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Gen-Reis erstmals in Lebensmitteln entdeckt (14.09.2006)

Gen-Reis erstmals in Lebensmitteln entdeckt 14.09.2006 - Reis Nachrichten rund um den Reis

Gen-Reis erstmals in Lebensmitteln entdeckt

In Baden-Württemberg ist erstmals in Deutschland nicht zugelassener Gen-Reis offiziell nachgewiesen worden. Bisher sei genmanipulierter Reis in zwei Produkten gefunden worden, bestätigte das Agrarministerium in Stuttgart am Mittwoch. Die Lebensmittelüberwachung entdeckte den gentechnisch veränderten Reis LL601 aus den USA im Lebensmitteleinzelhandel im Südwesten. Betroffen sei unter anderem ein Reis-Produkt der Supermarktkette Edeka Südwest.

Der "fit for fun Vollkornreis Marathon" werde aus den Regalen aller Märkte genommen, teilte das Unternehmen in Offenburg (Ortenaukreis) mit. Vorsorglich werde auch der "fit for fun Trix Reis-Mix Triathlon" nicht mehr verkauft. Das Chemische Veterinäruntersuchungsamt in Freiburg habe den Gen-Reis LL601 aus den USA im Edeka-Vollkornreis nachgewiesen.

Hersteller der Produkte sei die Bremer Firma Rickmers Reismühle. Diese habe in eigenen regelmäßigen Untersuchungen bisher keine gentechnisch veränderten Reiskörner entdeckt. Bis zur endgültigen Klärung vertreibe Edeka Südwest die Reisprodukte nicht mehr. Bereits gekaufte Produkte nehme die Supermarktkette gegen Geldrückgabe zurück. Behörden in Nordrhein-Westfalen teilten mit, dass auch Reis von einer Mühle in Gelsenkirchen nach Baden-Württemberg geliefert worden sei. Die NRW-Behörden gingen diesen Hinweisen jetzt nach.

Der gentechnisch veränderte Reis ist nach Ministeriumsangaben nur in geringen Mengen in den Produkten enthalten. Die Ergebnisse würden sich mit den Verunreinigungen in den USA decken. Dort sei bei sechs von 10 000 Reiskörnern eine Genmanipulation nachgewiesen worden. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg betonte, es seien keine Gesundheitsschäden zu erwarten. Die Ware soll dennoch aus dem Verkehr gezogen werden.

Auf der Suche nach der Ursache für Gen-Reis-Spuren im europäischen Handel vermutet der Ernährungswissenschaftler Klaus-Dieter Jany aus Karlsruhe eine ungewollte Ausbreitung der bis vor fünf Jahren testweise in den USA angebauten Sorte. "Wahrscheinlich gab es eine Auskreuzung: Über Pollenflug wurden andere Reissorten mit LL601 kontaminiert", sagte der Professor von der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL). "Wir könnten heute unter einer Million Reiskörner das gentechnisch veränderte finden", erläuterte der Direktor des Molekularbiologischen Zentrums der BfEL.

Der NABU fordert ein Ende der Gentechnik. Es gebe keine Wahlfreiheit für die Verbraucher und auch keine problemlose Koexistenz von gentechnisch veränderten Pflanzen neben konventionell angebauten Pflanzen, sagte der Vorsitzende des NABU Baden-Württemberg Stefan Rösler. Bienen würden sowohl Genpflanzen als auch Biopflanzen bestäuben.

Unterdessen rechnet der Saatgutwissenschaftler Michael Kruse von der Universität Hohenheim damit, dass Nahrungsmittel unerkannt noch mehr genetisch veränderte Produkte enthalten. «"Ich gehe davon aus, dass wir auch jetzt schon gentechnisch veränderten Reis essen", sagte Kruse. Er vermute zudem, dass der aktuelle Fall des nicht zugelassenen Gen-Reis' LL601 aus den USA nicht der erste gewesen sei.

Wegen der schwierigen Nachweisverfahren könnten gar nicht alle gentechnisch veränderten Produkte gefunden werden. Etwa 80 bis 90 Prozent der bekannten gentechnisch veränderten Pflanzen seien nachweisbar. "Aber neue Genmanipulationen sind gar nicht zu finden", sagte der Wissenschaftler.

Aldi nimmt Reis aus den Regalen
Der Discounter Aldi hatte nach Hinweisen auf gentechnisch verunreinigten Reis die verdächtige Ware aus den Regalen genommen. Anlass waren Untersuchungen von Greenpeace, bei denen nach Angaben der Umweltschutzorganisation in dem Produkt "Bon-Ri" die nicht zugelassene Reissorte LL601 gefunden worden war. Diese enthält ein zusätzliches Gen, mit dessen Hilfe die Pflanze resistent gegen ein bestimmtes Pflanzengift wird.

Der Reis wurde 1999 bis 2001 auf Versuchsfeldern in den USA angebaut, nach Angaben des Inhabers der Sortenrechte, Bayer CropScience, aber nie vermarktet. US-Behörden suchen derzeit nach der Quelle der Verunreinigung. Sie hatten ihre EU-Kollegen vor gut drei Wochen über die Verunreinigung informiert. Nach Angaben aus Brüssel wurden auch in Frankreich und Schweden in Reisproben Spuren von LL601 entdeckt. (NABU)