Pestizide, die Bienen schaden könnten, müssen nach Ansicht der Umweltorganisation
Greenpeace in der Landwirtschaft umgehend verboten werden. Nur so könne das in ganz Europa beobachtete
Bienensterben auch in Deutschland gestoppt werden, heißt es in einem Bericht, den Greenpeace am Dienstag veröffentlichte. Der Zusammenhang zwischen Pestiziden und dem Bienensterben ist allerdings seit Jahren umstritten. Der Industrieverband Agrar e. V. bezeichnete den Greenpeace-Report als pseudo-wissenschaftliche Kampagne.
Konkret warnt die Umweltorganisation vor sieben Pestiziden, von denen drei zu den umstrittenen Nervengiften aus der Klasse der hochgiftigen Neonicotinoide gehören. Als gefährlich für Bienen listet der Report Imidacloprid, Thiamethoxam, Clothianidin, Fipronil, Chlorpyrifos, Cypermethrin und Deltamethrin auf. Die Substanzen sind als Pflanzenschutzmittel in Deutschland zugelassen.
Der Bericht «Bye bye Biene? Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa» diskutiert die Ergebnisse anderer Studien: Nach Angaben der Umweltschutzorganisation überlebten in den vergangenen Jahren europaweit durchschnittlich 20 Prozent der
Bienenvölker den Winter nicht. Ein Grund dafür seien Pestizide, die Bienen auch in geringer Konzentration schädigten. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann forderte Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU) auf, ihre Blockade für ein vorläufiges Verbot von Imidacloprid,
Clothianidin und Thiamethoxam aufzugeben, das auf EU-Ebene diskutiert wird.
Wissenschaftler konnten in den letzten Jahren nachweisen, dass bestimmte Pestizide das Wachstum und die Fruchtbarkeit von Honigbienen beeinflussen. Die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit warnte im Januar insbesondere vor Risiken durch Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Für eine abschließende Beurteilung des Risikos fehlten jedoch Informationen.
Die Rolle, die Pestizide beim Bienensterben spielen, ist umstritten. Forscher haben auch andere Ursachen für den Völkerkollaps der Nutztiere identifiziert. Wissenschaftler der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Bern (Schweiz) machen beispielsweise Nahrungsmangel verantwortlich.
Die unter anderem vom Landwirtschafts- und vom Verbraucherschutzministerium unterstützte Langzeitstudie «Deutsches Bienenmonitoring» ergab, dass vor allem sogenannte Varroamilben den Bienen zusetzen. Auch Viren schwächen demnach die Tiere. Die 2010 veröffentlichte Studie untersuchte bundesweit vier Jahre lang 1.200 Kolonien in 125 Bienenständen.
Die Forscher von sieben deutschen Forschungsinstituten konnten dabei allerdings keinen Zusammenhang zwischen Pestiziden aus Pflanzenschutzmitteln und dem Bienensterben nachweisen. Nur in einer von 215 in Deutschland gesammelten Nahrungsproben fanden die Forscher Neonicotinoide. Umweltschützer kritisieren, dass die Langzeitstudie mit Unterstützung der Agrarindustrie durchgeführt wurde. (dpa)