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02.08.2015 | 02:36 | Milchmarkt 2015 

Agrarmarkt aktuell: Gesteigerte Produktion drückt Milchpreise

Schwäbisch Gmünd - Entgegen der Hoffnung auf eine Bodenbildung hat sich die Lage am Weltmilchmarkt im Juli weiter verschlechtert.

Weltmilchmarkt 2015
(c) proplanta
Der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland ist bei den beiden letzten Auktionen mit -5,9 % und -10,7 % nochmals abgestürzt und liegt nun auf dem Niveau wie zum Höhepunkt der Krise 2009.

Die Ursachen sind in der Steigerung der Milcherzeugung in den wichtigen Exportländern zu suchen, die nach einer Stagnation Anfang des Jahres wieder steigen und im Mai 1,9 % über Vorjahr lagen. Die Mehrmenge ist zu 2/3 der EU zuzuschreiben, 1/4 kommt aus der USA und der Rest aus Neuseeland. In Neuseeland nähert sich die Anlieferung dem Saisonende, hier wurden bis Mai 0,8 % mehr produziert. In den USA hemmen die gesunkenen Milchpreise inzwischen den Anstieg. Bis Juni wurden +1,6 % mehr erzeugt, im Juni lag der Vorsprung dann nur noch bei +0,7 %.

Problematisch zeigt sich die Angebotsentwicklung in der EU. Wirkte hier die quotenbedingte Bremsaktion zu Anfang des Jahres noch dämpfend, so sind im April die Anlieferungen um 1,7 % und im Mai sogar um 2,5 % gestiegen. Am stärksten haben im Mai Irland (+9,9 %), die Niederlande (+6,6 %) und einige osteuropäische Staaten zugelegt. Holland meldet für Juni sogar +9,6 %. Deutschland lag im Mai bei +2,6 %. Mengenmäßig wurden im April und Mai die größten Zuwächse in Deutschland, Irland, den Niederlanden und Polen registriert.

Im Juli hat die Hitze und Trockenheit in Mitteleuropa die Produktion etwas gebremst, allerdings lag der Vorsprung Mitte Juli in Deutschland bereits wieder bei +1,4 %.

Auf der Nachfrageseite gibt es vom Weltmarkt nach wie vor leider keine positiven Nachrichten. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Nachfrage der beiden größten Importeure. Chinas Pulverimporte liegen nach wie vor 31 bis 54 % im Minus, Russland importiert bei Butter und Käse über 60 % weniger.

Eine Besserung der Lage ist derzeit nicht erkennbar. Wichtigster Ansatzpunkt für eine Erholung der Preise wäre daher die Anpassung der Produktion an die gesunkene Nachfrage, insbesondere in der EU. Die Butter- und Magermilchpulverpreise am Weltmarkt tendieren Ende Juli mit 2,75 US-$/kg bzw. 1,775 US-$/kg 34 % bzw. 54 % unter Vorjahr.

Im Inland notiert Butter mit 2,84 €/kg 18 % unter Vorjahr, Magermilchpulver wird noch mit 1,72 €/kg (-40 %) für Lebensmittel- und 1,56 €/kg (-39 %) für Futterware notiert. Auch Molkenpulver notiert rund 40 % unter Vorjahr. Schnittkäse liegt aktuell noch bei 2,20 €/kg (-29 %) für Block- und 2,30 €/kg (-27 %) für Brotware. Nur Allgäuer Emmentaler konnte sich dem Abwärtssog bisher weitgehend entziehen.

Bei Butter beginnen zum Monatswechsel neue Zweimonatskontrakte mit dem LEH. Wegen Druck von Industrierahm aus osteuropäischen EU-Staaten wird von nochmals schwächeren Abschlüssen von -12 ct/kg berichtet. Gleichzeitig steigen die angebotenen Buttermengen in der privaten Lagerhaltung stark an. Bei MMP wurden erstmals seit 2009 wieder Mengen (1.000 t) in Litauen, Polen und Belgien der Intervention angedient.

Insgesamt nähert sich die Marktlage und die Milchverwertung der Molkereien stetig dem Tief von 2008/09 an. Der Kieler Rohstoffwert lag für Juni noch bei einer Verwertung von 24,5 ct/kg.

Bei den Erzeugerpreisen wurde von der BLE für Deutschland ein Maipreis von 29,6 ct/kg (-9 ct/kg gg. Vj.) und für Baden-Württemberg von 29,8 ct/kg ermittelt. Die LEL schätzt den Junipreis für Baden-Württemberg auf 29,6 ct/kg. In Norddeutschland wurden im Juni vom DMK noch Preise von 27 ct/kg bezahlt. Auf Grund der gesunkenen Verwertung ist in den nächsten Monaten auch im Süden ein weiterer empfindlicher Rückgang der Erzeugerpreise zu erwarten.

Für 2014/15 müssen die deutschen Überlieferer für 1,111 Mio. t (3,7 %) zu viel angelieferte Milch Superabgaben in Höhe von 309 Mio. € (21,99 ct/kg) abführen, was die Liquidität der Betreibe weiter belastet.

Es stellt sich die für viele Betriebe zunehmend die existenzielle Frage, wie lange die jetzige Krise dauern und wie tief die Preise noch fallen werden.

Stabil gestaltet sich entgegen dem allgemeinen Milchmarkt der Preis für Biomilch. Bioland weist für Juni einen Erzeugerpreis von 47,4 ct/kg (4,2 % Fett) aus, die BLE ermittelte für Mai 46,9 ct/kg (4,0 % Fett) für Deutschland und 47,4 ct/kg für Baden-Württemberg. Damit konnte sich der Biopreis weiter vom Erzeugerpreis für konventionelle Milch absetzen.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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