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   09.12.2013 

Keine Uhr mehr nötig - Pflanzen als Zeitmesser

Wer wissen will, wie viel Uhr es ist, braucht nicht unbedingt eine mechanische Uhr. Auch Blumen können bei der Bestimmung der Tageszeit helfen. Mehrere Forscher konnten sich recht genau an verschiedenen Blumen orientieren.

Blumenuhr
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Der Bocksbart zählt zu den typischen Blumenuhren (c) flickr.com / Claus Rebler
Eine Uhr aus Blumen

Über Carl von Linné etwa, einen schwedischen Naturforscher des 18. Jahrhunderts, wird erzählt, er habe nicht die Uhr des Kirchturms, sondern den Blumengarten genutzt, um sich über die Uhrzeit zu informieren. Seinen Garten in der Stadt Uppsala hatte er eigens für diesen Zweck konstruiert. Dieser Botanische Garten war von ihm so bepflanzt worden, dass zu jeder Zeit, sowohl Tags als auch nachts, nur bestimmte Pflanzen ihre Blüten geöffnet hatten. Denn jede Blume lockt zu unterschiedlichen Zeiten Insekten an. Beispiele für Blumen, die zu verschiedenen Zeiten ihre Blätter öffnen, sind etwa die Seerose, die von 7 bis 17 Uhr ihre Blätter öffnet, oder die Mittagsblume, die dies um 12 Uhr tut, wenn sich der Bocksbart gerade wieder verschließt.

Die Blumenuhr funktioniert nur im Sommer

Allerdings muss erwähnt werden, dass eine solche Blumenuhr nicht überall gepflanzt werden kann und sie nur im Sommer eine recht genaue Zeit anzeigt. Carl von Linnés Uhr funktionierte auch nur in Uppsala. Wer eine solche Uhr in andere Regionen verpflanzen will, sollte darauf achten, dass sich die Blütezeit dadurch verschieben kann und die Zeit-Anzeige im Winter gänzlich nutzlos wird. Denn jede Region ist klimatisch anders und so verändern sich auch die Blütenzeiten der Blumen. Aber natürlich kann eine Blumenuhr passend zur Region justiert werden. Eine Vielzahl von Blumen und Pflanzen sind übrigens über as-garten.de erhältlich.

Licht und Temperatur beeinflussen den Pflanzenrhythmus

Weshalb sich die Bewegungsrhythmen der Pflanzen je nach Region ändern, erforschte Jean Jacques d’Ortous de Mairan im 18. Jahrhundert. Der französische Geophysiker bemerkte an Mimosen, dass sie ihre Blattbewegungen jeden Tag auch im Dunkeln seines Labors fortsetzten. Das Licht schied also für ihn als alleinige Ursache des Bewegungsrhythmuses aus. Heute gehen Experten davon aus, dass nicht nur Tageslicht, sondern auch andere Aspekte wie die Temperatur eine entscheidende Rolle spielen. Allerdings können lange Lichtperioden, die es besonders im Frühjahr gibt, ein Protein fördern, dass für die Blütenbildung sorgt. Geht es dem Winter entgegen und dominiert tagsüber Dunkelheit, geht der Effekt zurück und das Protein wird abgebaut. Der Sinn ist offensichtlich: Wenn es kälter wird, dann müssen die Pflanzen ihre Triebe vor Frost schützen und noch letzte Insekten anlocken, bevor der Winter beginnt.

Blumen können das Wetter vorhersagen

Auch wenn sich heute kaum noch Menschen nach dem Rhythmus der Blumen richten, machten Bauern früher häufig Mittagspause, wenn der Bocksbart die Blüten verschloss. Noch heute lässt sich das Wetter durch Blumen vorhersagen: Etwa die Silberdistel, nicht ohne Grund auch Wetterdistel genannt, schließt ihre Blüten, wenn es bald anfängt zu regnen. Der Sinn ist, dass sich die Blumen effektiv vor Regen schützen können, sobald sie eine Veränderung der Luftfeuchtigkeit wahrnehmen. Denn nur so können sie beispielsweise ihre Pollen schützen, die durch den Regen Schaden nehmen könnten. Anders gehen Rosen vor: Sie beginnen dann besonders intensiv Duft auszuströmen, weil sie vor Beginn des Regens noch möglichst viele Insekten anlocken wollen. (Pd)

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