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06.08.2013 | 11:41 | Fleischverbrauch 
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Burger aus dem Labor gegen den Fleischhunger

London - Wissenschaftler haben erstmals eine Frikadelle aus Stammzellen von Rindern hergestellt.

Fleisch aus Stammzellen
(c) proplanta
Die Wissenschaftler der niederländischen Universität Maastricht sind der Ansicht, Fleisch aus dem Labor könne weltweit den Lebensmittel-Mangel lindern und den wachsenden Hunger auf Fleisch stillen. «Es ist ein Anfang, auf den wir aufbauen können», sagte Projektleiter Mark Post bei einem Testessen am Montag in London.

«Es ist fast wie Fleisch, es ist nicht so saftig, aber die Konsistenz ist perfekt», sagte Ernährungswissenschaftlerin und Testesserin Hanni Rützler über den Fleischklops aus dem Labor. Und er solle helfen, den Fleischkonsum in den Griff zu bekommen.

Bis zum Jahr 2050 werde der Fleischkonsum weltweit um rund 73 Prozent anwachsen. Zudem könne die Tierzucht begrenzt und damit gegen den Klimawandel vorgegangen werden, so die Forscher. Diese verschlinge mehr landwirtschaftliche Fläche, Wasser und Getreide als die Gewinnung irgendeines anderen Lebensmittels für den Menschen, argumentiert Post. Die Tierzucht belaste die Umwelt auch durch hohe Treibhausgas-Emissionen.

Für das Fleisch entnahmen die Forscher Muskelstammzellen von Rindern und vermehrten diese im Labor. Daraus wuchsen mehrere Zentimeter lange Muskelstränge. Rund 20.000 davon sind für eine 140-Gramm-Frikadelle nötig. Die Stammzellen können den Rindern etwa durch Biopsie entnommen werden. In zehn bis zwanzig Jahren könne mit der kommerziellen Produktion begonnen werden, glauben die Forscher.

Kritiker betonen hingegen, langfristig sei es besser, den Fleischkonsum zu reduzieren - dieser sei ohnehin viel zu hoch. Statt technischer Lösungen müsse die weltweite Verteilung von Lebensmitteln verbessert werden, sagte Tara Garnett von der Universität Oxford dem Sender BBC. «Wir haben die Situation, dass 1,4 Milliarden Menschen weltweit übergewichtig und fettsüchtig sind, und gleichzeitig 1 Milliarde Menschen hungrig ins Bett gehen. Das ist einfach falsch und inakzeptabel.» Zudem müsse nicht nur mehr, sondern auch besseres Essen zu den Menschen gelangen, die es brauchten.

Ob die Frikadelle aus dem Labor Teil einer ausgewogenen Ernährung werden kann, scheint indes noch offen. Beim Testessen in London bekam der Burger gemischte Kritiken. Beim Kurznachrichtendienst Twitter wurde vor allem darüber diskutiert, dass der mehr als 250.000 Euro teure Burger noch nicht fettig genug sei. (dpa)
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Kommentare 
Walter Götzenberger schrieb am 19.08.2013 18:50 Uhrzustimmen(196) widersprechen(89)
Ich sehe 2 elegante, sichere, umweltschonendste, schnellste und ethische Lösungen: erstens die Umstellung auf rein pflanzliche Ernährung; ist gesünder wie Fleisch- und Milchprodukte und vermindert Tierquälerei. Zweitens durch Empfängnisverhütung und dadurch gewaltfreie Reduzierung der Weltbevölkerung. Die Menschheit platzt aus allen Nähten. Wenn sie weiter wächst, spitzen sich gleich mehrere Situationen zu: Ernährungssituation, Energieverbrauch, Trinkwasser, Raumbedarf, Agressivität usw. Ich gestatte mir, anzumerken, dass bei wachsender Weltbevölkerung die Erde nicht mitwächst. So klug sich Menschen auch gebärden, diese einfache Tatsache haben die meisten noch nicht begriffen. Mit freundlichen Grüssen
Ina schrieb am 13.08.2013 12:15 Uhrzustimmen(144) widersprechen(147)
Tolle Pressemeldung, die sich mir fachlich aber nicht erschließt. Wo liegt der Vorteil von unter massivem Antibiotikaeinsatz hergestelltem Analogfleisch, das eigentlich eine arzneimittelrechtliche Zulassung für das Inverkehrbringen benötigt? Und wo bitte gibt es wissenschaftliche Studien, die eine Korrelation von Körpergewicht und Fleischverzehr rechtfertigen? Unabbhängig davon: der Hype um das Stückchen "Analog"- oder Kunstfleisch ist für mich vor dem Hintergrund der bisher nicht genutzten Leistungsreserven der Tierzucht in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie anderer - ohne Antibiotikacoctails nutzbare Eiweißquellen - nicht nachvollziehbar. Allein die Anhebung der Milchleistung einer indischen Kuh auf europäisches Niveau würde eine Reduktion des Tierbestandes um rd. 40 Mio. Tiere ermöglichen. Eine "moderne" europäische Tierproduktion in Entwicklungs- und Schwellenländern würde den Wildtierbeifang in diesen Ländern überflüssig machen und zudem für mehr Umwelt- und Ressourcenschutz beitragen. Unabhängig davon bestehen drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche nun mal aus Weiden oder Savannen, die nur über den Tierdarm für den Menschen nutzbar gemacht werden können. Bei (Futter-)Pflanzen handelt es sich um regenerative Energiequellen, so daß Sie die Umweltwirkungen durch vermeintliche C02-Emissionen getrost vernachlässigen können. Sonst dürfte das BMU auch nicht Biogasanlagen oder private Holzheizungen bewerben.
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