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29.11.2014 | 11:03 | Milchmarkt 2014 

Agrarmarkt aktuell: Milchpreise unter Druck

Schwäbisch Gmünd - In den ersten neun Monaten 2014 lag der Anstieg der Milcherzeugung der zehn weltweit wichtigsten Milch exportierenden Länder nach wie vor bei +4,0 %.

Milchmarkt 2014
(c) proplanta
Mengenmäßig stammen 60 % der Mehrproduktion von 8,9 Mio. t aus der EU-28, wo die Erzeugung um 5,0 % wuchs, gefolgt von den USA mit +1,7 Mio. t (+2,2 %) und Neuseeland mit +1,4 Mio. t (+12,2 %).

In den USA ist dies erst der Beginn einer Expansionswelle, ausgelöst durch Rekordpreise bei Milch und deutlich billigeres Kraftfutter. Im September lagen die Zuwächse der Anlieferungen der USA und der EU über 4 %, Neuseelands über 5 % gg. Vj.

Preislich steht der Weltmarkt wegen des hohen Rohstoffaufkommens weiter unter Druck. Butter lag mit 3,33 US-$/kg im Oktober 27 % unter Vorjahr, Magermilchpulver wurde mit 2,55 US-$/kg sogar 40 % niedriger gehandelt. Der alle zwei Wochen stattfindende Global Dairy Trade Tender in Neuseeland hat seit Mitte Februar in 15 von 18 Versteigerungen insgesamt um knapp 50 % verloren. Die global rückläufigen Milchpreise lassen bisher noch keinen Einfluss auf das Milchaufkommen erkennen, obwohl ein schneller Angebotsrückgang dringend notwendig wäre.

In der EU-28 lagen, bis auf Griechenland und Spanien, alle Mitgliedstaaten in den ersten drei Quartalen 2014 z.T. zweistellig im Plus (Belgien, Rumänien, Lettland). Mengenmäßig machen die Mehranlieferungen im Ver. Königreich, in Deutschland, Frankreich, Belgien, Irland, Italien und den Niederlanden 4,6 der 5,4 Mio. t Mehrmenge aus. Seit Mai liegt die Steigerungsrate in der EU konstant bei über 4 %.

In Deutschland lag die Milchanlieferung in den ersten drei Quartalen 2014 bei +4,25 %. In den letzten anlieferungsschwachen Wochen ist der Vorsprung zwar auf 1 bis 2 % zurückgegangen, bis Ende Oktober wurde die anteilige Quote des laufenden letzten Milchwirtschaftsjahres jedoch um 4,6 % überschritten. Hochgerechnet auf das gesamte Wirtschaftsjahr ergibt sich aus heutiger Sicht eine Überlieferung der nationalen Garantiemenge von nie dagewesenen 1,4 Mio. t. Entsprechend ist eine Superabgabe von über 20 ct/kg zu befürchten, zumal bei um 2,1 % (Maizählung) höheren Milchviehbeständen und sehr guter Grundfutterversorgung Bremsmanöver nur eingeschränkt zu erwarten sind.

Bei rückläufigen Milchpreisen trifft dies die deutschen Erzeuger hart. Die Quotenbörse hat darauf am 2.11. deutlich reagiert und mit 14 ct/kg zum Schluss nochmals kräftig angezogen. Damit wurden in Baden-Württemberg seit Einführung der Quotenbörse im Jahr 2000 fast 21 % der damaligen Quoten über die Börse verkauft. Rund 6,8 % flossen ab 2007 nach Nordwestdeutschland ab, knapp 14 % blieben im Land. Dabei nahmen die Verkäufer im Land 194 Mio. € ein, die Käufer gaben 160 Mio. € aus.

Die Milchproduktenpreise in Deutschland sind auf Grund der Mehranlieferung und der sinkenden Weltmarktpreise seit Anfang des Jahres rückläufig. Die Sperrung durch Russland hat ab August die Stabilisierung der Märkte unterbrochen und einen erneuten Preisrutsch ausgelöst. Nach der Senkung der Ladenpreise für Butter im September auf 85 ct/250g-Stück, hat der LEH ab November die Ladenpreise für Trinkmilch um 10 ct/l zurückgenommen.

Im Großhandel notiert Markenbutter aktuell stabil auf einem niedrigen Niveau von 3,00 €/kg (-31 % gg. Vj.), Magermilchpulver liegt aktuell bei 1,93 €/kg (-37 %) für Lebensmittelware und 1,68 €/kg (-44 %) für Futterware. Schnittkäse (Brote) notiert bei 2,68 €/kg (-29 %). Lediglich Allgäuer Emmentaler (5,24 €/kg, -8 %) und Molkenpulver (Lebensmittelqualität, 1,02 €/kg, -4 %) konnten sich dem Abwärtssog bisher weitgehend entziehen.

Der Kieler Rohstoffwert ist im Oktober entsprechend der Butter- und MMP-Preise auf 26,7 ct/kg eingebrochen.

Aktuell ist der Markt insbesondere bei Butter und Käse vom beginnenden Weihnachtsgeschäft geprägt, so dass die saisonal niedrigere Produktion zügig abfließt. Auch der Export bei Käse und Pulver läuft Dank des schwächeren Euros zügig, wenn dadurch bei Käse die seither nach Russland geflossenen Mengen nicht vollständig kompensiert werden können.

Schwieriger dürfte sich die Zeit nach dem Jahreswechsel gestalten. Bei saisonal steigenden Milchmengen und niedrigerer Nachfrage wirkten hier in den Vorjahren die versetzten russischen Feiertage als „Überdruckventil“, was nun ja weggefallen ist.

Die europäischen Spotmärkte ziehen mit Blick auf Weihnachten derzeit an und stehen aktuell bei 35 ct/kg in den Niederlanden und 38,5 ct/kg in Italien.

Die aktuellsten von der BLE ausgewiesenen Erzeugerpreise sind für August (!) verfügbar und liegen für Deutschland bei 37,15 ct/kg und für Baden-Württemberg bei 38,27 ct/kg. Von der LEL wird für BadenWürttemberg der Oktoberpreis auf 36,2 ct/kg geschätzt. Für Bio-Milch wurde in Deutschland im September 47,2 ct/kg bezahlt.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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