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14.08.2015 | 09:17 | Ernte 2015 

Ernteergebnisse in Baden fallen sehr unterschiedlich aus

Freiburg - Lange hatte man in Südbaden von den reichlichen Niederschlägen des Frühjahrs 2015 profitiert. Als jedoch ab Mitte Juli die Temperaturen permanent stiegen und der Regen ausblieb und eine extreme Trockenheit bedingte, machten sich zunehmend Folgen für die Landwirtschaft bemerkbar.

Ernte Baden 2015
(c) proplanta
Generell entwickelten sich die Pflanzen entsprechend der jeweiligen Standorte dabei sehr unterschiedlich, sodass Kulturen auf leichten Sand- oder Kiesböden als erste und infolge deutlich stärker unter der Trockenheit litten als auf schweren Lehmböden mit besserer Speicherkapazität.

uch die geringen Niederschläge Ende Juli brachten keine wesentliche Besserung. So wurden bei Getreide und Obst genauso unterdurchschnittliche Erntemengen wie auch quantitativ zufrieden stellende Ergebnisse verzeichnet.

Mit der Qualität des Getreides zeigen sich südbadische Landwirte im Allgemeinen zufrieden, wenn auch die Eiweißwerte leicht unter dem langjährigen Durchschnitt liegen. Im Obstbau wirkt sich die Hitze vor allem auf weiche Früchte, wie die Kirsche, bezüglich der Haltbarkeit aus

Die diesjährige Witterung hatte zu einem schnellen Verlauf der Getreideernte geführt. In den Niederungen wurde sie zu einem relativ frühen Zeitpunkt bei Weizen, Gerste und Raps bereits abgeschlossen. In höher gelegenen und deshalb späteren Regionen wie der Baar geht der Drusch von Wintergerste inzwischen dem Ende zu, während die Ernte von Sommergerste, Winterweizen und Raps nach kurzer Regenpause erneut auf Hochtouren läuft.

Landwirt Karlheinz Bäurer, Kreisverbandsvorsitzender von Donaueschingen, bezeichnet die Erntemenge dennoch als durchschnittlich, wenngleich sie auch in den Höhenlagen stark vom Boden abhänge. Beim Raps erwartet der Landwirt relativ geringe Ertragseinbußen, beim Grünland hingegen seien 50 Prozent weniger zu erwarten. Der Silomais werde qualitativ schlecht ausfallen, da die Blüte vorbei ist und keine befriedigende Kolbenbildung erfolgt sei. Hier sei auch bei künftigen Regenfällen keine Erholung der Pflanzen in Sicht. Damit fehle ein wesentlicher Anteil Tierfutter, so Bäurer.

Karl Silberer, Landwirt aus Friesenheim und BLHV-Vizepräsident sowie Kreisverbandsvorsitzender von Lahr, spricht von einem gravierenden Verlust bei der Maisernte. Leichte, kiesige Böden in der Rheinebene können kaum Wasser speichern, das beeinträchtigt den Pflanzenwuchs besonders stark. Von 50 Prozent Einbußen bis zum Totalausfall wagt Silberer die Vorhersage.

Viele Berufskollegen müssten zudem auf die ohnehin geringe Erntemenge als Futter für ihre Tiere zurückgreifen, weil im Grünland nicht genug zu holen war. Eine geringe Ernte trage zu einem Anstieg der Produktionskosten beispielsweise von Schweinefleisch bei. Der derzeitige Erlös in Höhe von1,36 Euro je Kilo Schlachtgewicht habe aktuell die Grenze der Kostendeckung, die bei 1,40 Euro liegt, bereits unterschritten.

Beim Grünland war nach einem ersten guten Schnitt der zweite bereits weniger ergiebig während ein dritter vielerorts komplett ausfiel. Oswald Tröndle, Kreisverbandsvorsitzender von Waldshut-Tiengen, mähte dieser Tage zum dritten Mal und berichtet, dass die zurückliegenden Wochen ohne Regen zu einem dürftigen Ertrag geführt hätten. Seine Wiesen bei Höchenschwand sind flachgründig, mit einer geringen Humusschicht und speichern kaum Wasser.

Anstelle von Gras habe er teilweise nur vertrocknete Stiele geerntet. Manche seiner Berufskollegen erwägen diesbezüglich gar, ihren Viehbestand zu reduzieren, da sie befürchten, dass das Grundfutter nicht für alle Tiere reichen werde. Hier wäre eine Ausnahmegenehmigung wie im Main-Tauber-Kreis wünschenswert. So fordert der BLHV in einem Schreiben an das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Zwischenfruchtmischungen nutzen zu können.

Bei Mais sind eklatante Entwicklungsunterschiede bei der Kolbenbildung zu beobachten, die ebenfalls im Zusammenhang mit dem Standort stehen. Dies wird den Ertrag maßgeblich beeinflussen, wenn auch Pflanzen auf guten Böden sich bis zur Ernte im Herbst noch leicht erholen können. Hier ist von durchschnittlichen Ernten bis zum Totalausfall alles zu erwarten. Außerdem ist davon auszugehen, dass Landwirte mit Tierhaltung ihre Körnermais-Bestände als Silo-Mais einlagern, um so den Ertragsausfall beim Grünfutter auszugleichen.

Für die Saatmais-Erzeuger steht zurzeit ein spannender Moment bevor, da sich die Pflanzen kurz vor der Befruch-tung befinden. Eine Prognose über Qualität und Quantität sei erst nach dem 15. August möglich, erläutert Markus Gräbling, Landwirt aus Breisach-Gündlingen und Sprecher des Verbands Baden-Württembergischer Saatguterzeuger.

Positiv zu bewerten ist im Zusammenhang mit der diesjährigen Hitze und Trockenheit der geringe Schädlings- und Krankheitsbefall. Wie BLHV-Präsident Werner Räpple bestätigt, wurden Obst- und Weinbau bislang kaum von der Kirschessigfliege heimgesucht, da diese vorwiegend bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius aktiv ist und sich zudem bei mehr als 30 Grad Celsius nicht vermehrt. Vereinzelt sei jedoch aufgrund der Trockenheit die Entstehung von Mehltau zu befürchten, so der BLHV.

Auch im Rapsanbau wurden in diesem Jahr wenige Schädlinge wie der Rapsglanzkäfer und Kohlschotenrüssler beobachtet. Landwirt Markus Gräbling beklagt jedoch die rasante Vermehrung des Drahtwurmes, der sich seit wenigen Jahren an Kartoffeln massiv zu schaffen macht. Dieser sei zwar unabhängig vom Wetter aktiv, er trage aber zur angespannten Erntesituation bei. Die vom Drahtwurm bedrohte Ernte startet Ende August, die Frühkartoffeln waren davon nicht betroffen.

Zusammenfassend schildert BLHV-Präsident Werner Räpple die diesjährige Obsternte als zufriedenstellend. Von Erdbeeren, die zum Ende der Saison im Preis stark abfielen, über einen guten Ertrag bei verschiedenen Beerensorten im Sommer, reagierten Weichfrüchte wie Kirschen mit einer geringeren Haltbarkeit auf die Hitze. Aktuell werden Pflaumen mit sehr guter Aromatik geerntet. Die erfreulich großen und festen Früchte bezeichnete der BLHV-Präsident als gut vermarktungsfähig, einzig die Nachfrage sei zurzeit aus unbekannten Gründen etwas zurückhaltend. (bbd)
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