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   18.09.2023 

Kampf der Verwüstung - Wüstenbegrünung in Ägypten

Klimawandel, Hitze, Wüstenbildung: Das Thema ist aktuell, aber schon lange in Ägypten, welches die moderne Version der Begrünung seiner Wüste schon 1977 in Angriff nahm.

Ägypten
Bei der Wüstenbegrünung spielt Ägypten eine Vorreiterrolle. Lesen Sie hier, wie in Afrika der Kampf gegen die Wüstenbildung Erfolge zeigt. (c) proplanta
Tatsächlich ist Ägypten, in welchem die Bewässerung wegen der einzigartigen Geographie mit dem Nil als einziger relevanter Wasserader schon seit mindestens 4.000 Jahren eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft spielt, ein Vorreiter der modernen Anstrengungen auf dem Gebiet. Ein e-Visum für Ägypten gilt für einen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen und ist innerhalb weniger Minuten online ausgefüllt.


1 Wüstenbildung ist ein Problem, das erst recht spät erkannt wurde

Vor der Entwicklung effektiver Düngemethoden in der sogenannten extensiven Landwirtschaft - etwa bei der Drei-Felder-Wirtschaft - war dieser Effekt noch nicht vorhanden. Erst die intensive Nutzung und später auch die Bewirtschaftung unter ausschließlicher Nutzung petrochemischer Düngemittel hat dieses Problem verschärft, bevor die biologische Landwirtschaft das Konzept des permanenten Humusaufbaus auch in die heutige, ertragsorientierte und nachhaltige Landwirtschaft einführte, wie es etwa über Gründüngung praktiziert wird. Dennoch verliert die Erde jährlich etwa 12 Millionen Hektar fruchtbaren Bodens durch Wüstenbildung. Obgleich es auch natürliche Ursachen dafür gibt, wie etwa natürlich auftretende Änderungen der Niederschlagsmenge, hält man die Ausdehnung der Wüsten heute für weitgehend anthropogen, also menschengemacht. Laut der UN, die den Begriff Wüstenbildung ausschließlich für aride Weltregionen benutzt, sind die wichtigsten Ursachen:

  • Übernutzung
  • Überweidung
  • Abholzung und
  • fehlende oder falsche Bewässerung

Dabei spielt die Überweidung vermutlich nur eine ursächliche Rolle, wenn die Tiere künstlich an einem Ort gehalten werden. Betroffene Gebiete befinden sich in tropischen oder subtropischen Zonen, wie etwa in Afrika, Asien oder auch Spanien.

2  Ägypten ist ein Zentrum für Wüstenbegrünung

Schon 1977 gründete der ägyptische Pharmakologe Dr. Ibrahim Abouleish seine Organisation SEKEM mit dem Ziel, die Wüste wieder zu begrünen. Sekem ist ein altägyptisches Wort, welches soviel wie "Lebenskraft durch die Sonne" bedeutet. Sein Vorhaben war erfolgreich und deswegen wuchs die Organisation in Ägypten zu beträchtlicher Größe heran. Die Sekem-Farm wurde in der Wüste etwa 60 Kilometer nordöstlich von Kairo auf etwa 70 Hektar gegründet. Im Laufe der Zeit entstanden dort Schulen, Ausbildungszentren, Fabriken und ein medizinisches Zentrum. Heute praktizieren etwa 800 Bauern in Ägypten nachhaltige Landwirtschaft nach bio-dynamischen Sekem-Prinzipien.

Die UNO verabschiedete ein Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) 1994  in Paris und wurde dabei einerseits durch die anhaltende Not der Menschen in der Sahel-Zone im früheren Französisch-Westafrika, also in Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger und Senegal, und andererseits auch durch die in Ägypten bereits erzielten Fortschritte inspiriert. Dennoch wartete sie bis zum Jahr 2015 bis sie die Sekem-Organisation für die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und Bekämpfung der Bodenerosion mit ihrem "Land for Life Award" auszeichneten.

3 Wasser ist das Hauptproblem bei der Wüstenbegrünung in trockenen Gebieten

Bewässerung ist nur einer von vielen Faktoren, die für eine Wüstenbegrünung nötig sind, aber ein essentieller. So ist die Kapazität selbst eines riesigen Stroms, wie des Nils in Ägypten für landwirtschaftliche Bewässerung natürlich begrenzt. Bewässerungsmethoden, die Verdunstung weitgehend vermeiden, wie das abendliche Bewässern oder die Tröpfchenbewässerung direkt an der Wurzel durch perforierte Schläuche haben ein begrenztes Wassersparpotential.

Viel Potential gibt es vor allem in küstennahen Gebieten durch Meerwasserentsalzung, die in den heißen Gebieten natürlich durch Solarstrom befeuert werden kann. Der bayerische Unternehmer Eduard Kastner verfolgt ein solches - auch deutlich durch Ägypten inspiriertes - Projekt in Saudi-Arabien. Dabei sind die Ziele der Wüstenbegrünung inzwischen auch differenzierter geworden. So soll nicht in allen Fällen das Wasser direkt zur Erzeugung von Lebensmitteln eingesetzt werden, sondern oft auch zur indirekten Klimaverbesserung durch Aufforstung.

4 Positiver Klimawandel durch Aufforstung

Der positive Einfluss von Bäumen auf das Klima, die Niederschlagsmenge, den Grundwasserspiegel und die Durchschnittstemperaturen sind bekannt, wenn auch irgendwie schwer zu verstehen. Bäume verbrauchen eine Menge Wasser, also wie kann es sein, dass Aufforstung zu einer höheren nutzbaren Wassermenge in einem Ökosystem führt? Diese Fragen zeigen, dass wir mit unserem Verständnis von biologischen Kreisläufen oft noch ganz am Anfang stehen. Beim Wasserkreislauf gilt es vor allem, den Fluss des Wassers durch diesen Kreislauf an so vielen Stellen, wie möglich zu verlangsamen, wie es etwa durch die Wasserspeicherkapazität humöser Böden geschieht. Regen wird durch das Zusammenspiel groß- und kleinklimatischer Vorgänge erzeugt.

In mehreren weiteren wegweisenden Projekten wurden in Ägypten Abwässer zur Aufforstung der Wüste eingesetzt. Wie etwa in der etwa 400.000 Einwohner zählenden Stadt Ismailia, in der das Projekt bereits 1989 begann, werden inzwischen in vielen Städten aus 21 afrikanischen Staaten, die sich dem Projekt "Great Green Wall" angeschlossen haben, Abwässer grob gereinigt und dann zur Wiederaufforstung eingesetzt. Ein Vorteil dabei ist, dass Abwässer oft reich an Phosphaten und Nitraten sind. Natürlich ist auch die Auswahl der richtigen Baumarten dabei sehr wichtig. So werden im 200 Hektar großen "Serapium Forest" Projekt in Ismailia hauptsächlich Zypressen, Pinien und Mahagonibäume aufgezogen. Inzwischen sind auch bereits 15 Millionen Hektar Wald in der Sahel-Zone aufgeforstet worden und die ersten positiven Auswirkungen auf das Klima werden beobachtet. (Pd)

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