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23.05.2011 

Wissenswertes über das Stromnetz in Deutschland

Berlin - Der Atomausstieg wird zu einer bisher einmaligen Belastungsprobe für das Stromnetz.

Stromleitungen
Eine Abschaltung mehrerer Meiler würde die Situation dauerhaft verschärfen, denn Genehmigung und Bau neuer Leitungen dauert meist rund zehn Jahre. Wegen der aktuellen Lage werden Reparaturen verschoben, jedes Seil wird gebraucht.

Das Problem: Das Netz steckt noch im Atomzeitalter mit einem Fokus auf Großkraftwerke. Diese stehen vor allem in der Nähe von Ballungszentren. Heute wird aber auch vor der Küste oder auf den grünen Wiese Strom produziert, was mehr Flexibilität erfordert.

Das gesamte deutsche Stromnetz lässt sich mit dem Verkehrssystem vergleichen: Es gibt Autobahnen, Bundes-, Land- und Gemeindestraßen. Insgesamt sind es 1731.696 Kilometer. Das ist viermal so viel wie die Entfernung zum Mond. Das Netz gliedert sich wie folgt:

- Höchstspannung (380 oder 220 kV): 35.129 km
- Hochspannung (110 oder 60 kV): 76.899 km
- Mittelspannung (30 bis 3 kV): 497.005 km
- Niederspannung (400 oder 230 V): 1.122 663 km

Durchschnittlich sind die Höchstspannungsmasten 32 Jahre alt. Laut Bundesnetzagentur sind die ältesten Strommasten 80 bis 85 Jahre alt. Derzeit gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber (50hertz, Tennet, Amprion und EnBW), die Höchstspannungsleitungen mit einer Länge von 35.000 Kilometern Länge regeln.

Nach Schätzung der Deutschen Energie-Agentur sind bis zu 4450 Kilometer neue Stromautobahnen bis 2020 notwendig. Experten betonen, es gehe auch mit weniger, wenn mehr Windräder im Süden aufgestellt werden, also dort, wo bisher mehr die Hälfte des Stroms aus AKW kam.

Da es viele Widerstände gegen Freileitungen gibt, werden Erdkabel oft als Alternative gesehen. Diese kosten viel mehr, dafür gibt es durch Gleichstromübertragung weniger Übertragungsverluste, was nach 15 bis 20 Jahren die Mehrkosten weitgehend ausgleichen kann. Ein Kilometer 380-kv-Freileitung kostet etwa eine Million Euro, Erdkabel sind je nach geografischer Lage drei- bis sechsmal so teuer.

Das Argument, weniger Atomstrom bedeute mehr Blackouts, hat sich bisher noch nicht bewahrheitet. So gab es schon 2007 und 2009 Phasen, in denen zwischen vier und sieben Atomkraftwerke vom Netz waren, ohne dass die Lichter ausgingen. Nur für 15,7 Minuten stand die Stromversorgung 2009 jedem Stromkunden wegen Störungen nicht zur Verfügung. Nach Angaben des Forum Netztechnik und Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik (VDE) liegt Deutschland damit klar vor Österreich (37 Minuten), Italien (51) und Frankreich (66). (dpa)

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