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05.03.2011 

Wie lange halten die Ölreserven

Die Ölpreise sind steil angezogen, doch die Internationale Energie-Agentur (IEA) in Paris warnt vor Panik. Im Ernstfall halten die strategischen Ölreserven mindestens zwei Jahre, sagte der IEA-Chefökonom Fatih Birol. Und bisher gebe es keinen Grund sie anzugreifen, meint der Experte, den das renommierte Forbes-Magazin zu den einflussreichsten Personen der globalen Weltenergieszene zählt.

Ölförderung
(c) Sascha Burkard - fotolia.com
Birol erläutert im dpa-Interview, was die Branche plagt.


Die politischen Umwälzungen in Nordafrika treiben die Ölpreise. Wie schlecht ist die Situation wirklich?

Birol: «Die Preise waren schon hoch vor den Ereignissen in Ägypten, bei über 95 Dollar; sie kletterten dann angesichts der Situation dort weiter. Wenn die aktuelle Situation in Libyen übergreift auf andere Gas- oder Öl-produzierenden Staaten, könnte das den gegenwärtigen Ölpreisen in der Tat einen weiteren Schub geben.»


Was ist mit den strategischen Ölreserven der Mitgliedsländer? Müssen die jetzt angegriffen werden?

Birol: «Unsere Mitglieder haben strategische Ölreserven im Volumen von 1,6 Milliarden Barrel. Wenn wir uns entschließen würden, täglich 2 Millionen Barrel davon freizugeben - was eine Menge wäre - würde uns das problemlos zwei Jahre weiterbringen. Vorausgesetzt, dass die Regierungen unserer Mitgliedsländer das wirklich für nötig halten würden. Zuletzt hatten wir das beim Hurrikan Katrina. Im Augenblick beobachten wir einfach nur die Situation.»


Wie viel Öl fehlt bisher eigentlich auf dem Weltmarkt?

Birol: Bisher haben wir zwischen 850.000 und 1 Million Barrel pro Tag (mb/d) in Libyens Produktion verloren. Um das mal in Relation zu setzen: Das ist etwas mehr als 1 Prozent der weltweiten Ölförderung! Der Hauptgrund für das Anziehen der Preise ist schlicht die Angst, dass sich die geopolitische Situation weiter verändern könnte.»


Saudi-Arabien wird immer wieder als Retter in der Not genannt. Wie viel Öl produziert das Land denn nun eigentlich mehr?

Birol: «Saudi-Arabien leistet wirklich sehr konstruktive Unterstützung, das ist exzellent! Es hat nach Berichten der Industrie seine Rohöl-Produktion auf 9 Millionen Barrel pro Tag gesteigert. Saudi-Arabien hat wirklich genug Kapazitäten, um den Ausfall zu kompensieren.»


Haben wir eigentlich mittlerweile schon den immer wieder beschworenen historischen Höhepunkt bei der Ölförderung erreicht?

Birol: «Bei der konventionellen Ölförderung haben wir diesen Scheitelpunkt in den der OPEC nicht angeschlossenen Förderländer in der Tat erreicht. Wir gehen aber davon aus, dass wir definitiv noch substanzielle Reserven in vielen der wichtigsten Länder in Nahost und Nordafrika und auch in vielen anderen Staaten bei den nicht-konventionellen Ölreserven wie Ölsand etc haben.»


Welche Rolle kann Biosprit in einer Situation spielen, in der eine sinkende Ölproduktion die Preise treibt?

«Biosprit ist wichtig, doch ist sein Beitrag nicht ausreichend um den aktuellen Ausfall sofort zu kompensieren. Wenn allerdings die Ölpreise weiter hoch bleiben ist es sehr wahrscheinlich, dass Biosprit einen starken Schub erleben könnte.» (dpa)

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