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23.05.2009 | 14:26 | Klimawandel  

Satelliten und Raketen gegen Klimawandel

Zugspitze/Andenes - Vier, drei, zwei, eins - Feuer!

Galileo - Satellitennavigation
(c) DLR
Rund 20 Mal im Jahr schraubt sich von der verschlafenen nordnorwegischen Insel Andøya zischend eine Rakete in den klaren Himmel - gespickt mit zahlreichen Messgeräten. Ihre Aufgabe: Die Temperatur, den Wind sowie die Anzahl, Größe und Form der Staubpartikel und Treibhausgase in der Atmosphäre zu messen. «Das Ziel ist, herauszufinden, was chemisch und physikalisch mit den Partikeln passiert», erklärt Michael Gausa, wissenschaftlicher Direktor der Andøya Raketenbasis. Das Verhalten der Partikel spielt eine entscheidende Rolle bei der Erklärung des Klimawandels.

«Man kann Klimaforschung nicht nur am Boden betreiben, wo sich die Temperatur erhöht, sondern muss alle Schichten betrachten», erläutert der Physiker. Das zur Raketenbasis gehörende Alomar Observatorium arbeitet deshalb mit Laser und Radar. Vom Dach des Gebäudes aus leuchtet ein dicker grüner Lichtstrahl weit sichtbar in die Wolken hinein. «Der Laser verlässt die Erde und endet irgendwo im Weltraum», schildert Gausa. Trifft das Licht dort auf die winzig kleinen, nur Hundertstel von Millimeter großen Partikel, wird es reflektiert und von den zwei Spiegelteleskopen des Observatoriums wieder aufgefangen. Aus den Daten können die Forscher Veränderungen in der Atmosphäre ablesen.

Knapp 2.500 Kilometer südlicher schmiegt sich das Schneefernerhaus wie ein Schwalbennest an den steilen Hang der Zugspitze. Auch hier sitzen Atmosphärenforscher über Bildschirmen und Messgeräten und versuchen, die Ursachen, Wirkungsweisen und Folgen der Erderwärmung zu verstehen. «Wenn wir aus den Fenstern schauen, sehen wir die Manifestation des Klimawandels: Der Zugspitzgletscher verliert derzeit an einem trockenen Sommertag etwa 35 Millionen Liter Wasser. Das ist die Menge, die eine Stadt wie Augsburg täglich als Trinkwasser braucht», sagt der wissenschaftliche Koordinator Michael Bittner.

Die Bayern arbeiten wie ihre norwegischen Kollegen mit Laser und Radar - die passende Grundlage für eine enge Zusammenarbeit. Am Mittwoch wurden deshalb in Oslo und Andenes Kooperationsabkommen zwischen Bayern und der norwegischen Regierung einerseits sowie zwischen den Wissenschaftlern andererseits geschlossen. «Der Charme ist, die Messungen aufeinander abzustimmen, und zwar hinsichtlich der

Frage: Greifen eigentlich die Maßnahmen, die die internationale Gemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel verabschiedet hat?», erläutert Bittner. «Wir haben einen Anschluss an das Hochleistungsrechenzentrum der Universität München, wir haben Zugang zu Satellitendaten, und wir haben verschiedene numerische Modelle, die für die Atmosphären- und Biosphärenforschung wichtig sind», zählt Bittner die Besonderheiten des deutschen Höhenforschungsinstituts auf. Die Spezialität der Norweger wiederum ist die Atmosphärenbeobachtung vom Boden bis in Höhen von 150 Kilometern.

Eine perfekte Ergänzung, findet Ozonforscher Bernhard Stein. «Denn Klimaforschung nur mit Raketen geht nicht. Das ist, als gingen Sie dreimal im Jahr mit einem Thermometer vor die Tür und stellen fest: Oh, es wird wärmer!» Wichtig sei die Vernetzung der Wissenschaft; die Kooperation zwischen dem Schneefernerhaus und Alomar soll nur der Kern eines weltweiten Netzwerkes sein. Denn erst wenn die Experten Zugang zu möglichst vielen Daten haben, können sie die Modelle zur Vorhersage des Klimawandels präzisieren.

Möglichst exakte Prognosen sind die Grundlage für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. Denn verhindern lassen wird sich dieser nach Ansicht des UN-Klimarats IPCC selbst dann nicht mehr, wenn ab sofort keine neuen Treibhausgase mehr in die Atmosphäre gelangten. Die Folgen der globalen Erderwärmung jedoch sind gravierend: Tier- und Pflanzenarten sterben aus, Naturkatastrophen nehmen zu, Krankheiten wie Asthma, Allergien und Herz-Kreislauf- Probleme verbreiten sich. (dpa)
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