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01.06.2011 

Welche Branchen profitieren vom Atomausstieg?

Vom geplanten Atomausstieg profitiert nicht nur die Branche der Erneuerbaren Energien.

Atomausstieg
(c) proplanta
Zwar sind aus der Industrie keine Jubelstürme zu hören, doch Nutznießer gibt es auch hier. Die Stadtwerke frohlocken, der Handel hofft auf Aufträge. Und Hersteller von Windkraftanlagen profitieren sowieso.


Maschinen- und Anlagebau

Unterm Strich profitiere der deutsche Maschinenbau vom Atomausstieg, heißt es vom Branchenverband VDMA. Für die Industrie bedeuteten die Atom-Beschlüsse die Planungssicherheit, die durch den Ausstieg aus dem Ausstieg im vergangenen Jahr verloren gegangen sei, sagt VDMA-Geschäftsführer Thorsten Herdan. Sie sei gerade bei Großprojekten wie dem Bau von Kraftwerken wichtig. Chancen sieht Herdan nicht nur für Kraftwerksbauer wie Siemens, sondern auch für Zulieferbetriebe, die zum Beispiel Getriebe für Windkraftanlagen bauten. Auch die Automatisierungstechnik sei gefragt, etwa im Zusammenhang mit der Entwicklung intelligenter Netze.


Bauindustrie

Die Deutsche Bauindustrie wittert Milliardenaufträge. Neue Gas- und Kohlekraftwerke müssten gebaut werden, ebenso wie Fundamente von Offshore-Windanlagen, sagt der Geschäftsführer der Deutschen Bauindustrie, Heiko Stiepelmann. «Wenn man die Kernkraftbrücke abbricht, braucht man eine neue Brücke.» Diese Rolle werde künftig zu einem großen Teil den fossilen Energieträgern zukommen. Der daraus resultierende erhöhte CO2-Ausstoß müsse durch Gebäudesanierungen ausgeglichen werden - wovon wiederum das Handwerk profitiere. Bei größeren Objekten sei auch die Bauindustrie Nutznießerin.


Handwerk

Auch Teile des Handwerks profitieren vom Atomausstieg und der damit verbundenen Energiewende. Für die Gebäudesanierung sollen nach Plänen der Bundesregierung rund 1,5 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung stehen. «Stromsparen ist die beste Energiequelle», sagt Handwerks-Verbands-Sprecher Alexander Legowski. Der gesamte Stromverbrauch müsse gedrosselt werden. Nutznießer der Energiewende seien zum Beispiel Gebäude-Energieberater aus dem Handwerk. Neue Fenster, Heizungen oder Wärmeisolierung - das alles trage zum Energiesparen bei.


Erneuerbare Energien

Sie sind die offensichtlichsten Profiteure des geplanten Atomausstiegs. Windenergie, Biogas, Wasserkraft, Solarenergie, Erdwärme - welche Technologie auf lange Sicht die meiste Förderung erhalten werde, sei zurzeit noch nicht abzuschätzen, sagt Philipp Vohrer von der Agentur für Erneuerbare Energien. Biogas-Anlagen, Onshore-Windanlagen und Photovoltaik seien bereits heute schnell verfügbar. Mittelfristig würden aber auch Offshore-Windanlagen, Geothermie und Speicher gebraucht.


Hersteller von Windenergie-Anlagen

Sie setzen darauf, dass neue Windkraft-Anlagen gebaut werden. «Das wird nicht gleich morgen sein», sagt Nordex-Sprecher Ralf Peters. Er schätzt aber, dass sich in einem Jahr die ersten Effekte in den Auftragsbüchern bemerkbar machen. Die konkreten Atom-Ausstiegspläne spielten der Branche «ganz gut in die Karten». «Die Kunden haben jetzt Planungssicherheit und investieren dann auch eher», so Peters. Die Erneuerbare-Energien-Aktien sind schon heute auf Erfolgskurs. Die Papiere von Nordex lagen am Dienstagnachmittag erneut mit an der Spitze des TecDax und rückten um 4,41 Prozent auf 7,10 Euro vor.


Stadtwerke

Die Stadtwerke erhoffen sich aus dem Atomausstieg, künftig eine größere Rolle auf dem Strommarkt zu spielen. «Nach dem Ausstieg aus dem Atomausstieg wurden zahlreiche konkrete Investitionsplanungen auf Eis gelegt», sagt der Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen, Carsten Wagner. «Diese Pläne werden jetzt wieder aus der Schublade gezogen.» Bei den richtigen Rahmenbedingungen könnten die Stadtwerke kurzfristig mehr als sechs Milliarden Euro zusätzlich in neue Kraftwerke investieren. (dpa)
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