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10.01.2016 | 07:11 | Energiekonsum 2015 

Ökostrom-Verbrauch auf Rekordniveau

Berlin / Köln - Deutschlands Stromkunden haben im vergangenen Jahr so viel Ökostrom verbraucht wie noch nie. Auch die Gesamtmenge der genutzten Energie stieg - entgegen dem Trend - wieder etwas an.

Ökostromverbrauch 2015
Für die Stromkonzerne läuft Deutschlands Energiewende noch nicht rund - bei vielen Verbrauchern findet der zunehmende Anteil von Ökoenergien aber Zuspruch. Dennoch bleibt die deutsche Klimaschutz-Bilanz eher durchwachsen. Auch der Gesamtenergieverbrauch nahm 2015 wieder zu. (c) electriceye - fotolia.com
2015 wuchs der Anteil des in Wind-, Solar-, Wasser- und Bioenergiekraftwerken produzierten Stroms am gesamten deutschen Verbrauch auf fast ein Drittel (32,5 Prozent).

Dies geht aus Berechnungen der Berliner Energie-Denkfabrik Agora hervor, die der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vorlagen. 2014 hatten die Erneuerbaren hier noch einen Anteil von 27,3 Prozent.

Der gesamte Energiekonsum - nicht nur auf Strom bezogen - legte im vorigen Jahr laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen in Köln um 1,3 Prozent auf 455 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten zu. Auch dabei waren die erneuerbaren Träger mit einem Plus von 10,5 Prozent der größte Gewinner. Ihr Anteil am Verbrauch betrug im gesamten Energiegeschäft 12,6 Prozent, nach 11,5 Prozent im Vorjahr.

Die wichtigsten Träger blieben Mineralöl (33,8 Prozent) und Erdgas (21,0 Prozent). Der Verbrauch von Steinkohle und Braunkohle veränderte sich nur wenig; sie trugen zusammen rund ein Viertel des Verbrauchs.

Mit 647 Terawattstunden wurde mehr Strom erzeugt als je zuvor. Allein die Windkraft kam gegenüber dem Vorjahr auf ein Plus von 50 Prozent. 2015 war ein sehr gutes Windjahr, zudem gingen mehrere Offshore-Parks ans Netz. Und auch an Land wurden die Kapazitäten nochmals ausgebaut.

«Damit liegt der Ausbau der erneuerbaren Energien gut im Plan», sagte Uwe Maaßen von der AG Energiebilanzen. Bis 2025 soll ihr Anteil am Stromverbrauch zwischen 40 und 45 Prozent, bis 2035 zwischen 55 und 60 Prozent betragen.

Europas größte Volkswirtschaft hat trotz der Stilllegung von Atomkraftwerken Strom im Überfluss. Die Erzeugung aus Kernenergie ging um 5,8 Prozent auf 91,5 Terawattstunden zurück, der Beitrag zur gesamten Energieversorgung verringerte sich auf 7,5 Prozent.

Insgesamt erzeugten alle Kraftwerke weit mehr Strom, als gebraucht wurde. Der deutsche Stromexport erreichte so 2015 mit 60,9 Terawattstunden einen historischen Höchststand. Damit wurde fast ein Zehntel des in Deutschland produzierten Stroms ins Ausland verkauft.

Da die Konzerne ihre Kohlemeiler weiterlaufen lassen und damit gutes Geld verdienen können, schlägt der Ökostrom-Boom beim Klimaschutz bisher aber noch nicht so richtig durch. «Die Klimabilanz des deutschen Stromsystems hat sich im vergangenen Jahr kaum verbessert, die Gesamt-Treibhausgas-Emissionen sind sogar leicht angestiegen», sagte der Direktor von Agora Energiewende, Patrick Graichen, der dpa.

Die Bundesregierung müsse endlich eine überzeugende Strategie für einen langfristigen Verzicht auf fossile Brennstoffe im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor vorlegen. «Ansonsten wird Deutschland seine auf der Klimakonferenz in Paris versprochenen Klimaschutzziele nicht erreichen können», sagte Graichen.

Energie werde immer effizienter eingesetzt, erklärte aber Maaßen. So hätten sich das Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent und der Zuzug von rund einer Million Menschen kaum auf den Verbrauch ausgewirkt. Um den Temperatureffekt bereinigt, wäre er um 1,5 bis 2 Prozent gesunken.

Maaßen erwartet jedoch, dass die wachsende Bevölkerung den Trend zu weniger Energiekonsum bremsen könnte: «Die Bevölkerungsentwicklung wirft viele Prognosen über den Haufen.» Schätzungen seien schwierig.

Es sei nicht absehbar, wie viele Flüchtlinge 2016 nach Deutschland kommen und wie viele auch bleiben würden. «Diese Menschen brauchen zunächst Wohnung und Heizung, aber irgendwann fahren sie auch mit dem Auto», sagte Maaßen. «Deshalb geht der Energieverbrauch vielleicht nicht so schnell zurück, wie sich das mancher gewünscht hätte.»
dpa
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