«Der endlose Verhandlungsprozess verunsichert die Bio-Bauern seit Jahren und verhindert Investitionen», kritisierte Niedersachsens
Agrarminister Christian Meyer. «Wir wollen keine Aufweichung der bisherigen Standards und lehnen daher eine Totalrevision ab», sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Niedersachsen hat dieses Jahr turnusgemäß den Vorsitz bei der
Agrarministerkonferenz, bei der diesmal insgesamt 58 Tagungspunkte anstehen.
Die EU-Verordnung soll von 2020 an einheitlichere Standards für
Anbau und Importe von Bioprodukten vorgeben. Seit Ende Juni liegt ein mühsam ausgehandelter Kompromiss auf Eis, da Deutschland wegen befürchteter Nachteile für die heimische Ökobranche Nachverhandlungen forderte. Auf Kritik stoßen dort Vorgaben für Ökolandwirte bei Verunreinigungen ihrer Produkte durch Pflanzenschutzmittel. Die Chemikalien dürfen Biobauern selbst nicht einsetzen. Spuren der Mittel könnten aber von konventionellen Feldern über die
Luft in Ökoprodukten landen. Umstritten sind Nachweispflichten und Kontrollen.
Die positive Entwicklung bei der Umstellung auf
Ökolandbau würde wegen der Risiken für die Landwirte und mangelnder Planungs- und
Rechtssicherheit ausgebremst, kritisierte Meyer, der einen deutlich erhöhten Bürokratieaufwand und höhere Verwaltungskosten befürchtet.
Er setzt sich eher für eine strengere
Überwachung von Bio-Produkten aus EU-Drittländern ein. Nach Angaben des Ministers lag Niedersachsen im Vorjahr nach jahrelanger Stagnation mit einem 20-prozentigen Flächen-Wachstum beim Bio-Anbau weit über dem Bundesdurchschnitt.
In Deutschland setzen insgesamt mehr
Bauern auf Bioprodukte. Die Ökoanbaufläche stieg 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 14,9 Prozent auf 1,25 Millionen Hektar - 7,5 Prozent aller deutschen Ackerflächen wurden damit ökologisch bewirtschaftet. Im Vorjahr betrug der Anteil noch 6,5 Prozent, zur Jahrtausendwende 3,2 Prozent. Die Bundesregierung hat sich 20 Prozent zum Ziel gesetzt.