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   02.07.2014 

Europäische Sprachen: Ein Hindernis in der Handelswirtschaft?

Menschen kommunizieren in weltweit mehr als 6.900 Sprachen miteinander. Allein in der EU gibt es 24 Amts- und Arbeitssprachen. Viele Menschen sehen sie als ein massives Hindernis für die Verwaltung und den Handel innerhalb der Europäischen Union.

Amts- und Arbeitssprachen
(c) proplanta
Die EU hat es europäischen Staatsbürgern einfacher wie je zuvor gemacht, ihr Fachkönnen und -wissen auf internationaler Ebene anzubieten. Vorausgesetzt sie besitzen das entsprechende Sprachverständnis. Wer sich in Frankreich für eine Position als Projekt-Manager bewirbt, muss diese Sprache auch beherrschen.

Englisch als Sprache auf Firmenebene

Die vielen verschiedenen Amtssprachen führen insbesondere in Europa zu großen Barrieren. Viele Unternehmen, insbesondere internationale Firmen, gehen mittlerweile dazu über, ihre hausinterne Sprache umzustellen. Innerhalb der Unternehmen wird ausschließlich Englisch gesprochen. Internationale Mitarbeiter haben so die Möglichkeit, einfacher zu kommunizieren.

Natürlich muss die gesamte Belegschaft diese Sprache beherrschen. Viele Unternehmen setzen allerdings Englisch als Einstellungskriterium voraus. Für ältere Mitarbeiter, die dem Englischen nicht mächtig sind, werden entsprechende Schulungen angeboten. An diesen Schulungen kann praktisch jeder Mitarbeiter teilnehmen, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. So sorgen Unternehmen dafür, dass firmenweit dasselbe Sprachniveau herrscht.

Der europaweite und internationale Kontakt

Ein weiterer Punkt, der Sprachkenntnis erfordert, sind Geschäftsreisen. International tätige Firmen führen Geschäftsreisen zu internationalen Kunden aus. Insbesondere im Bereich Landwirtschaft ist der Handel mit Partnern in ganz Europa keine Seltenheit. Der unproblematische Handel ist nur dann möglich, wenn eine reibungslose Kommunikation gewährleistet werden kann. Dazu ist unter anderem auch ein gewisses Kultur- und Sprachverständnis von Nöten. Mitarbeiter, denen dieses Sprachwissen fehlt, können mit entsprechenden Kursen und Schulungen ausgebildet werden. Das ist insbesondere in Europa wichtig, wo viele verschiedene gesellschaftliche, politische, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte aufeinandertreffen.

Sprachbarrieren bedeuten weniger

Handeln miteinander Experten sind sich einig, dass die Sprachvielfalt in Europa gegenseitiges Verständnis, aber auch Wohlstand und Geld kostet. Filme werden synchronisiert, Bücher übersetzt - dabei verlieren etwas ihres ursprünglichen Charmes.

Wer nicht dieselbe Sprache beherrscht, handelt in der Regel seltener miteinander. Gerne würden die Bulgaren mit Deutschen Handeln und ihr Gemüse hierzulande verkaufen. Ohne entsprechende Sprachkenntnisse ist der Handel jedoch problematisch. Nur wenige Menschen sind bereit, entsprechende Sprachkurse zu besuchen, sich über die Kultur und Wirtschaft des Landes zu informieren - das alles kostet Zeit und Geld - selten ist man bereit, diese zu opfern.

Laut dem Buch »How Many Languages Do we Need? The Economics of Linguistic Diversity« des belgisch-österreichischen Wirtschaftswissenschaftlers Victor Ginsburgh und des russischen Ökonoms Shlomo Weber erhalten Menschen, die in einem europäischen Land Englisch lernen, im Schnitt fünf bis 15 Prozent mehr Gehalt. Kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit sind also imstande, den Wohlstand zu vergrößern. So zitiert Ginsburgh Studien, die belegen, dass Firmen, die Mitarbeiter mit großen Sprachkenntnissen einstellen, mehr Gewinn erzielen.

Im größeren Maßstab kann man diese Erkenntnis belegen, indem man einen Blick auf Silicon Valley wirft: San Francisco hat einen gleichgroßen Sprachmix wie Pakistan - davon profitiert die gesamte Region. Wie der letzte Abschnitt zeigt, kann die Sprachvielfalt auch Vorteile besitzen - zumindest in den USA.

Studien zeigen, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Löhne in zwölf amerikanischen Großstädten größer sind, wo es viele unterschiedliche Sprachen gibt. In Europa dagegen gibt die EU-Verwaltung jedes Jahr über eine Milliarde Euro für Übersetzungen aus. Folglich scheinen weder Experten noch die EU eine Lösung für die aktuell herrschende Sprachbarriere gefunden zu haben. Unternehmen, die die englische Sprache firmenweit durchsetzen, könnten allerdings bereits auf dem Weg zur Barrierefreiheit sein. (Pd)
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