Der Wirkstoff wird nicht nur als Unkrautvernichter eingesetzt, sondern unter bestimmten Voraussetzungen auch vor der Getreideernte. Die Weltgesundheitsorganisation hat Glyphosat als «wahrscheinlich krebserregend» beim Menschen eingestuft.
Als Reifungsbeschleuniger bei Getreide darf der Wirkstoff seit vorigem Jahr nicht mehr verwendet werden, sagte der Agrarexperte beim
BUND im Land, Burkhard Roloff, am Samstag. Bei liegendem Getreide und starkem Unkrautdurchwuchs ist er aber nach wie vor erlaubt. Die Anwendung ist auf zweimal jährlich und 3,6 Kilogramm pro Hektar beschränkt. Ob das eingehalten wird, lässt sich laut BUND kaum kontrollieren.
Der Umweltverband fordert ein bundesweites Anwendungsverbot sowohl vor der Ernte bei Getreide, Raps oder Hülsenfrüchten sowie zur Stoppelbehandlung nach der Ernte. «Glyphosat steht im Verdacht, Embryonen zu schädigen, Krebs auszulösen und Amphibien, Fische und andere Wasserorganismen zu töten», erläuterte Roloff. «Glyphosat schädigt das Bodenleben, fördert krankheitserregende Pilze, beeinträchtigt die Aufnahme von Mikronährstoffen sowie die Krankheitsabwehr der Pflanzen und mindert den Ertrag.»
In einer BUND-Studie seien in 70 Prozent der Urinproben von Großstädtern in Deutschland Glyphosat nachgewiesen worden.
Die Grünen hatten die Muttermilch von 16 stillenden Frauen auf Belastungen testen lassen. Auch in diesen Proben wurde der Wirkstoff gefunden.
Der BUND forderte auch einen Verkaufsstopp glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel an Privatpersonen für die Anwendung in Haus- und Kleingärten. Eine Baumarktkette in Deutschland habe diese Mittel bereits aus den Regalen genommen. Unkraut könne auch gehackt, ausgezupft oder mit dem Fugenkratzer entfernt werden, sagte Roloff. Auf öffentlichen Wegen und in Parks sei Glyphosat verboten.
Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid. Seit 1996 wird Gensoja, das resistent ist gegen Glyphosat, in Europa verfüttert. So gelangt Glyphosat über Eier, Milch und Fleisch in die Nahrungskette. 2015 endet die EU-Genehmigung für den Wirkstoff. Er soll dann für eine Verlängerung neu geprüft werden.
In Deutschland sind laut Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit 93 Pflanzenschutzpräparate zugelassen. Der Verbrauch hat sich seit Ende der 1990-er Jahre auf 15.000 Tonnen im Jahr fast verdoppelt. (dpa/mv)