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13.09.2007 

Kartoffelspindelknollen-Viroid - Eine neue Gefahr für Solanaceen-Zierpflanzen

Das Kartoffelspindelknollen-Viroid (Potato spindle tuber viroid = PSTVd) ist ein submikroskopisch kleiner Schaderreger, der – wie alle Viroide – ausschließlich aus seinem Erbmaterial (zirkuläre, einzelsträngige Ribonukleinsäure = RNA) besteht.

Kartoffelspindelknollen-Viroid an Nachtschattengewächsen
(c) FikMik - fotolia.com
Im Gegensatz zu Viren ist keine Eiweißhülle vorhanden. Das PSTVd kann sich nicht selbständig vermehren und ist für seine Vervielfältigung auf Wirtspflanzen angewiesen. Der natürliche Wirtspflanzenkreis ist relativ klein. Natürliche Wirtspflanzen stammen vor allem aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae); als wichtige Beispiele sind Kartoffeln und andere Solanum-Arten sowie Tomate zu nennen.

Bei Befall an Kartoffeln und Tomaten können in Abhängigkeit von der Sorte, den Umwelt- und Anbaubedingungen sowie dem PSTVd-Stamm mehr oder weniger massive Schädigungen auftreten. Teilweise sind gravierende Ertragsverluste zu verzeichnen. An Kartoffeln kann es zu gestörtem Wachstum und einer Reduktion der Pflanzengröße kommen. Ferner können die typischen kleinen, spindel- oder hantelförmigen Knollen mit auffälligen Augen entstehen.

Die Stärke der Symptome kann von Generation zu Generation zunehmen. An Tomate sind neben der charakteristischen Verbüschelung ("bunchy top") auch Verzwergung, Vergilbung der Blätter sowie Blattverdrehungen und -kräuselungen besonders im oberen Bereich zu beobachten. Die Früchte bleiben klein oder die Fruchtausbildung kann bei frühzeitiger Infektion im Jugendstadium der Pflanze sogar vollständig unterbleiben.

Des Weiteren können Unkräuter aus der Familie der Solanaceae, z.B. der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), mit PSTVd infiziert sein. Experimentell, d.h. nach künstlicher Inokulation in Versuchen, kann das Viroid auf 94 Pflanzenarten aus 31 Familien übertragen werden.

Aktuelle Problematik
Das PSTVd ist zwar weltweit verbreitet, wurde jedoch in den Jahren vor 2006 in verschiedenen Mitgliedstaaten der EU nur gelegentlich in Kartoffel- und Tomatenkulturen nachgewiesen. In einer bundesweiten Erhebung in den Jahren 2004 und 2005 an Kartoffelzuchtmaterial wurde in keiner einzigen von über 1000 Proben PSTVd gefunden.

Das Problem „PSTVd“ wurde aber akut, als im Juni 2006 in den Niederlanden erstmals an Zierpflanzen aus der Familie der Solanaceae Infektionen entdeckt wurden. Zwischenzeitlich wurde in anderen EUMitgliedstaaten ebenfalls PSTVd an Solanaceen-Zierpflanzen festgestellt. Es handelt sich dabei vor allem um Solanum jasminoides, S. (Lycianthes) rantonnetii und Brugmansia (Datura)-Arten. PSTVd-infizierte Zierpflanzen zeigen keine Symptome, d.h. der Befall ist latent und mit dem Auge nicht erkennbar. Diese Pflanzen sind eine gefährliche, unerkannte Infektionsquelle für andere Solanaceen im Betrieb.

Auch ohne sichtbare Schäden an Solanaceen-Zierpflanzen wird die Gesamtsituation als bedrohlich eingestuft, denn das Übergreifen des PSTVd-Befalls auf Kartoffel- und Tomatenbestände und daraus resultierende wirtschaftliche Verluste können nicht ausgeschlossen werden. Deshalb ist strikt darauf zu achten, eine mögliche Verschleppung des Viroids in Tomaten- und Kartoffelkulturen zu unterbinden. (LFL)

> zur Veröffentlichung (PDF 1.9 MB)
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