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26.07.2015 | 07:06 | Tiermedizin 

Tierleid durch falsche Diagnose

Berlin - Im Internet und anderen Portalen werben Tierheilpraktiker, Tierpsychologen oder Tierphysiotherapeuten zunehmend mit alternativen Methoden oder geben Ratschläge zur Selbstbehandlung von Hund, Katze und Co.

Tiermedizin
Die Bundestierärztekammer warnt vor der Behandlung kranker Tiere durch Laien. (c) proplanta
Doch diese sind oft nicht nur wirkungslos, sondern können im schlimmsten Falle auch fatale Folgen für das Tier haben.

„Weil ‘alternative’ Behandlung sich besser anhört, oder weil man Vorbehalte gegen die sogenannte ‘Schulmedizin’ hat, suchen einige Tierbesitzer mit ihrem kranken Liebling nicht zuerst den Tierarzt auf, sondern legen die Gesundheit der Tiere in die Hände von Tierheilern. Oder sie versuchen, auf der Basis von Halbwissen aus dem Internet, das kranke Tier selbst zu behandeln“, erklärt Dr. Uwe Tiedemann, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Tierbehandlung der Bundestierärztekammer (BTK).

Was dabei herauskommen kann, zeigen einige Beispiele, die die BTK dokumentiert hat:

- Ein Hund mit einer schmerzhaften Pfote bekommt vom Besitzer übers Wochenende homöopathische Globuli. Durch die nicht erkannte Vereiterung entsteht eine Blutvergiftung, die umso länger mit Antibiotika bekämpft werden muss.

- Die seit Tagen verklebten Augen eines Kaninchens werden auf Anraten eines Nicht-Tierarztes mit Augentropfen behandelt. Die Ursache war aber eine in die Augenhöhle durchgebrochene Zahnwurzel. Bei rechtzeitiger Untersuchung und Behandlung durch einen Tierarzt könnte das Tier noch leben.

- Die Katze reißt sich büschelweise Fell aus. Auf Anraten zahlreicher Internetforen probiert die Besitzerin eine neue Futtersorte nach der anderen. Ein tierärztlicher Hautcheck hätte die verursachenden Parasiten leicht erkannt und der Katze wäre wochenlanges Leiden erspart geblieben.

- Das Pferd speichelt seit Tagen, ein „Heilkundiger“ raspelt die Zähne. Ein rechtzeitig zugezogener Tierarzt hätte bei genauer Untersuchung erkannt, dass das Tier an einem schmerzhaften Zungentumor leidet.

Tiedemann: „Wir können nur davor warnen, ohne Vorstellung des Tieres in einer Tierarztpraxis Diagnosen aus dem Internet zu übernehmen und auf eigene Faust herumzudoktern. Und in ein paar Wochenendkursen lernt man als Tierheilpraktiker, Dentist oder Akupunkteur eben nicht dasselbe wie ein Tierarzt im fünfeinhalbjährigen Studium, das mit einer staatlichen Prüfung und Zulassung zur tierärztlichen Tätigkeit (Approbation) bundesweit einheitlich abschließt.“ Nicht zuletzt wegen der Gefahr der Übertragung ansteckender Krankheiten vom Tier auf den Menschen sei solides Fachwissen gefragt.

Nur Tierärzte verfügen durch ihre umfassende Ausbildung und oft jahrelange Weiterbildung nach dem Studium über das Wissen, eine Diagnose zu stellen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Und nur Tierärzte können abschätzen, ob eine schulmedizinische oder eine regulationsmedizinische Behandlung wie z.B. Homöopathie, Pflanzenmedizin, zielgerichtete Physiotherapie, Akupunktur oder auch eine Kombination für den einzelnen Patienten sinnvoll und zielführend ist, so Tiedemann.

„Es gibt mittlerweile zahlreiche Tierärzte, die ergänzend zu ihrem Studium fundierte Kenntnisse in ganzheitlichen Methoden der Tiermedizin erworben haben. Da lohnt eine Nachfrage in der eigenen Tierarztpraxis oder bei der zuständigen Tierärztekammer.“

Doch nicht nur „Heilkunde“ aus dem Internet, auch den zunehmenden Wildwuchs an nichttierärztlichen Behandlern aller Art sehen Veterinäre kritisch. Was viele Tierhalter nicht wissen: Es gibt keine staatlich geregelte Ausbildung zum Tierheilpraktiker, Tierpsychologen oder Tierphysiotherapeuten. Diese Berufsbezeichnungen sind nicht geschützt. Jeder darf sich, sogar ohne Ausbildung, so nennen. Sinnvoll ist nach Ansicht der Arbeitsgruppe darum eine nachvollziehbare Regelung für jegliche Form der Ausübung von Tierbehandlung. Nur so werde sichergestellt, dass Tiere eine tierschutzgerechte Diagnostik und Therapie erhalten und dass ansteckende Krankheiten zum Schutz von Tier und Mensch rechtzeitig gezielt bekämpft werden. (btk)
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