Für ein breites Bündnis aus Bauern, NGO´s und Studenten Anlass um ihrem Protest gegen die Knolle aus dem Gen-Labor Ausdruck zu verleihen. Mit einem über hundert Quadratmeter großem Banner mit der Aufschrift „Agro-Gentechnik: Profit für wenige, Risiko für alle“ und sechs Tonnen Kartoffeln, die unangemeldet vor die Eingangstür des Versammlungsortes gekippt werden, machen die Kritiker ihrem Ärger Luft.
Fakt ist: Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (
WHO) als auch die Europäische Arzneimittelbehörde halten es für möglich, dass
Amflora die Wirksamkeit bestimmter
Antibiotika einschränken kann, wie sie beispielsweise gegen Tuberkulose eingesetzt werden. Sogar bei der eigentlich sehr gentechnikfreundlichen Lebensmittelzulassungsbehörde
EFSA hatten zwei Gutachter vergangenen Sommer erstmals vor den gesundheitlichen Risiken gewarnt. Für Jürgen Binder vom Verein „Gentechnikfreies Europa“ ist der genehmigte Anbau deshalb ein Skandal: „Hier werden aufgrund von Profitinteressen eines Konzerns Risiken in Kauf genommen, die man nicht mehr rückgängig machen kann“ erklärt der Imker.
Neben den gesundheitlichen Risiken wird es auch zu einem wirtschaftlichen Schaden für die Aktionäre kommen, argumentieren die Demonstranten. Dass eine Mehrheit von rund 80 Prozent der Bevölkerung
Gentechnik auf ihrem Teller ablehnen, ist bekannt. Darüber hinaus lehnt es aber auch die Stärkeindustrie ab, die BASFGenknolle zu verarbeiten. Ähnliches verlautete dieser Tage aus Unternehmen, die Pommes Frites herstellen. Vor allem die Tatsache, dass es auf dem Markt bereits Kartoffelpflanzgut gibt, mit den gleichen Eigenschaften wie Amflora, die allerdings auf konventionellem Wege gezüchtet wurden, macht die Kartoffel aus dem Gen-Labor für die Wirtschaft uninteressant. „Ich bin heute hier, um die Aktionäre der
BASF davon zu überzeugen, dass es neben den unzähligen Risiken, auch wirtschaftlich uninteressant ist, Amflora anzubauen“, resümiert Binder.
Extra aus der Nähe von Kassel angereist sind Studenten der Universität Witzenhausen. .Die angehenden Agrarwissenschaftler, die unter dem Namen „Witzenhäuser Agrarstudierende, Landwirte und Gärtner für eine gentechnikfreie Landwirtschaft“ auftreten fühlen sich durch Gen-Konzerne - wie die BASF - schlicht in ihrer Existenz bedroht. „Für Landwirte stellt diese Kartoffel eine direkte Bedrohung der Existenz dar, da wir mit Sicherheit davon ausgehen müssen, dass es langfristig zu einer Vermischung von Amflora mit konventionell angebauten Sorten kommt“, erklärt Phillip Brändle, Sprecher der Studenten. Die Gentechnik sei das Sahnehäubchen der industriellen Landwirtschaft, die mit ihrem enormen Bedarf an Energie und Ressourcen erst zur Verschärfung heutiger Probleme wie Hunger und
Klimawandel geführt hat. Brändle und seine Mitstreiter sehen sich bestätigt durch den jüngsten Bericht von 400 Wissenschaftlern des Weltagarrates (IAASTD). „Die Botschaft des Weltagrarberichts ist deutlich“: „Wir brauchen eine Abkehr von globalen Strukturen“, erklärt Brändle, „hin zu einer regionalen, vielseitigen, auf lokalem Wissen basierenden Modernisierung der Landwirtschaft.“ (PD)