«Das ist ein schlimmes Vorzeichen für Paris», sagte Verbandschef Hubert Weiger am Donnerstag in Berlin mit Blick auf die nächste Weltklimakonferenz im Dezember. Wenn Deutschland nicht Vorreiter sei, habe das Klima keine Chance. Die von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) angestrebte Strafabgabe für alte Kohlekraftwerke war an einem Lobbyistenbündnis aus Gewerkschaften, Energiekonzernen, «Kohle-Ländern», der Union und Teilen der
SPD gescheitert.
In Paris wollen sich die Staaten in einem Weltklimaabkommen auf eine Verringerung der Treibhausgas-Emissionen einigen, die sicherstellt, dass sich die Erdatmosphäre um nicht mehr als zwei Grad erwärmt. Das gilt als gerade noch beherrschbar. Weiger sagte, ob dieses Ziel zu halten sei, sei völlig offen. Er sei in größter Sorge, dass konkrete Reduktionsziele auf die nächsten Jahre verschoben würden. Der
BUND werde sich dafür einsetzen, dass die Frage des Kohle-Ausstiegs eines der zentralen Themen im Bundestags-Wahlkampf 2017 werde.
Weiger sieht außerdem realistische Chancen, das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen der Europäischen Union und den USA noch zu verhindern. Inzwischen gebe es ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen TTIP, das Thema bewege sehr viele Menschen, sagte er. «Wir wollen nicht, dass jeder Bereich des gesellschaftlichen Lebens dem Wachstum- und Gewinnstreben untergeordnet ist», heißt es im aktuellen BUND-Jahresbericht. Weiger forderte stattdessen ein faires Welthandelssystem, in dem auch regionale Märkte eine Chance hätten.
Der BUND, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, gehört mit rund 540.000 Mitgliedern und Förderern zu den größten deutschen Umweltverbänden. 2014 nahm er 21 Millionen Euro ein, ein Plus von acht Prozent. Mehr als 70 Prozent der Einnahmen stammen den Angaben zufolge aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. (dpa)