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13.05.2018 | 12:50 | Maikäferflug 2018 

Maikäfer in Bayern unterwegs

Freising - Nach drei Jahren Larvenstadium im Boden ist es jetzt wieder soweit: Bei den Maikäfern in Bayern sei Hauptflugjahr, sagt Ullrich Benker von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Maikäfer 2018
Sie leben nur bis zu vier Wochen und sind meistens nicht größer als drei Zentimeter, dennoch bereiten sie Forstbesitzern und Landwirten Sorge: die Maikäfer. Jedes vierte Jahr fliegen die Insekten vermehrt, auch 2018 wieder. Den größeren Schaden werden sie in Bayern allerdings wohl im kommenden Jahr verursachen. (c) unpict - fotolia.com
Doch während hessischen Forstbesitzern wegen der Insekten in diesem Jahr das Absterben von bis zu 10.000 Hektar Wald droht, wird der Schaden im Freistaat wohl weitaus geringer ausfallen. Dabei machen sich die kleinen Tiere auch in Bayern schon über die Pflanzen her.

Dass der Freistaat glimpflicher davonkommt als andere Bundesländer, liege zum einen an der hier hauptsächlich heimischen Sorte der Käfer, dem Melolontha melolontha, also dem Feldmaikäfer, berichtete Benker.

«In Hessen ist es vor allem der Waldmaikäfer Melolontha hippocastani, der Probleme macht.» Teilweise könnten Ausläufer der zweiten Populationen auch den Spessart in Bayern berühren, seines Wissens aber nicht im «schadensrelevanten Ausmaß», wie es Benker ausdrückt. Zum anderen befinden sich die beiden unterschiedlichen Arten in verschiedenen Stadien der Entwicklung, die bis zu vier Jahre dauert. In Bayern fliegen die Tiere schon, in Hessen setzen vor allem die Larven den Pflanzen zu.

Schaden können die kleinen Tiere der Natur nämlich auf mehrere Arten. Besonders weitreichend können dabei die Konsequenzen sein, wenn die Populationen sich als Larven, sogenannte Engerlinge, im Boden befinden. «Die Schäden durch Engerlinge sind grundsätzlich im zweiten Jahr, also dem Jahr nach dem Flugjahr, am größten», erklärt Benker.

Dann nämlich fressen die hungrigen Engerlinge die Wurzeln von Pflanzen an - bezüglich der Feldmaikäfer meist die von Gräsern, bezüglich der Waldmaikäfer die von Bäumen. «In Bayern wundern sich dann viele Landwirte, weil ihre Wiesen trotz ausreichend Wasser braun sind, so als wären sie vertrocknet oder verbrannt», sagte Benker. Dahinter stecken aber die Engerlinge, die die Wurzeln nachhaltig beschädigt haben. Das wird im Freistaat wohl wieder nächstes Jahr der Fall sein, wenn nach dem Hauptflugjahr die jungen Engerlinge im Boden auf Nahrungssuche sind.

Bei einer starken Engerling-Population der Waldmaikäfer, wie derzeit in Hessen, droht sogar das Absterben ganzer Wälder, wie Christian Raupach, geschäftsführender Direktor des Verbandes der hessischen Waldbesitzer, erklärt.

«Wenn Wildschweine nach den Engerlingen suchen, reißen sie die Grasnarbe auf und die rollt sich auf wie ein Teppich, weil durch fehlendes Wurzelwerk kein Halt mehr zum Erdreich ist. Bei Hanglagen und Niederschlag droht sogar Erosion», beschreibt es Benker.

Dagegen wirkt es fast harmlos, was später die geschlüpften Käfer tun: Kahl- oder Reifungsfraß. Wald- wie Feldmaikäfer machen sich zum Beispiel über die Blätter der Bäume her. «Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter», ist vom Naturschutzbund Deutschland zu erfahren. «Es ist noch kein Baum am Reifungsfraß gestorben», versichert auch Benker.

An manchen Orten in Bayern ist die Wahrscheinlichkeit derweil größer, auf einen Maikäfer zu treffen, als andernorts: «Gebiete mit größeren Feldmaikäfer-Populationen sind der Spessart, konkret Hessenthal-Mespelbrunn und die nach Norden und Süden angrenzenden Täler, der Bayerische Wald, zum Beispiel in Breitenberg und Sonnen sowie auf einzelnen Flächen oberhalb Deggendorfs, das Inntal, hier besonders Oberaudorf und Niederaudorf, die Fraueninsel im Chiemsee und Reichling im Landkreis Landsberg/Lech», weiß Benker.

In Reichling indes gibt es noch eine Besonderheit: Das ist laut Benker der einzige Ort, in dem jedes Jahr viele Maikäfer fliegen. Dort haben sich über Jahrzehnte die Generationen so durchgemischt, dass sich in jedem Jahr genügend Weibchen und Männchen zur Paarung finden.
dpa/lby
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