(c) proplanta «Wenn die Wassertemperatur bis zum Jahr 2100 im Mittel um zwei bis vier Grad steigt, hat das einen Einfluss auf die Nährstoff-Verteilung in der Ostsee. Die Versorgung der oberen Wasserschichten mit Nährstoffen bleibt dann aus», sagte der Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Rostock- Warnemünde der Deutschen Presse-Agentur dpa. Eine Aufheizung der Wassermassen könne vor allem dazu führen, dass die Blütezeit des Planktons früher einsetzt als üblich. «Die normale Blütezeit ist aber zentral, um das gesamte Nahrungsnetz aufrecht zu erhalten. Die Nahrung muss zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein.» Dippner befürchtet eine massive Veränderung des ökologischen Gleichgewichts in der Ostsee, falls sich die gängigen Klima-Szenarien für den nordeuropäischen Raum bewahrheiten. Dabei sei der absehbare Temperaturanstieg nicht nur für Fische, sondern auch für etliche Säugetiere eine existenzielle Gefahr, meinte der Experte.
«Der natürliche Lebensraum von Tieren, die sich kalten Wintern angepasst haben, wird kleiner. Wir kommen daher zu dem Schluss, dass es eine Verschiebung der Arten nach Norden geben wird», sagte der Ozeanograph. Einzelnen Tierarten könne der globale Klimawandel sogar ganz zum Verhängnis werden. Sollte die Eisfläche in der nördlichen Ostsee bis 2100 wie erwartet um 50 bis 80 Prozent zurückgehen, sei zum Beispiel das Überleben der Ringelrobbe gefährdet.
Aus allgemeiner klimapolitischer Perspektive ist eine stärkere Förderung von Biokraftstoffen Dippner zufolge der falsche Weg, wenn die schlimmsten Auswirkungen des Treibhauseffekts noch ansatzweise eingedämmt werden sollen. Bei der Verbrennung solcher Kraftstoffe entstehen anstelle von Kohlendioxid (CO2) Methan und Lachgas. «Doch was nützt es uns, wenn ein Lachgas-Molekül in der Atmosphäre 190 Mal mehr Strahlungsenergie aufnimmt als ein CO2-Molekül?» Die einseitige Begünstigung von Biosprit halte er deshalb für bedenklich.
Harsche Kritik äußerte Dippner, der zu den Mitautoren des dritten UN-Klimaberichts zählt, auch an dem EU-Beschluss, die Autoindustrie erst 2015 statt 2012 zur Einhaltung des höchsten vereinbarten Grenzwerts beim CO2-Ausstoß zu verpflichten. Seine Erwartungen an die UN-Klimakonferenz im polnischen Posen, die am Wochenende zu Ende ging, seien gering gewesen. «Das Thema wird von der Politik weiterhin nicht richtig ernst genommen. Die meisten Verantwortlichen halten noch immer viele Sonntagsreden, lassen ihnen aber keine Taten folgen.» (dpa)
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