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01.03.2015 | 15:02 | Sturmholzrekord 1990 

Waldbilanz: 25 Jahre nach Orkan Wiebke

Stuttgart - Der Spätwinter 1990 war geprägt durch verschiedene Orkantiefs, die den Südwesten mit bis dahin nicht gekannter Wucht trafen. Höhepunkt war der Orkan Wiebke am 28. Februar 1990. 

Sturmbruch
Für die Forstwirtschaft läutete der Sturm gleichzeitig auch eine Trendwende ein. Die nächste Waldgeneration sollte stabiler sein. (c) proplanta
Es wurden Windgeschwindigkeiten von über 160 Kilometer pro Stunde gemessen. Insgesamt sind im Land rund 15 Millionen Kubikmeter Sturmholz angefallen, ein bis dato nie erreichter Wert. „Gemischte und naturnahe Wälder sind heute ein normaler Anblick in Baden-Württemberg. Über die Hälfte der Wälder gilt inzwischen als naturnah, vor allem in den jungen Waldbeständen dominieren die Laubbäume. Vor drei Jahrzehnten waren die Wälder deutlich monotoner – aus der einstigen Krise ist ein kraftvoller Aufbruch geworden. Denn die neuen Wälder sollen den erwarteten klimatischen Veränderungen und Wetterextremen besser Stand halten können, als es 1990 der Fall war“, sagte Forstminister Alexander Bonde am Freitag (27. Februar) bei einem Waldbesuch bei Aichtal (Landkreis Esslingen).

Fichte überproportional von Sturmschäden betroffen

Die Stürme Wiebke und Vivian, die 1990 große Teile des Waldes in Baden-Württemberg schädigten, waren eine entscheidende Zäsur für die Forstwirtschaft im Land. „Von zehn Bäumen, die damals dem Sturm zum Opfer fielen, waren acht Fichten. Die Fichte war damit überproportional von Sturmschäden betroffen“, sagte Bonde. In einem großen Kraftakt begannen Waldbesitzende, Försterinnen und Förster gemeinsam mit Waldarbeiterinnen und Waldarbeitern und Forstunternehmen aus ganz Europa, die Folgen der Katastrophe aufzuarbeiten und als Chance für einen Neubeginn zu nutzen.

Mischwald als neuer Weg

„Die Erfolge, die wir heute sehen, sind auch Ausdruck einer völligen Neuausrichtung der Forstpolitik im Land und der Bereitschaft der im Wald arbeitenden Menschen, mit dem Mischwald neue Wege zu beschreiten“, betonte Bonde. Dabei sei es vor allem der schlagkräftigen Forstorganisation im Lande zu verdanken gewesen, dass die Schäden relativ schnell beseitigt und die Aufbauleistung gut gemeistert wurde. „Daher ist die Erinnerung an den Sturm Wiebke auch ein starkes Motiv dafür, uns weiterhin gegen eine Zerschlagung der Forstverwaltung in Baden-Württemberg einzusetzen“, erklärte der Minister im Hinblick auf das laufende Verfahren mit dem Bundeskartellamt.

Hintergrundinformationen:

Im Spätwinter 1990 verwüsteten mehrere Stürme in Baden-Württemberg große Waldflächen. Als Höhepunkt gilt der 28.02.1990 mit dem Sturm Wiebke. Die Waldbesitzenden beklagten schließlich einen Anfall von fast 15 Millionen Kubikmetern Holz. Betroffen war vor allem die Baumart Fichte. Rund 23.000 Hektar Waldfläche mussten neu bepflanzt werden. Auch außerhalb des Waldes verursachten die Stürme massive Schäden und forderten Todesopfer. Dies waren bis zu diesem Zeitpunkt die mit Abstand größten Waldschäden in Baden-Württemberg, die durch Orkane verursacht wurden. Übertroffen wurde dies bislang nur durch den Orkan Lothar im Jahr 1999 mit rund 30 Millionen Kubikmeter Sturmholz.


Für die Forstwirtschaft läutete der Sturm gleichzeitig auch eine Trendwende ein. Die nächste Waldgeneration sollte stabiler sein. Erreicht wird dies vor allem durch eine Vielfalt der Baumarten sowie deren intensive Pflege und Verjüngung. Die aktuellen Inventurergebnisse zum Beispiel der Bundeswaldinventur 3 aus dem Jahr 2012 zeigen, dass dieses Ziel erreicht wurde. Zwar ist die Fichte weiterhin die wichtigste Baumart in Baden-Württemberg, ihre Anteile gingen aber deutlich zurück (von 44 Prozent im Jahr 1987 zu 34 Prozent heute).

Stattdessen wachsen nun vermehrt gemischte Waldbestände nach, die zunehmend auch mehrschichtig sind. Der Anteil der Buche und anderer Laubbäume steigt seit Jahren an. Letztlich führt dies zu mehr Naturnähe der Wälder. Baden-Württemberg nimmt mit seinen hohen Anteilen von besonders naturnahen Wäldern inzwischen den Spitzenplatz in Deutschland ein. Diese Veränderungen sind für ein langlebiges Ökosystem wie den Wald eine sehr rasche Veränderungen und stellen für den Waldbesitz eine große Herausforderung dar. (MLRV/BW)
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