«Für einige Gegenden sind Misteln inzwischen zum echten Problem geworden», sagte Nabu-Experte Markus Rösler am Freitag in Berlin.
Besonders stark verbreitet sich die Laubholz-Mistel (
Viscum album album) demnach im Saarland, in Franken, in der Pfalz und in den östlichen Bundesländern. Hier sei der Befall so massiv, dass der Nabu von einer Gefährdung der Streuobstbestände ausgehe, hieß es.
Als Ursachen für die Ausbreitung sehen die Naturschützer klimatische Veränderungen und den dadurch resultierenden Stress für die Obstbäume sowie die unregelmäßige Pflege von Streuobstbeständen.
Die kugelförmig wachsenden Misteln sind sogenannte Halbschmarotzer: Sie beziehen Wasser und zum Teil auch Nährstoffe von ihren Wirten. Die Pflanzen docken an einem Zweig in der Krone des Wirtsbaumes an. Ihre Samen werden über Vögel verbreitet, die von den
Beeren naschen. Weil die Beeren sehr klebrig sind, bleiben die Mistelsamen an der Rinde eines künftigen Wirtsbaumes haften, etwa wenn der Vogel seinen Schnabel an einem Zweig wetzt.
Untersuchungen in Berlin und Brandenburg hätten gezeigt, dass die Mistelbeeren zum Speiseplan von mindestens 27 Vogelarten gehören, hieß es weiter. Dazu gehörten die vergleichsweise seltene Misteldrossel und der Seidenschwanz.
Der Nabu rät
Obstbauern, von jetzt an und noch bis zum Frühjahr befallene Obstbäume zu beschneiden. Äste, die von Misteln befallen sind, sollten demnach mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz hinein abgesägt werden. Andere Bekämpfungsmethoden wie das Abschneiden oder Abdecken der Misteln hätten sich als nicht erfolgreich erwiesen.
Bis auf die Beeren sind alle Teile der Mistel giftig. Der Saft der Pflanze kann Haut und Schleimhäute reizen. Der Verzehr von Blättern und Zweigen kann in seltenen Fällen zu Durchfall, Bauchschmerzen und einer Verminderung der Herzfrequenz führen. In vielen Regionen halte sich das hartnäckige Gerücht, Misteln stünden unter besonderem Schutz, sagte Rösler. Das sei aber falsch. Misteln dürften und sollten auch geschnitten werden.