Dazu gehörte auch ein bisher einmaliges Angebot, dringend benötigte Hilfsgüter mit Zivilmaschinen direkt nach Havanna zu fliegen und dort kubanischen Regierungsbeamten zu übergeben. Unterdessen sucht das kommunistische Land die Unterstützung Russlands. Dessen Vize-Regierungschef Igor Setschin war am Montag (Ortszeit) auf dem Weg nach Venezuela zu einem Blitzbesuch in Havanna eingetroffen. Bei den Gesprächen mit der kubanischen Führung ging es nicht nur um humanitäre Hilfe sondern auch um eine Vertiefung der strategischen Zusammenarbeit unter anderem bei der Ölförderung im Golf von Mexiko.
Dem Washingtoner Außenministerium zufolge hat die US-Regierung Kuba ein Hilfsangebot im Umfang von insgesamt fünf Millionen Dollar (etwa 3,5 Millionen Euro) unterbreitet, das aber - ebenso wie bereits zuvor eine Soforthilfe von 100.000 Dollar - prompt zurückgewiesen wurde. Die USA bedauerten dies und äußerten die Hoffnung, dass Kuba seine Meinung noch ändere, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack am Montag (Ortszeit) in Washington.
Kurz zuvor hatte die kubanische Führung die USA in einer offiziellen Note erneut aufgefordert, Teile des seit Jahrzehnten gegen Kuba verhängten Embargos vorübergehend auszusetzen, damit US- Unternehmen vor allem Baumaterialien und Lebensmittel gegen Kredite nach Kuba liefern können. Kuba sei nicht bereit, Geschenke von einem Land anzunehmen, das es «blockiert», hieß es in einer offiziellen Note an das US-Außenministerium, die in der staatlichen kubanischen Presse veröffentlich wurde.
Die kubanische Bitte nach einem Zugang zu Krediten war bereits vor mehreren Tagen von Washington zurückgewiesen worden. Die US-Regierung hatte aber seit den ersten Verwüstungen in Kuba durch «Gustav» am 7. September Genehmigungen im Wert von 250 Millionen Dollar zum Verkauf von Agrargütern erteilt, darunter Holz für Wiederaufbauarbeiten.
Setschin, der binnen kurzer Zeit zum zweiten Mal Kuba besuchte, bekräftigte die Bedeutung der russisch-kubanischen Beziehungen. Moskau habe den festen Willen, Kuba beim Wiederaufbau nach den Zerstörungen durch die Wirbelstürme der vergangenen Wochen zu helfen.
Bei den fünfstündigen Gesprächen wurde auch über eine Zusammenarbeit beim Schiffsbau, bei der Autoindustrie und vor allem im Energiesektor gesprochen, wie es hieß. Bereits im Juli, nach dem ersten Besuch Setschins in Kuba, hatte sich der russische Regierungschef Wladimir
Putin für eine stärkere Präsenz seines Landes auf der größten Antilleninsel ausgesprochen.
Die kubanische Regierung hat inzwischen Hilfe der Vereinten Nationen, Russlands, Brasiliens, Ecuadors, Mexikos, Spaniens, Venezuelas und anderer Länder angenommen. Die materiellen Schäden belaufen sich nach offiziellen Angaben auf rund fünf Milliarden Dollar. Die Stürme haben mehrere hunderttausend Häuser in ganz Kuba beschädigt oder zerstört und der Landwirtschaft erhebliche Schäden zugefügt. Sieben Menschen kamen durch die
Unwetter ums Leben. (dpa)