Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
08.01.2014 | 14:42 | Grüne Woche 2014 
Diskutiere mit... 
   2   2

Kritischer Agrarbericht rügt Fleischexporte

Berlin - Deutschland verkauft Jahr für Jahr mehr Fleisch ins Ausland. Die Unternehmen rechnen sich das als Erfolg an. Doch vor dem großen Branchentreffen Grüne Woche gießen Kritiker Wasser in den Wein.

Kritischer Agrarbericht 2014
(c) Kritischer Agrarbericht
Die wachsenden deutschen Fleischexporte richten aus Sicht von Kritikern zunehmend Schaden an. Nach dem neuen «Kritischen Agrarbericht» führen sie zu immer stärkeren Belastungen für Tiere und Umwelt. Niedriglöhne in deutschen Schlachthöfen und die Verdrängung von Kleinbauern in Entwicklungsländern seien weitere Folgen der stärkeren Exportorientierung, heißt es in dem Bericht, der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.

Deutschland habe sich zum «Exportland von Billigfleisch» entwickelt, schreibt Mitautor Bernhard Hörning. Auch die «Frankfurter Rundschau» (Mittwoch) thematisierte den Bericht, den ein Bündnis aus Umweltorganisationen, Öko- und Kleinbauernverbänden am 16. Januar auf der Grünen Woche in Berlin vorstellen will. Am Rande der Messe werden wieder tausende Demonstranten gegen die «Agrarindustrie» erwartet.

Die deutschen Agrarexporte stehen seit Jahren in der Kritik. Bei Schweinefleisch etwa hat sich Deutschland in wenigen Jahren vom Importeur zum Exporteur gewandelt. Denn in Deutschland lässt sich kein Wachstum mehr erzielen; nach Zahlen der Fleischwarenindustrie stagniert der Konsum. Die Landwirte sehen ihre Ausfuhren auch als Beitrag, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.

Hintergrund ist, dass in Entwicklungs- und Schwellenländern mit steigenden Einkommen mehr Menschen Fleisch und Milch verlangen. In den vergangenen zehn Jahren wuchs der Fleischkonsum nach dem Bericht weltweit um 13 Prozent, 6 Prozent werden bis 2022 vorausgesagt.

Import-Soja und -Mais als Futter für Tiere in Europa verdränge Kleinbauern in den Ausfuhrländern, hieß es. Bei europäischen Kunden ungeliebte Hühnerbeine und Schweinepfoten landeten massenweise als Restfleisch in Afrika, wo sie lokale Märkte zerstören. Den Fleischkonsum in Deutschland greift auch der jährliche «Fleischatlas» an, den die Umweltschutzorganisation BUND und die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung an diesem Donnerstag vorstellen.

Allein im ersten Halbjahr 2013 hatte Deutschland nach Zahlen des Statistischen Bundesamts Ernährungsgüter im Wert von 31,6 Milliarden Euro ins Ausland verkauft, 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken, hatte Kritik daran erst vor wenigen Tagen zurückgewiesen. Drei Viertel der deutschen Agrarexporte gingen in EU-Länder, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. «Der Großteil der Ausfuhren außerhalb der EU geht in zahlungskräftige Schwellenländer.»

Der Bericht kritisiert auch Niedriglöhne für Werkvertragsarbeiter in deutschen Schlachthöfen - ein Thema, das inzwischen auch die Bundesregierung beschäftigt. Und die Autoren bemängeln, dass zu wenig erfasst werde, wieviel Medikamente hiesige Masttiere erhalten - während sich Rückstände in Seen, im Grundwasser und teils im Trinkwasser nachweisen ließen.

Eine Kuh liefere heute jährlich doppelt so viel Milch wie vor 50 Jahren, eine Legehenne lege mehr als doppelt so viele Eier. Dass größere Bestände Tiere krank machen, lässt sich demnach zumindest teilweise belegen. «Tiere können auch bei einem hohen Leistungsniveau gesund erhalten bleiben», gesteht der Eberswalder Professor Hörning zu. Das gehe oft aber nur mit Futterzusätzen und Hormonen. Intensive Tierhaltung gehe «jedenfalls im Schnitt betrachtet auf Kosten von Tierwohl und Tiergesundheit». (dpa)
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Ehrengard Becken-Landwehrs schrieb am 16.01.2014 08:30 Uhrzustimmen(121) widersprechen(86)
Diesem Kommentar muß man, bis auf einen Punkt, nichts mehr hinzufügen. Die Agrarmafia vernichtet nicht nur im Ausland Kleinbauern (selbstverständlich von der EU subventioniert, damit es effektiv ist!) , sondern auch in unserem Land!. Artfremde Investoren kaufen Ländereien auf, weil sie festgestellt haben, daß man damit wunderbar zocken und seinen Reichtum vermehren kann. Daß der Bauernverband als Lobbyisten-Verein Kritik zurück weist, ist verständlich. Er ist ja mit der Verursacher dieser Misere und derjenige, der sich mit Subventionen einen goldene Nase verdient. Kleinbauern spielen für ihn nur so weit eine Rolle, daß er sie vernichten und seiner Agrarindustrie einverleiben kann.
Huber schrieb am 08.01.2014 21:39 Uhrzustimmen(100) widersprechen(121)
Zitat: „Intensive Tierhaltung gehe «jedenfalls im Schnitt betrachtet auf Kosten von Tierwohl und Tiergesundheit».“ Irrtum! Intensive Tierhaltung geht auf Kosten von uns allen: Tier, Mensch und Umwelt! Dass die sogenannten „Nutztiere“ ein qualvolles „Leben“ haben, das tödlich und das auch noch mit entsprechendem Schmerz und Leid, endet, ist allseits bekannt. Vor allem diese Aussage ist schon sehr bizarr: „Die Landwirte sehen ihre Ausfuhren auch als Beitrag, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.“ Wie viel mehr Menschen könnte man ernähren und vor allem wie viele müssten gar nicht erst hungern und sogar verhungern, wenn endlich einmal die Tatsache verstanden würde (oder besser gesagt: verstanden werden wollte), dass mit einer erhöhten Fleischproduktion nicht mehr Menschen ernährt werden können, sondern mehr Menschen verhungern müssen! Für 1 kg Rindfleisch werden 15 kg Getreide benötigt. Von 1 kg Rindfleisch werden nur wenige Menschen satt, wenn Fleisch als Hauptnahrungsmittel betrachtet werden soll, was in der Realität definitiv nicht der Fall ist. Von 15 kg Getreide werden wesentlich mehr Menschen satt als von 1 kg Fleisch, das für 5-6 Menschen reichen könnte. Von dem an Rinder dafür verfütterten Getreide könnten mindestens 40 – 50 Menschen mehr als satt werden, denn 300 g Getreide ergibt zubereitet eine Menge, die mit einer Mahlzeit gar nicht zu schaffen ist. Das unendliche Wachstum ist ein riesiger Irrtum. Produktionssteigerung zwecks Gewinnmaximierung muss an seine Grenzen stoßen und das in vielerlei Hinsicht. Die Auswirkungen sind längst überall sichtbar und leider im Falle MRSA und Antibiotikaresistenzen längst auch schmerzhaft spürbar. Wie weit soll dieser Wahnsinn noch getrieben werden? Wollen wir es wirklich darauf ankommen lassen festzustellen, ob es stimmt, dass man Geld nicht essen kann? Nämlich: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Von wem auch immer der Spruch wirklich stammen mag, er stimmt. Albert Einstein soll gesagt haben: „Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung“.
  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken