«Nach der Ernte gehen sie mit in die Silage», sagte der Chef der Agrargesellschaft Zinzow (Vorpommern-Greifswald) am Donnerstag. Aber zuvor haben sie Insekten Nahrung gegeben.
Die eigenwillige Mischung wächst nur auf dem Vorgewende, dem etwa 30 Meter breiten Streifen am Feldrand. Dahinter ist Mais gelegt. Ein Hektar bleibt brach liegen, mitten drin, als ungestörter Brutplatz vor allem für Feldlerchen.
Gemballa leitet den einzigen
Betrieb, der aus Mecklenburg-Vorpommern an einem auf zehn Jahre angelegten Projekt der Umweltstiftung Michael Otto im Naturschutzbund und des Deutschen Bauernverbandes teilnimmt.
Bundesweit sind zehn
Agrarbetriebe unterschiedlicher Ausrichtungen in unterschiedlichen Naturlandschaften beteiligt. Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln, die in der Agrarlandschaft die
Artenvielfalt fördern und dem Insektensterben entgegenwirken.
Nach den Worten von Landesbauernpräsident Detlef Kurreck möchten die Landwirte Handlungsempfehlungen auf wissenschaftlicher Basis bekommen. Denn mit dem Anlegen der vom Land geförderten
Blühstreifen ist es nicht getan. Ein drei Meter breiter Streifen zwischen Feld und Bundesstraße führe nur dazu, dass Insekten an den Windschutzscheiben kleben und Füchse leichter an Vogelnester kommen, sagte Gemballa.
Das F.R.A.N.Z. abgekürzte Projekt «Für Ressourcen, Agrarwirtschaft &
Naturschutz mit Zukunft» begann vor drei Jahren mit dem Monitoring von Vögeln, Feldhasen, Amphibien, Insekten und Pflanzen. Gemballa sieht erste Erfolge bei Hasen, deren Bestand nach seinen Worten um 80 Prozent gestiegen ist, und bei Feldvögeln. Von zehn Vogelarten, die es in der Agrarlandschaft geben sollte, seien auf seinen Flächen acht zu beobachten, darunter Feldlerche, Braunkehlchen und Goldammer.
In diesem Jahr wird das Projekt auf Laufkäfer und Schwebfliegen ausgeweitet. Schwebfliegen ähneln dem Biologen Philipp Gienapp vom Umweltinstitut zufolge
Wespen und spielen bei der
Bestäubung eine Rolle. Ihre
Larven vertilgen Blattläuse. Die räuberisch lebenden Laufkäfer gelten als Indikatoren für den Zustand von Gebieten.
«Aus den Fängen können wir viel über die Habitate ableiten», sagte Gienapp. Auf den Flächen der Projektbetriebe werden daher insgesamt 500 Fallen eingegraben, jeweils für sechs Wochen im Frühjahr und im Herbst. Alle zwei Wochen werden sie geleert. Die Probanden fallen der Wissenschaft zum Opfer - sie werden in den Bechern von einer Flüssigkeit getötet und konserviert. Am Institut werden die Fänge bestimmt und ausgewertet.
Gemballa erwartet von dem Projekt auch, etwas über den Preis der
Biodiversität zu erfahren. Er fordert die Politik auf, einen Markt dafür zu schaffen. So könnten
Bauern Artenvielfalt «verkaufen», etwa an Unternehmen, die wegen Eingriffen in die Natur zu
Ausgleichsmaßnahmen verpflichtet sind.