem Jakobs-Kreuzkraut verwechselt wird. Als trennend geltende Merkmale, z.B. die abstehenden Außenhüllblätter der Blüte sind jedoch häufig nicht miteinander korreliert. Untersuchungen zur Folge beträgt der Alkaloid-Gehalt, bezogen auf die Trockenmasse, bei S. jacobaea 0.2 - 0.3 %, bei S. erucifolius hingegen 0.004 - 0.036 % (Quelle: EFSA, 2007).

Die mechanische Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrautes ist sehr arbeitsintensiv und die chemische nur unter Vorbehalt möglich. Es ist ratsam, auftretende Pflanzen auszureißen bzw. auszustechen oder rechtzeitig abzumähen, ehe die Pflanzen zur Blüte und Samenreife gelangen. Das Jakobs-Kreuzkraut produziert sehr viele Samen (bis zu 3.000), die durch den Wind weit verbreitet werden.

Das Mähgut ist von den Grünlandflächen wegen der Samennachreife zu entfernen. 2 - 3 Schnitte bis zur Blüte sind erforderlich, um den Wiederaustrieb der Pflanze sichtbar zu reduzieren.

Grundsätzlich ist auf eine dichte Grasnarbe zu achten, die die lichtbedürftigen Samen in ihrer Keimung hemmt. Die Vermeidung von Narbenschäden durch Tiertritt, Fahrspuren und zu tiefe Mahd sowie eine an den Entzug angepasste Düngung kann außerdem die Ausbreitung unterbinden.

Eine chemische Bekämpfung ist mit Grünlandherbiziden wie U46M Fluid, U46D Fluid, Banvel M oder Simplex im Rosettenstadium oder bei Wuchshöhen zwischen 15 und 20 cm möglich.

Weitere Informationen

> Früherkennung (PDF 668kb)

> Letale Dosis
>
Hauptwirkstoffe
>
Bekämpfung (PDF 608kb)
>
Toxicity of Some Composite (Senecio) Weeds (PDF 110kb)
> EFSA - Pyrrolizidine Alkaloides (PDF 315kb)

> Variation in pyrrolizidine alkaloid patterns of Senecio jacobaea (PDF 493 kb)

> Frequent gain and loss of pyrrolizidine alkaloids in the evolution of Senecio section Jacobaea (Asteraceae) (PDF 477kb)
>
Pyrrolizidinalkaloide als unerwünschte Stoffe in der Nahrungskette
   (PDF 737kb)


Weitere Kreuzkraut-Arten:


Raukenblättrige Kreuzkraut (Senecio erucifolius L.)
Gemeines Kreuzkraut (Senecio vulgaris L.)

Unterscheidungsmerkmale KreuzkrautBild vergrößern
Grundblatt und Stängelblatt des Raukenblättrigen Kreuzkrautes (li) und des Jakobs-Kreuzkrautes (re)
Wurzeln Raukenblättrige Kreuzkraut Jakobs-KreuzkrautBild vergrößern
Wurzeln des Raukenblättrigen Kreuzkrautes (li) und des Jakobs-Kreuzkrautes (re)
Kleines Exemplar vom Jakobs-KreuzkrautBild vergrößern
Kleines Exemplar vom Jakobs-Kreuzkraut
Jakobs-Kreuzkraut: kräftig entwickelte, blühende PflanzeBild vergrößern
Jakobs-Kreuzkraut: kräftig entwickelte, blühende Pflanze
Jakobs-Kreuzkaut: Massenaufwuchs entlang einer LandstraßeBild vergrößern
Jakobs-Kreuzkaut: Massenaufwuchs entlang einer Landstraße
Blüten des Jakobs-KreuzkrautesBild vergrößern
Blüten des Jakobs-Kreuzkrautes
Jakobs-Kreuzkaut: verblühte PflanzeBild vergrößern
Jakobs-Kreuzkaut: verblühte Pflanze