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02.10.2015 | 13:00 | GPS 

Ganzpflanzengetreide als Biogassubstrat

Jena - Ganzpflanzengetreide wird bundesweit offiziell auf einer Fläche von ca. 72.000 ha angebaut.

Biogassubstrat
(c) proplanta
In Thüringen belief sich die Anbaufläche 2014 auf ca. 6.000 ha. Davon war ungefähr die Hälfte als Biogassubstrat ausgewiesen. Nach Mais mit über 70 % und Grassilage mit etwa 12 % folgt Ganzpflanzengetreidesilage (GPS) mit rund 7 % als Substrat für die Biogasanlage. Ein Vorteil von GPS ist, ähnlich wie bei Mais, die alternative Nutzungsmöglichkeit als Futter.

Das Anbauverfahren entspricht weitgehend dem der Marktfruchtproduktion, d.h. das Know-how und die erforderliche Technik sind in den Betrieben vorhanden. Durch die verhältnismäßig geringen Aufwendungen liegen die Erzeugungskosten je Substrateinheit auf Maisniveau, die flächenspezifischen Kosten sogar darunter.

Um eine sichere Silierung und eine stabile Silagequalität zu garantieren, wird Ganzpflanzengetreide mit Trockensubstanzgehalten zwischen 30 und 35 % geerntet. Unter Thüringer Standortbedingungen erfolgt die Ernte je nach Getreideart zwischen Ende Mai und Ende Juni. Dieser frühe Erntezeitpunkt macht das Ganzpflanzengetreide zu einer optimalen Vorfrucht für den Winterraps.

Aufgrund der höheren Biomasseproduktion bieten sich für die Ganzpflanzennutzung vor allem Wintergetreide an, womit gleichzeitig eine Winterbegrünung und damit ein Erosionsschutz auf der Fläche gegeben sind. Auch eine flexible Gärrestrückführung ist möglich. In den durch die TLL über mehrere Jahre durchgeführten Versuchen stellte Wintertriticale sein hohes Ertragspotenzial unter Beweis. Aber auch Winterroggen ist vor allem auf Standorten mit geringerer Bodengüte gut geeignet.

In Jahren mit ausreichenden Winterniederschlägen und darauf folgender Vorsommertrockenheit ist die Wintergerste durch ihre schnellere Entwicklung in der Lage, noch sehr hohe Erträge zu erzielen. Auch der Winterhafer hat im Artenvergleich der Jahre 2014 und 2015 am Standort Dornburg sehr hohe Erträge erreicht, er lag lediglich 5 bzw. 10 % unter Triticale, der ertragsstärksten Art. Allerdings ist das Anbaurisiko wegen der geringen Winterfestigkeit des Winterhafers hier relativ hoch. Winterweizen erzielt ebenfalls hohe Ganzpflanzenerträge, ist aber aufgrund der hohen Anbaukonzentration in Thüringen nicht zu empfehlen.

Auch beim Anbau von Ganzpflanzengetreide ist die Sortenwahl wichtig. Hier sollte der Fokus auf Standfestigkeit und Gesundheit liegen. Hochertragreiche Sorten mit diesen Merkmalen aus der Marktfruchtproduktion schneiden in der Regel auch als Ganzpflanzengetreide gut ab. Die Aussaat erfolgt zum ortsüblich optimalen Termin mit analoger Saatstärke. Bei verspäteter Saat kann auch eine Erhöhung der Saatstärke den Ertragsrückgang meist nicht abpuffern.

Eine Herbizidmaßnahme im Herbst ist in jedem Fall zu empfehlen, auf eine weitere Maßnahme im Frühjahr kann in der Regel verzichtet werden. Auch im Bereich der Düngung und des Fungizideinsatzes gibt es Einsparpotenziale. Nicht verzichten sollte man jedoch vor allem auf besseren Böden auf den Einsatz von Wachstumsreglern, da bei starkem Lager kaum eine Nutzung als Ganzpflanzengetreide möglich ist. Durch die vorab genannten Maßnahmen können die Verfahrenskosten gesenkt und der Anbau effizienter gestaltet werden.

Quelle: Andrea Biertümpfel / TLL
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