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25.07.2010 | 21:01 | Verhütung  

Frauenkondome und männliche Beschneidung: Die andere Aids-Prävention

Wien - Gegen eine HIV-Infizierung beim Sex schützt man sich mit Kondomen. Für Männer. Und damit basta.

Frauenkondome und männliche Beschneidung: Die andere Aids-Prävention
Dass es mittlerweile auch andere Präventionsmethoden gibt, darunter Frauenkondome, männliche Beschneidung und künftig vielleicht auch sogenannte «Mikrobizide» und «PrEP's», ist noch weitgehend unbekannt. Die gute Nachricht ist: Viele dieser neuartigen Schutzmechanismen geben endlich den Frauen die Macht, selbst etwas gegen eine Ansteckung mit dem Virus zu unternehmen. Bei der Weltaidskonferenz in Wien ist dies ein großes Thema. Aber sind das tatsächlich wirksame Alternativen zum Männerkondom? Die einfache Antwort lautet: Jein.

Für besonderen Gesprächsstoff sorgten am Dienstag die Mikrobizide. Mit Spannung hatten Experten auf das Ergebnis einer Studie des südafrikanischen Aids- Forschungszentrums CAPRISA gewartet, die nun nach jahrelangen Rückschlägen erstmals von Erfolgen beim Einsatz dieser sogenannten chemischen Kondome berichtet.

Durch das Gel, dem ein Aidsmittel beigemischt ist und das Frauen vor dem Sex in die Scheide einführen, sank die Infektionshäufigkeit rechnerisch um 39 Prozent. Kein schlechter Prozentsatz, aber sicherlich sind die Mikrobizide noch weit davon entfernt, einen sicheren Schutz zu bieten. Der Pluspunkt: Das Gel ist bisher die einzige Möglichkeit, sich gleichzeitig vor dem Virus zu schützen und schwanger zu werden, erläuterte die amerikanische Mikobizid-Expertin Zeda Rosenberg.

Frauenkondome gibt es hingegen schon seit 15 Jahren, aber Nichtregierungsorganisationen zufolge wird einfach nicht genug in die Verbreitung und die weitere Forschung investiert. «Ich finde es inakzeptabel und völlig unverständlich, dass die Geberländer nicht mehr tun, um einen universellen Zugang zu Frauenkondomen zu gewährleisten», sagte ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Oxfam. Der «Schlauch» mit jeweils einem Ring an jedem Ende, kann bis zu acht Stunden vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt werden - und bietet genauso viel Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten wie Männer-Präservative.

«Während es aber Kondome für Männer von klein bis XL gibt, sowie mit Noppen und gerippt, ist bei Frauenkondomen die Bandbreite noch total klein», erklärte eine Aktivistin aus Holland. Es werde einfach nicht genügend weitergeforscht. Außerdem seien «female condoms» noch viel zu teuer und für Frauen in Sub-Sahara-Afrika geradezu unerschwinglich.

«Aber gerade in Afrika gibt es viele Männer, die absolut dickköpfig sind, wenn es um den Gebrauch von Kondomen geht», sagte eine HIV-positive Aktivistin aus Sambia. «Wir müssen die Macht, die HIV-Verbreitung einzudämmen, in unsere eigenen Hände nehmen.» Besser vorangetrieben wird da derzeit die männliche Beschneidung in weiten Teilen Afrikas. Unglaublich aber wahr: Durch die Entfernung der Vorhaut verringert sich das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, bei heterosexuellen Männern um 60 Prozent. Dies ergaben Studien in Uganda, Kenia und Südafrika. Die Gründe sind noch nicht gänzlich geklärt, aber es wird vermutet, dass bestimmte Zellen, die unter der Vorhaut leben, ein potenzielles Ziel für eine HIV-Infektion darstellen. «Aber natürlich ist diese Methode kein "natürliches Kondom", sondern muss mit anderen Präventionsmaßnahmen kombiniert werden», sagte David Okello von der Weltgesundheitsorganisation.

Vor allem in Kenia und Uganda wird die «Zirkumzision» bei erwachsenen Männern gerade stark vorangetrieben. Und Zulu-König Goodwill Zwelithini kündigte erst im Dezember an, er wolle die Praxis unter der größten Volksgruppe Südafrikas wiederbeleben, um die Immunschwächekrankheit zu bekämpfen - und das nach 400 Jahren, in denen die Zulus nicht beschnitten wurden, wie eine Expertin am Rande der Konferenz bemerkte. «In punkto männliche Beschneidung kratzen wir aber bisher nur an der Spitze des Eisbergs», sagte Renee Ridzon von der «Bill & Melinda Gates Foundation».

Fieberhaft geforscht wird derzeit auch an «PrEP's» (Pre-Exposure- Prophylaxis). Dabei geht es darum, Menschen, die nicht mit HIV infiziert sind, bereits vor einer möglichen Ansteckung mit antiretroviralen Medikamenten gegen das Virus zu behandeln. Diese Methode ist aber noch in der experimentellen Phase. Dennoch: Es gibt Hoffnung, dass das Virus in der Zukunft durch neue Methoden besser und vielfältiger als bisher bekämpft werden kann. (dpa)
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