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22.10.2008 | 22:10 | Forschungsprogramm 

Anpassung der Wälder an den Klimawandel muss heute beginnen

Stuttgart - Baden-Württemberg verfügt über vorratsreiche und naturnahe Wälder, die wichtige wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Funktionen erfüllen.

Anpassung der Wälder an den Klimawandel muss heute beginnen
Diese müssen auch in Zukunft erfüllt werden. Deshalb muss die Forschung Hinweise liefern, wie die Wälder von morgen aussehen könnten. Denn für die Anpassung des Waldes an das sich ändernde Klima bleibt nicht viel Zeit“, sagten der baden-württembergische Ministerpräsident Günther H. Oettinger und der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk, gestern in Stuttgart.

Von den Auswirkungen des Klimawandels im Wald seien rund 230.000 Waldbesitzer in Baden-Württemberg sowie die gesamte Holz be- und verarbeitende Industrie betroffen. In Baden-Württemberg seien 130.000 Arbeitsplätze von der Produktion, Ernte und Verarbeitung von Holz und Holzprodukten abhängig. Der jährliche Umsatz der gesamten Branche liege bei rund 20 Milliarden Euro, erklärten Oettinger und Hauk.


Zusammensetzung der Baumarten wird sich verändern

Rund 40 Prozent der Landesfläche Baden-Württembergs sei bewaldet. Durch den sich derzeit akut abzeichnenden Klimawandel mit steigenden Temperaturen, abnehmenden Sommerniederschlägen und zunehmenden Witterungsextremen werde dieses wertvolle Ökosystem massiv belastet. Außerdem sei mit zusätzlichem Schädlingsbefall durch Insekten oder Pilzkrankheiten zu rechnen, sagte Hauk. Dies betreffe sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Aspekte der Land- und Forstwirtschaft. Trotz ehrgeiziger Klimaschutzziele könne die Klimaveränderung nicht gestoppt, sondern nur noch in ihrem Umfang eingeschränkt werden.

Die Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen werden infolge der Trägheit der Klimasysteme erst mittelfristig greifen, erklärte der Minister. Oettinger und Hauk zeigten die Konsequenzen des Klimawandels auf: „Die Zusammensetzung der Baumarten wird sich verändern. Auf über 100.000 Hektar Fläche wird die Fichte als dominierende Baumart verloren gehen.“ Bereits heute habe Baden-Württemberg eine gute Basis für den notwendigen Waldumbau. Mit einem Flächenanteil von Laubbäumen von rund 45 Prozent sei das Land gut aufgestellt. Der Wald werde sich verändern, aber nicht großflächig verschwinden. Die land- und forstwirtschaftlichen sowie naturschützerischen Aktivitäten müssten sich im Kern darauf konzentrieren, die Funktions- und Anpassungsfähigkeit sowie die langfristige Produktivität der Ökosysteme zu erhalten, betonten der Ministerpräsident und der Minister.


Klimaveränderung kein lokales Problem

Dazu müsse das Konzept einer naturnahen Waldwirtschaft fortgesetzt werden. „Hier ist die Forstwissenschaft gefordert. Eine Herkulesaufgabe, der sich alle forstwissenschaftlichen Einrichtungen Deutschlands und 20 Partner aus 14 EU-Ländern angenommen haben. Die Klimaveränderung ist kein lokales Ereignis. Deshalb sollen der interdisziplinäre Ansatz und die Einbeziehung von Forstteams aus ganz Europa wertvolle Erfahrungen für die Praxis bringen“, ergänzte Hauk. Die Forstliche Versuchsanstalt in Freiburg koordiniere einen europaweiten Forschungsverbund, den die EU mit sieben Millionen Euro unterstütze.


Einsatz von Holz spart große Mengen klimaschädlicher Energie

„Wenn wir dem Klimawandel begegnen wollen, brauchen wir auch einen intakten Wald. Dies ist ein zentraler Baustein der Klimaschutzstrategie. Forst- und Holzwirtschaft tragen wesentlich zur Verminderung des Kohlendioxid-Ausstoßes und zur Bindung von freiem Kohlendioxid bei“, hoben Oettinger und Hauk hervor. Der Einsatz von Holz als Baustoff und Energieträger spare große Mengen fossiler und dadurch klimaschädlicher Energie. Wälder speicherten zudem große Mengen Kohlenstoff in den Bäumen und im Boden. „Der mittlere Kohlenstoffvorrat in den baden-württembergischen Wäldern liegt bei 128 Tonnen Kohlenstoff je Hektar. Dies ist für Mitteleuropa ein absoluter Spitzenwert“, erläuterten Oettinger und Hauk.

Der Klimawandel sei für die Waldwirtschaft eine Herausforderung, die über Jahrzehnte dauern werde - mit ständigen Anpassungen an die aktuelle Entwicklung. Schnelle Erfolge werde es nicht geben. Denn die notwendigen Anpassungsmaßnahmen könnten im Wald, im Gegensatz beispielsweise zur Landwirtschaft, nur langfristig erfolgen, sagten der Ministerpräsident und der Minister. (PD)
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