«Diabetes mellitus Typ 2 ist tatsächlich eine Krankheit, der man regelrecht davonlaufen kann», sagte Huber in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die positive Wirkung von Bewegung auf die meisten Krankheiten sei bekannt. «In der Regel hilft Sport aber nur, den Krankheitsverlauf zu verzögern oder wirkt sich positiv auf das Allgemeinbefinden aus», erklärte Huber. «Bei
Diabetes kann durch ausreichende Bewegung aber tatsächlich die Uhr zurückbewegt werden.»
Der Sportwissenschaftler hatte ein Pilotprojekt der Krankenkasse DAK begleitet. Diese bot in neun Städten spezielle Bewegungskurse für Diabetiker an, die zusammen mit dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) entwickelt wurden. An der Studie nahmen 250 Diabetiker teil.
«Vor allem die Ausdauer der Teilnehmer war zu Beginn enorm eingeschränkt», berichtete Huber. Die Leistung der Teilnehmer habe nur ein Drittel des Normalwertes der jeweiligen Altersgruppe erreicht. Innerhalb von zehn Wochen sei die Leistungsfähigkeit allerdings auf mehr als 50 Prozent gestiegen. «Aus anderen Studien wissen wir außerdem, dass regelmäßige Bewegung den Blutzuckerspiegel nachhaltig senkt», so Huber.
Auf Grundlage der Erkenntnisse will die DAK nun als erste gesetzliche Krankenkasse den Baustein Bewegung fest in das Behandlungskonzept bei Diabetes Typ 2 einbauen. Dies sollte bundesweit auch von anderen Kassen umgesetzt werden, forderte der Sportwissenschaftler. «Diabetiker müssen lernen, Bewegung in ihren Alltag zu integrieren.» Das bestehende Gesundheitssystem sei darauf nicht ausgerichtet. «Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten. Die werden verschrieben - und alle sind glücklich», kritisierte er.
Angesichts der immer größer werdenden Anzahl von Diabetes- Erkrankungen würden dadurch viele Chancen verschenkt. «Der Arzt müsste den Patienten eigentlich Druck machen und sie zur Bewegung zwingen», so Huber. «Zugleich müsste er sie beraten und Angebote nennen können - dafür gibt es aber keinen Abrechnungsposten.» Zudem fehle die Infrastruktur. Sport-Studios seien für die rund 6,4 Millionen Menschen mit Diabetes die falsche Adresse. «Die wenden sich an Menschen, die allenfalls ein Fettpölsterchen loswerden möchten», erklärte Huber. «Bei unseren Patienten geht es aber um Menschen, die Fettpolster abbauen und ihren Lebensstil umfassend ändern müssen.» (dpa)